Erdweg:Haftbefehl im Erdweger Mordfall

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Die Kripo verdächtigt einen 26-Jährigen, der mit der EC-Karte der getöteten Frau mehrmals Geld in München abgehoben hat. Der junge Mann gibt den Diebstahl der Kreditkarte zu, will aber die Gewalttat nicht verübt haben

Von Robert Stocker, Erdweg

Die Ermittler der Kriminalpolizei Fürstenfeldbruck verfolgen im Mordfall Ursula Schnur eine heiße Spur: Am Sonntagnachmittag nahmen die Fahnder vorläufig einen 26-jährigen Mann in seiner Erdweger Wohnung fest. Er stahl die EC-Karte der Ermordeten und hob damit an den Geldautomaten mehrerer Münchner Banken fünf Mal jeweils 1000 Euro ab. Der Verdächtige kassierte das Geld im Zeitraum zwischen Dienstag, 28., und Freitag, 31. Oktober. Zuletzt wurde Ursula Schnur am 28. Oktober in einer Tankstelle lebend gesehen. Der 26-Jährige gestand in seiner Vernehmung, die Kreditkarte gestohlen zu haben. Auch die Geldabhebungen räumte er ein. Mit dem Tod der 76-jährigen Frau will er aber nichts zu tun haben.

Bei der Überprüfung des Bankkontos von Ursula Schnur stellten die Ermittler der Kripo Fürstenfeldbruck fest, dass in den vergangenen Tagen fünf Mal mit der EC-Karte der Toten in mehreren Münchner Banken Geld abgehoben wurde. Dabei wurde das Tageslimit von jeweils 1000 Euro ausgeschöpft. Die Videokameras der Geldinstitute zeichneten den 26-Jährigen beim Geldabheben auf. Sein Gesicht war jedes Mal teilweise vermummt. Trotzdem erkannte ein Beamter der Kripo Fürstenfeldbruck eine starke Ähnlichkeit mit einem Mann, der schon zuvor polizeibekannt war. Dabei handelt es sich um den 26-Jährigen aus Erdweg. Die Staatsanwaltschaft München II erwirkte daraufhin einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss. Er wurde am Sonntagnachmittag vollzogen.

Die Fahnder der Kripo trafen den Mann gegen 16.05 Uhr in seiner Erdweger Wohnung an. Zwar gestand er in seiner Vernehmung den Diebstahl der EC-Karte und die Abhebungen an den Geldautomaten. Doch die Tötung der 76-Jährigen bestreitet er. Die Staatsanwaltschaft München II beantragte gegen den 26-Jährigen Haftbefehl, den der zuständige Ermittlungsrichter am Montagnachmittag erließ. Der Verdächtige sitzt jetzt wegen Mordverdachts in U-Haft. Wie das Polizeipräsidium Oberbayern Nord mitteilt, ermittelt die Kripo weiter mit Hochdruck. Besonderes Augenmerk legen die Fahnder auf die Spuren vom Tatort. Dabei geht es darum, ob dem Verdächtigen etwa Fingerabdrücke oder sonstige Spuren am Tatort zugeordnet werden können.

Verwertbare Ergebnisse werden in den nächsten Tagen erwartet. Die 76-jährige Frau wurde vermutlich schon am Dienstag vergangener Woche in ihrem Haus in der Waldstraße im Erdweger Ortsteil Großberghofen getötet. Der Kaminkehrer fand die Leiche der Witwe am Freitag in den frühen Morgenstunden. Für einen Täter aus dem Bekannten- oder Familienkreis gab es laut Polizei keine Anhaltspunkte. Die 76-Jährige könnte von einem Einbrecher getötet worden sein, sagte am Sonntag ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord. Am Montag sagte ein Sprecher des Präsidiums, die Witwe sei "durch Gewalteinwirkung am Oberkörper und Kopf" getötet worden. Dies ergab eine Obduktion der Leiche im rechtsmedizinischen Institut München. Die genaue Todesursache wurde nicht bekannt gegeben - aus ermittlungstaktischen Gründen. "Solche Einzelheiten geben wir im Vorfeld der Ermittlungen nicht preis, denn so etwas kann nur der Täter wissen", sagte am Montag ein Präsidiumssprecher. "Zeugen oder Verdächtige sollen unbelastet ihre Angaben machen."

"Tief betroffen" von der Tat zeigt sich auch Erdwegs früherer Bürgermeister Michael Reindl. Er arbeitete mit Ursula Schnur 23 Jahre lang bis zu ihrer Pensionierung in der Erdweger Gemeindeverwaltung zusammen. Die Ermordete war Angestellte in der Hauptverwaltung und beispielsweise für das Einwohnermelde- und Passwesen zuständig. Reindl: "Sie war die erste Anlaufstelle für alle Bürger."

© SZ vom 04.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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