Erdweg:Partnerschaftlich

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Die Idee von Bürgermeister Georg Osterauer, die jeweiligen Referenten die wichtigen Themen von Erdweg im Überblick vortragen zu lassen, begrüßen die Zuhörer in Kleinberghofen

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Auf den anderen Bürgerversammlungen des Landkreises halten die Bürgermeister für gewöhnlich lange Monologe über den Zustand ihrer Kommune. Erdwegs Bürgermeister Georg Osterauer aber gab das Wort am Donnerstag nach einer bündigen Gesamtschau an die Referenten aus den verschiedenen Ausschüssen des Gemeinderats ab. Sie sind es schließlich, die einen besonders tiefen Einblick in ihr jeweiliges Ressort haben.

Die fast 100 Erdweger Bürger im Kleinberghofener Bürgerhaus honorierten die Einzelvorträge mit Applaus. Erdwegs Dritte Bürgermeisterin, Monika Sedlatschek aus Walkertshofen, referierte über das Thema Asyl. Derzeit leben in Erdweg 63 Asylsuchende. Zwölf von ihnen haben bereits im Jahr 2013 das Wirtshaus im Erdweger Ortsteil Walkertshofen bezogen. Eine achtköpfige Familie aus dem Irak bewohnt seit 2014 ein Haus in Unterweikertshofen. Schließlich wurde Ende 2014 eine Container-Unterkunft für bis zu 50 Asylsuchende am Ortseingang von Erdweg errichtet. Der Helferkreis der Gemeinde zählt inzwischen 20 Mitglieder, gibt ehrenamtlich Deutschkurse, vermittelt Jobs und "sorgt für Ordnung", führte Sedlatschek aus. Weil der erforderliche Aufwand jedoch zu groß geworden sei, warte die Gemeinde noch auf die Zuweisung eines Kümmerers durch das Landratsamt. "Wir hängen da etwas in der Luft." Gerüchten, wonach die Asylsuchenden Kriminalität in die Gemeinde transportierten, erteilte Sedlatschek eine deutliche Absage.

Kulturreferent Manfred Kircher blickte auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurück. Mit der von Bürgern initiierten Renovierung des denkmalgeschützten Wirtshauses am Erdweg habe man endlich wieder einen "wunderschönen Punkt" im Ortszentrum. Kircher hob dabei auch die erfolgreiche Gründung des Erdweger Kulturvereins hervor, an dem sich fast 50 Bürger beteiligen. Mit dem ausverkauften Auftritt der Musikkabarettgruppe Couplet AG habe der Kulturverein ein erstes Ausrufezeichen gesetzt.

Bahnübergang in Erdweg. (Foto: Toni Heigl)

Etwas nachdenklichere Töne stimmte die Seniorenbeauftragte Maria Braun aus Kleinberghofen an. Den 929 Personen in der Gemeinde, die älter als 60 Jahre sind, gehe es dank des reichen Beschäftigungsangebots zwar gut. Bedauerlich sei jedoch, dass der sogenannte Lotsendienst für Senioren - ein wöchentlicher kommunaler Beratungsdienst - kaum Resonanz finde. Braun bemängelte weiter, dass es in der Gemeinde nach wie vor an Sozialwohnungen, betreutem Wohnen und kleineren Wohneinheiten mangele. Bürgermeistersohn Matthias Osterauer widmete sich in aller Kürze dem Thema Energie. Die entscheidende Frage, ob das Ortszentrum von Erdweg wie angedacht eine zentrale Energieversorgung bekomme, konnte er allerdings nicht beantworten. "Wir müssen abwarten, ob sich die Kirche beteiligt."

In der abschließenden Diskussion brachten die Erdweger zahlreiche Beschwerden über die Infrastruktur der Gemeinde hervor. Franz Keller beklagte sich über das "schreckliche" Erscheinungsbild des Kleinberghofener Bahnhofs mit seinen "vielen Schildern und rot-weißen Geländern". Die beiden Bahnhöfe im Gemeindegebiet Erdweg sind immer noch nicht fertig. "Sie lassen noch zu wünschen übrig", sagte auch Osterauer und bat um Verständnis, dass manch unschön aussehende Sicherheitsvorkehrung leider vonnöten sei. Anlass zu Kritik gab auch die Enge am Wertstoffhof in Guggenberg. Man suche seit geraumer Zeit erfolglos einen neuen Platz, sagte Osterauer. Immerhin, der schon lange geplante Radweg zwischen Unterweikertshofen und Welshofen könnte 2017 gebaut werden, stellte Osterauer in Aussicht.

Georg Osterauer ist Erdwegs Bürgermeister. (Foto: Toni Heigl)

Günther Dietzinger forderte die Einführung einer Tempo-30-Zone am Ortseingang von Walkertshofen (von Welshofen kommend). Die Gemeinde hat dort vorübergehend ein digitales Tempomessgerät installiert. Später sollen Geschwindigkeitskontrollen erfolgen, versprach Osterauer. Der Walkertshofener Bürger Dieter Schneefeld forderte unter großer Zustimmung eine Anleinpflicht für große Hunde, nachdem der beliebte Erdweger Bürger Hans Daurer im November vergangenen Jahres von einer frei laufenden Bordeaux-Dogge schwer verletzt worden war. Der inzwischen an einer Krankheit verstorbene Daurer musste mehrere Monate im Krankenhaus behandelt werden. Schließlich wurde von mehreren Seiten ein Einheimischen-Modell für Gemeindebürger, insbesondere für Familien, gefordert. Osterauer stimmte dem Ansinnen grundsätzlich zu, gab aber zu Bedenken, dass Grundstücke künftig verstärkt für sozial Schwächere, sprich für sozialen Wohnungsbau verwendet werden müssten.

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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