Erdweg:Die Wohnungsnot der Jungen

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Der Neujahrsempfang der CSU Erdweg beschäftigt sich mit dem Einheimischenmodell. Das Thema trifft den Nerv vieler Gemeindebürger, die von Zuhause ausziehen wollen, aber nicht wissen wohin.

Von Benjamin Emonts, Erdweg

Viele junge Leute sind am Sonntagvormittag zum Neujahrsempfang des CSU-Ortsverbands Erdweg ins Kleinberghofener Bürgerhaus gekommen - in überwiegender Zahl keine Parteimitglieder. Das lag wohl auch am Thema: Es ging um die Siedlungsentwicklung der Gemeinde, im Speziellen um das Einheimischenmodell. Bauwillige, junge Leute aus der Gemeinde interessiert das natürlich.

Das Einheimischenmodell bietet den Kommunen die Möglichkeit, der ortsansässigen Bevölkerung vorrangig verbilligten Wohnraum zu schaffen. Der Moderator der Gesprächsrunde Christian Blatt, seines Zeichens Zweiter Bürgermeister der Gemeinde Erdweg, hat im Jahr 2009 für diesen Zweck ein Grundstück im Ortsteil Großberghofen erworben. Sein Haus steht inzwischen. Blatt hat damals 185 Euro für den Quadratmeter Bauland gezahlt - anstatt mehr als 300, wie marktüblich wäre.

Als Moderator warf er dennoch die Fragen in die Gesprächsrunde: "Brauchen wir wieder ein Einheimischenmodell? Und wenn ja, wie setzen wir es um?" Befragt wurden dazu Josef Lochner, Grundstücksbesitzer aus Kleinberghofen, dessen zwei erwachsene Kinder in der Ortschaft bauen wollen; Telemach Rieff, Architekt und Vater zweier Kinder, der mit seiner Familie auf dem Land gerne ein Haus errichten würde, aber keinen Bauplatz dafür findet; und Veronika Eisenhofer, Erdweger Gemeinderätin und Besitzerin eines Bauernhofes in Welshofen.

Gesundes Wachstum ermöglichen

Die einhellige Meinung der Diskutanten: Ja, wir brauchen ein Einheimischenmodell - und zwar ein möglichst flexibles. Ziel müsse sein, die jungen Leute in der Gemeinde zu halten, ansonsten habe man bald Zustände "wie im Bayerischen Wald", sagte Eisenhofer. "Da sind um neun Uhr die Bordsteine hochgeklappt, weil kein Mensch mehr auf der Straße ist". Letztlich gehe es darum, ein gesundes Wachstum zu ermöglichen.

Bürgermeister Georg Osterauer (Freie Wähler) gab zu bedenken, dass es sich eine Gemeinde nicht mehr leisten könne, ausschließlich für Einheimische Bauland auszuweisen. Die Kommunen seien verpflichtet, auch für die weniger Begüterten bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Viele Menschen könnten sich die Wohnungsmieten schlichtweg nicht mehr leisten. Größtes Problem ist nach wie vor, dass die Grundstücksbesitzer ihr Land meistens nicht hergeben wollen. Laut Osterauer wurde weit weniger als die Hälfte der im Flächennutzungsplan als Einheimischenmodell festgesetzten Flächen zur Verfügung gestellt und bebaut. Josef Lochner regte an, den Grundstücksbesitzern mehr finanzielle Anreize zu geben. Anstatt eines Grundbetrags auf die unerschlossene Fläche, könne man beispielsweise einen prozentualen Anteil von zehn bis 15 Prozent auf das erschlossene Bauland bezahlen. Mit dem derzeit bestehenden Modell komme die Gemeinde jedenfalls nur schwer an Land. "Aber wir können nicht jeden enteignen."

Lochner appellierte an das soziale Gewissen der Grundeigentümer. Wenn der eigene Bedarf gedeckt sei, sollte man auch bereit sein, für einen verminderten Preis Flächen herzugeben. "Man belastet durch seine eigenen Grundstücke ja auch die Allgemeinheit, mit Verkehr und Infrastruktur."

Der CSU-Landtagsabgeordnete Anton Kreitmair kritisierte, die Umsetzung von Einheimischenmodellen müsse unbürokratischer werden, es dauere alles zu lang. Der 23-jährige Markus Schilcher aus Kleinberghofen klopfte zustimmend auf den Tisch. Er warte schon lange darauf, auf dem Grundstück seiner Eltern endlich bauen zu dürfen.

© SZ vom 25.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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