Erdweg:Bürgerwindrad im Buchwald gescheitert

Lesezeit: 2 min

Erdweger ziehen sich aus wirtschaftlichen Gründen aus dem Windradprojekt zurück. Sie kritisieren das Landratsamt für ein langwieriges Genehmigungsverfahren. Jetzt soll ein Großinvestor übernehmen

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Das geplante Bürgerwindrad im Buchwald bei Erdweg ist Geschichte. Die Bürgerwindenergie Erdweg GmbH hat sich am vergangenen Montag aufgelöst, wie ihr Sprecher Jörg Burger der Süddeutschen Zeitung mitteilte. Als ausschlaggebend für die Auflösung nannte Burger wirtschaftliche Gründe. Durch die langen Verzögerungen im Genehmigungsprozess und die sinkenden Einspeisungsvergütungen würde das Windrad nur mehr eine minimale Rendite abwerfen, die ein Bürgerbeteiligungsprojekt nicht mehr rentabel mache. Der Projektentwickler des Windenergieprojekts, die WWS Projektbau GmbH & Co. KG, kündigt an, die Genehmigung für das Windrad nun Großinvestoren anbieten zu wollen. Geschäftsführer Erich Wust versichert: "Das Windrad wird auf jeden Fall gebaut."

Schuld am Scheitern trägt laut Bürger das Landratsamt

Die jahrelangen Bemühungen und Planungen der Erdweger Bürger laufen damit endgültig ins Leere. Die Bürger hatten sich bereits im Jahr 2011 zu einer GmbH zusammengeschlossen und vergeblich um eine Genehmigung von ursprünglich drei Windkraftanlagen im Buchwald bei Erdweg gekämpft. Die Schuld am Scheitern des Projekts sehen die Bürger beim Landratsamt Dachau, das den Bau erst nach einem Urteil des Verwaltungsgerichts München vor wenigen Monaten unter Auflagen genehmigte. In den nächsten Tagen wollen die Bürger ihre Vorwürfe in einem Brief an das Landratsamt kundtun. Schon jetzt aber ließen die Mitglieder der Bürgerwindenergie durchblicken, dass das Landratsamt in ihren Augen mit haltlosen Gutachten die Genehmigung des Windparks so lange verzögert habe, dass ein ausreichend rentabler Betrieb der Anlage nun nicht mehr möglich sei. Auch WWS-Geschäftsführer Erich Wust übt scharfe Kritik am Landratsamt: "Man hat mit allen Mitteln versucht, das Projekt zu torpedieren. Der Landkreis Dachau bietet leider keinen Nährboden für Bürgerwindenergieprojekte."

Die Enttäuschung über das Ende des Bürgerprojekts ist groß

Das Dachauer Landratsamt hatte das Windenergieprojekt zunächst unter Berufung auf das Landesamt für Denkmalpflege und später wegen eines Artenschutzgutachtens untersagt. Im Januar 2016 schließlich genehmigte es den Windpark unter der Bedingung, dass die Flugbewegungen des durch die Windräder angeblich gefährdeten Wespenbussards für ein weiteres Jahr kartiert werden müssen. Der Projektentwickler WWS zog daraufhin den Genehmigungsantrag für zwei der drei Windräder aus wirtschaftlichen Gründen zurück.

Die Enttäuschung der Erdweger über das Ende ihres Bürgerprojekts ist groß. Eigene Nachrechnungen ergaben, dass das Windrad eine Rendite von nurmehr 2,4 Prozent anstatt der in Aussicht gestellten fünf bis sechs Prozent abwerfen würde. Auch wegen des hohen Verwaltungsaufwands eines Bürgerwindenergieprojekts sagte Jörg Burger: "Das lohnt sich nicht mehr." Auf erste Ausschüttungen müssten die Bürger voraussichtlich mindestens zehn Jahre warten, schätzt Projektentwickler Wust. "Das möchte ich den Bürgern nicht anbieten."

© SZ vom 28.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: