Ende der Saison:28 Grad und das Freibad schließt

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Das Drehkreuz steht still. Trotz des Spätsommers haben die Stadtwerke den Betrieb im Familienbad am vergangenen Sonntagabend beendet. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Badegäste sind verärgert. Aber den Stadtwerken fehlt das Personal für eine Verlängerung des Betriebs.

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

Es könnte alles so schön sein. Obwohl der September schon halb vorbei ist, scheint die Sonne von einem wolkenlosen Himmel. Fast 30 Grad zeigt das Thermometer an, da kommt man ganz ordentlich ins Schwitzen. Und es soll noch ein paar Tage so bleiben. Was könnte da besser sein als ein erfrischender Sprung ins Wasser? "Schön wär's", denken sich viele Dachauer in diesen Tagen. Denn das Freibad der Stadt hatte am Sonntag zum letzten Mal geöffnet - zum großen Unmut vieler Gäste.

Bei den Stadtwerken haben deshalb am Montag immer wieder verärgerte Dachauer angerufen, die vor verschlossener Tür standen. Parthena Spanidou, die die gastronomischen Einrichtungen im Bad betreibt, berichtet von emotionalen Abschieden und weinenden Kindern am letzten Badetag. "So was habe ich noch nie erlebt", sagt sie. Barbara Kern, die bei den Stadtwerken für die Organisation der Bäder zuständig ist, findet dennoch: "Für die paar Tage macht es keinen Sinn, weiter geöffnet zu haben." Zum einen, argumentiert sie, würde dafür das Personal fehlen. Während der Hauptsaison habe für die Mitarbeiter der Bäder eine Urlaubssperre gegolten, die nun vorbei sei. Außerdem seien unter ihnen auch Saisonkräfte gewesen, die nun nicht mehr zu Verfügung stehen. Die seien inzwischen mit den Vorbereitungen für die Saison auf der Kunsteisbahn beschäftigt, sagt Kern. Und schließlich zeigt ihre Statistik, dass die Zahl der Badegäste im September trotz des guten Wetters nicht besonders hoch lag. "Vergangene Woche waren es nicht so viele wie bei schönem Wetter im Juni oder Juli." Zwischen 300 und 500 Besucher kamen pro Tag unter der Woche, in den Monaten davor waren es teils zehnmal so viele. An diesem Dienstag gehe zudem die Schule wieder los, morgens und am frühen Abend sei es dazu auch schon herbstlich kalt. "Da lohnt sich das nicht mehr."

Durchwachsene Saison

Die etwas mageren Besucherzahlen vom gesamten Sommer 2016 konnte also auch der heiße September nicht auffangen. Etwa 115 000 Menschen kamen insgesamt ins Freibad, 52 000 weniger als im Rekord-Sommer von 2015, dafür aber immerhin 37 000 mehr als 2014. Gedanken über die durchwachsene Saison hat sich auch Stadtrat Jürgen Seidl (FDP) gemacht. Er fordert die Stadtverwaltung in einem Antrag auf, zu prüfen, ob Hallenbad und Freibad in Zukunft parallel geöffnet sein können. Je nach Wetterverhältnissen, schreibt Seidl, könne dann eines der Bäder geöffnet sein. Damit entstünden auch keine zusätzlichen Personalkosten. Für die Gäste müsste dann ein Kombiticket eingeführt werden, das für beide Bäder gilt. "Dies würde zu Synergieeffekten und einer deutlichen Attraktivitätssteigerung der Städtischen Bäder führen", findet der Stadtrat.

Ein Vorschlag, den Barbara Kern als "problematisch" bezeichnet. Einerseits, weil sie die kurzfristige Kommunikation mit den Gästen für schwierig hält. Mitarbeiter in den Bädern seien nicht berechtigt, Informationen in das Internet einzustellen, etwa auf Facebook, erklärt sie. Und die Kollegen in der Verwaltung haben am Wochenende schließlich frei. Viel wichtiger ist aber: Während der Zeit, in der das Freibad geöffnet ist, wird das Hallenbad gewartet. Sechs bis sieben Wochen dauern die Arbeiten an Filtern, Fließen, Fugen und anderen Teilen des Bads. Vorher werden die Becken komplett geleert, danach muss die ganze Anlage erst langsam reaktiviert werden, Legionellen-Beprobung inklusive. Passiert das nicht während der Freibad-Saison, müsste das Hallenbad zu einem anderen Zeitpunkt geschlossen werden, sagt Kern. Das würde aber den Schwimmunterricht von Schulen einschränken. Und wieder Ärger bei den Gästen auslösen.

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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