Endlich geht es voran:Eine Kletterhalle für Dachau - mit zweijähriger Verspätung

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Das Projekt der Naturfreunde Bayern wird nach langer Standortsuche und vielen Diskussionen bis zum Herbst 2020 am Wettersteinring entstehen

Von Julia Putzger, Dachau

Vor drei Jahren wurde ihr Bau bereits im Stadtrat genehmigt, vor zwei Jahren hätte sie eröffnen sollen: Die Dachauer Kletterhalle ist ein Projekt, auf das wohl viele schon lange sehnsüchtig warten, doch bei dem in den vergangenen Jahren kaum Fortschritte erkennbar waren. Von Seiten der Naturfreunde Bayern, welche die Halle bauen und betreiben wollen, gibt es nun aber - erneut - grünes Licht. Der neue Zeitplan, der eine Eröffnung im Herbst 2020 vorsieht, ist zwar recht knapp bemessen, doch eigentlich sollte dieses Mal alles klappen.

Interner Klärungsbedarf hinsichtlich der Finanzierung habe das Projekt verzögert, heißt es von den Naturfreunden. Immerhin schlägt der Bau der Halle am Wettersteinring im Süden Dachaus mit rund 4,3 Millionen Euro zu Buche. Ursprünglich war eine Kofinanzierung von Bundes- und Landesverband angedacht, nun wird es aber doch ein "rein bayerisches Projekt", wie es Peter Pölloth, Landesgeschäftsführer der Naturfreunde Bayern, erfreut formuliert. Etwa ein Viertel der Summe stellten private Sponsoren zur Verfügung, den Rest leiht die Stadtsparkasse München, die sich vom ausgeklügelten Businessplan überzeugen ließ. Pölloth betont, dass es keinen Streit zwischen Bundes- und Landesverband gegeben habe. Aber man sei zu dem Schluss gekommen, dass die Verantwortung allein bei den bayerischen Naturfreunden belassen werden sollte, denn das vereinfache Entscheidungen und den künftigen Betrieb der Halle.

Wie die neue Freizeitanlage aussehen soll, ist bereits seit Längerem bekannt. Rund 2000 Quadratmeter Kletterfläche soll es in der Halle insgesamt geben, 600 davon im überdachten Außenbereich an der Süd- und Westseite des Gebäudes. Es wird einen 450 Quadratmeter großen Boulderbereich geben, der sich über drei Etagen erstreckt, sowie einen geschützten Bereich für Anfänger oder spezielle Kurse. Mit einer Höhe von 17 Metern sei die Halle höher als die meisten in der Umgebung und zudem auch für professionelle Wettkämpfe geeignet, erklärt Peter Pölloth.

Wichtig war den Bauherren außerdem die Barrierefreiheit: "Wir sind von Grund auf inklusiv", sagt Pölloth. Des weiteren wurde bei der Planung auf eine nachhaltige Bauweise geachtet. So soll das Dach begrünt werden, eine Fotovoltaikanlage, thermische Solaranlagen und eine Wärmepumpe sorgen für die Energieversorgung. Durch eine eigens angelegte Zisterne soll die Toilettenspülung mit Regenwasser funktionieren.

Der Grundstein für all das soll im März 2020 gelegt werden, die Inbetriebnahme der Kletterhalle ist laut Pölloth für Herbst 2020 geplant - das sei zwar ein sportlicher Zeitplan, müsste aber prinzipiell möglich sein. Hans Staudinger, Vorstand der Naturfreunde in Dachau, glaubt indes, dass es wohl noch eine Weile dauern könnte - schließlich würden die Bauunternehmer jetzt wohl nicht auf die Naturfreunde warten, den Erstbesten sollte man jedoch auch nicht nehmen. Insgesamt seien die Mitglieder natürlich froh, wenn sie zum Klettertraining nicht mehr nach München fahren müssten, man solle sich dennoch bis zur Eröffnung die nötige Zeit nehmen.

Stadtrat Sören Schneider (SPD) sieht das auch so: "Lieber gut als gar nicht", sagt mit Blick auf die mehrjährige Verzögerung. Der Stadtrat habe sich zwischenzeitlich zwar über den aktuellen Stand erkundigt, aber keinen Druck auf den Verein ausgeübt. Letztendlich sei es wichtig, dass in Dachau überhaupt eine Kletterhalle gebaut werde. Dafür hatte sich die Dachauer SPD nämlich in Gesprächen mit den Naturfreunden eingesetzt, wie die Partei bereits 2016 betont hat.

Pölloth erinnert an die Suche nach einem Standort, die lange Zeit brauchte. Zunächst sei ein Bau in München geplant gewesen, auf Grund von Problemen mit Anwohnern wurden das Vorhaben aber verworfen. Dann wurde über den Standort Gersthofen im Norden Augsburgs diskutiert, doch dort hätte es durch eine weitere Kletterhalle möglicherweise nicht genügend Nutzer gegeben. "Dachau ist eine grüne Wiese, was die Kletterhallensituation betrifft", stellt Pölloth nun fest. Im Einzugsgebiet liegen nicht nur die Stadt selbst, sondern unter anderem Garching mit seinen zahlreichen Studenten.

"Die Kletterhalle ist ein Riesengewinn für Dachau", freut sich auch Sportreferent Günter Dietz (CSU). Die Sportart sei schon seit Jahren sehr beliebt und somit könne er es nur befürworten, wenn es demnächst auch in Dachau eine entsprechende Infrastruktur gebe. Schneider hat den stetigen Zulauf beim Klettern ebenfalls bemerkt, die bisher in Dachau bestehenden Möglichkeiten beim ASV seien dafür nicht mehr ausreichend. Dem Erfolg der Dachauer Kletterhalle sollte somit nichts mehr im Wege stehen.

© SZ vom 20.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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