Entscheidung der Ministerien:Fünftes Gymnasium soll nach Röhrmoos

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"In der Standortfrage ist das letzte Wort noch nicht gesprochen", sagt CSU-Kreisvorsitzender Bernhard Seidenath. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bayerns Finanz- und Kultusministerien geben ihre grundsätzliche Zustimmung zum Schulbau in der 7000-Einwohner-Gemeinde. Die Kreispolitik gibt den favorisierten Standort Bergkirchen noch nicht ganz auf

Von Helmut Zeller, Dachau

Das fünfte Gymnasium im Landkreis Dachau kommt - allerdings nicht, wie vom Kreistag vorgesehen, nach Bergkirchen. Die 7000 Einwohner zählende Gemeinde Röhrmoos hat das große Los gezogen. Bayerns Finanzministerium und Kultusministerium haben am Donnerstag ihre grundsätzliche Zustimmung zu dem Schulbau bekanntgegeben. Der Landtagsabgeordnete Bernhard Seidenath (CSU) bezeichnet die Genehmigung als einen "Meilenstein für den Bildungslandkreis Dachau". Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) freut sich, wie er sagt, dass der "dringende Bedarf" anerkannt worden ist. Denn der ungebrochene Zuzug und die Rückkehr zum neunstufigen Gymnasium machen viel mehr Platz nötig - und das schnell, spätestens zur Mitte des nächsten Jahrzehnts. In die allgemeine Freude mischt sich jedoch ein Wermutstropfen: Aus dem von der Kreispolitik favorisierten Standort Bergkirchen wird wohl nichts werden.

Der Landkreis Dachau ist der am stärksten wachsende in ganz Bayern. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) stimmt mit Landrat Löwl darin überein, dass auf Grundlage der Schülerprognosen, des Landkreises ein weiteres Gymnasium nötig ist. Allerdings erfüllt Bergkirchen laut Kultusminister nicht die formellen Voraussetzungen für einen Neubau. Das sieht der Kreistag jedoch anders: Die Berechnung basiert auf einer Mindestzahl von 675 Schülerinnen und Schülern im G 9 für einen dreizügigen Betrieb. Diese Zahl wird für den Standort Bergkirchen nicht erreicht. Das Gutachten prognostiziert für die Gemeinde noch im Jahr 2035 nur 629 Schüler - zum Vergleich: für Röhrmoos 781 Schüler. Eine leichte Entscheidung, wie es scheint. Doch nur vordergründig. Der Landkreis hatte noch Hebertshausen als Standort vorgeschlagen, das die erforderliche Schülerzahl laut Prognosen auch nicht erreicht. Doch für Bergkirchen spricht aus Sicht der Kreispolitik ein weiteres Argument: Das Schülerpotenzial wird aller Voraussicht nach wachsen, damit wäre in den nächsten Jahren mit einer ungleich höheren Übertrittsquote zu rechnen, bedingt auch durch den vorgesehenen musischen Zweig des fünften Gymnasiums. Doch diese Faktoren werden vom Ministerium - so ist die Regel - für die Schülerprognose nicht berücksichtigt.

Landrat Löwl verspürt, wie er im Gespräch mit der SZ sagte, eine "gewisse Enttäuschung". Doch das kann die allgemeine Freude nicht trüben: "Das Hauptproblem, die schnelle Kapazitätserweiterung bis zum Wirksamwerden der G-9-Reform, ist gelöst, das ist ein Riesenerfolg." Löwl betont die Bedeutung der Genehmigung eines fünften Gymnasiums, obwohl das vierte in Karlsfeld noch nicht einmal gebaut sei. Seidenath meint, die Entscheidung gegen Bergkirchen "sollte die große Freude über die grundsätzliche Entscheidung für ein fünftes Gymnasium nicht trüben".

Durch den massiven Zuzug wächst die Landkreisbevölkerung rasant, im Jahr 2016 wurden mehr als 150 000 Einwohner gezählt. "Da ist es nur konsequent, dass auch die Bildungsinfrastruktur in unserem Landkreis mitwächst", so Seidenath.

Nur sehen die Kommunalpolitiker eben deshalb einen großen Nachholbedarf im westlichen Teil des Dachauer Landes, der von der S-Bahn abgehängt ist. Bergkirchen (fast 8100 Einwohner) ist eine Wachstumsgemeinde mit großem Gewerbegebiet und für Neubürger attraktiv. Offenbar wollen die Kreispolitiker noch nicht aufgeben. Der CSU-Kreisvorsitzende Seidenath sagt dazu: "In der Standortfrage ist das letzte Wort noch nicht gesprochen." Die Berechnungen würden noch einmal überprüft. Dann wollen er und Löwl in den nächsten Wochen im Gespräch mit der Ministerialverwaltung ausloten, ob der Standort wirklich in Granit gemeißelt sei, oder es doch noch einen Spielraum gebe.

Ungefähr 3600 Jugendliche besuchen die drei Gymnasien, zwei in der Stadt Dachau, eines in der Marktgemeinde Indersdorf. Zum Vergleich: Die vier Realschulen im Landkreis (Dachau, Odelzhausen, Indersdorf und Weichs) haben derzeit etwa 2600 Schüler. Das vierte Gymnasium soll, wenn alles nach Plan läuft, im Jahr 2025 fertiggestellt sein. Ende Oktober liegen die Ergebnisse des Architektenwettbewerbs vor, dann wird ein Entwurf ausgewählt und in die Detailplanung eingestiegen. Der Landkreis muss nun den Bau von gleich zwei Gymnasien managen. "Das ist eine große Herausforderung", sagt Seidenath.

Der Röhrmooser Bürgermeister Dieter Kugler (CSU) freut sich, wie er sagt. Aber er betont, dass man nicht in Konkurrenz zu Bergkirchen stehe: "Wir arbeiten alle nicht gegeneinander." Es sei für den ganzen Landkreis wichtig, dass rechtzeitig eine Entscheidung gefallen sei.

© SZ vom 27.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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