Entwicklung:Geduldsprobe

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Wachsende Bürokratie und Bearbeitungsstau bei der Projektprüfung bremsen Regionalentwicklungsverein Dachau Agil

Von Petra Schafflik, Dachau

Neugestaltung des Hutter-Museums in Großberghofen, Räuber-Kneißl-Radweg, Jugendplätze in Röhrmoos und Hebertshausen, intergenerative Anlaufstellen in Bergkirchen und Erdweg, Vernetzungsplattform zur Integration von Migranten in den regionalen Arbeitsmarkt: Eine ganze Reihe von Projekten hat der regionale Entwicklungsverein Dachau Agil auf seiner Agenda. Und bis zum Ende der laufenden Förderperiode, in der die Europäische Union von 2014 bis 2020 im Landkreis Vorhaben mit 1,5 Millionen Euro unterstützt, werden sicher noch einige Ideen dazu kommen. Allerdings: Wachsende Bürokratie und ein Bearbeitungsstau bei der Projektprüfung im zuständigen Landwirtschaftsamt lassen derzeit die Arbeit stocken. Vereinsvorsitzender und Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU), mahnte bei der Mitgliederversammlung am Donnerstagabend zu Geduld. Der bürokratische Aufwand sei definitiv enorm hoch, die EU-Fördermittel aber eben "auch ein Wirtschaftsfaktor".

Gerade im Bereich Naherholung und Tourismus entstünden gute Projekte, "die den Landkreis weiterbringen, die Kommunen alleine aber nicht stemmen könnten". Allerdings: Um Konzepte nachhaltig weiterzuführen, braucht Dachau Agil mehr Geld. Die Beiträge für Landkreis und die 16 Mitgliedsgemeinden werden von 2017 an angehoben. Ein Blick auf Kassenbericht und Finanzplan zeigte den Handlungsbedarf: Um einmal mit einer Anschubfinanzierung initiierte Projekte auch langfristig zu begleiten, braucht der regionale Entwicklungsverein mehr finanzielle Mittel. Allein die Hälfte des Jahresbudgets von 300 000 Euro fließt in Naherholung und Tourismus. Ist es das wert?, wurde aus der Versammlung gefragt. "Ich finde ja", antwortete Landrat Stefan Löwl (CSU). Gerade dieser Bereich biete "riesige Potenziale". Und koste mit dem Informationsbüro im Alten Zollhäusl in Dachau und diversen Messe-Beteiligungen, Broschüren und Homepage eben auch Geld. Tatsächlich habe der Tourismus mit dem gemeinsamen Marketing-Konzept der 16 Mitgliedskommunen, mit thematischen Flyern und zielgruppenorientierten Angeboten "einen unheimlichen Schub bekommen", sagte auch Felbermeier. "Die Übernachtungszahlen sind enorm nach oben gegangen." Eine gute Entwicklung, denn der Landkreis hatte hier "massiven Nachholbedarf", so der Wirtschaftsförderer des Landkreises, Johann Liebl. Deshalb sei ein Ausbau des Tourismusbereichs eben auch Wirtschaftsförderung.

Doch um Vorhaben weiterzuführen, neue Ideen umzusetzen, benötigt Dachau-Agil künftig ein solideres Budget. Die seit der Gründung 2006 stabilen Mitgliedsbeiträge sollen daher 2017 ansteigen. Die Gemeinden werden 0,85 Euro statt bisher 0,75 Euro je Einwohner leisten. Der Landkreis die Hälfte des so gewonnenen Betrags noch drauflegen, statt bisher nur ein Viertel. Zusammen ergibt das jährlich statt bisher 96 000 Euro künftig 131 000 Euro. Zusätzlich leistet der Landkreis noch Extra-Zahlungen für einzelne Projekte, die nach der Anschubförderung als langfristige Angebote weitergeführt werden. Die finanzielle Situation kranke auch daran, "dass Dachau nicht dabei ist", monierte Volker Knittel vom Europäischen Wirtschaftsforum. Er sprach ein Thema an, das seit der Gründung von Dachau Agil diskutiert wird. Anders als die übrigen Gemeinden ist die Kreisstadt nicht Mitglied.

Tatsächlich sei es schwierig, eine Region zu entwickeln, "wo ein wichtiger Partner nicht dabei ist", sagte Peter Felbermeier. Denn in der Stadt lebe nun einmal ein Drittel der Landkreisbewohner. Allerdings bestehe bei Einzelprojekten durchaus eine enge Zusammenarbeit mit Dachau. So hat sich die Stadt am Vorhaben "Dorf und Metropole" beteiligt, kooperiert eng beim Thema Naherholung und Tourismus. Da gebe es, so Felbermeier, "ein gutes Miteinander, aber - sie sind halt nicht Mitglied".

© SZ vom 05.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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