Elektrische Energie:Stadtwerke erhöhen Strompreis moderat

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Das Wasserkraftwerk in der Amper generiert Tag und Nacht elektrische Energie. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Stadtwerke wollen sich unabhängiger vom Börsenhandel machen und setzen auf eigene Energiegewinnung.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Die Strompreise in Deutschland steigen. Auch die Stadtwerke Dachau sind von den Preisen, die am europäischen Markt gehandelt werden, nicht unabhängig und mussten zum 1. Januar ebenfalls erhöhen. Um acht Prozent steigt der Preis für die Kilowattstunde. In einem Mehrpersonenhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden, sind das am Ende des Jahres 80 Euro mehr, rechnet Sprecherin Cornelia Scheyerl vor. Innerhalb von zwölf Monaten hätten sich die Preise an der Strombörse um 50 Prozent erhöht, erklärt Christian Diecke, Vertriebs- und Marketingleiter der Stadtwerke. Die Netzentgelte seien nur um einen halben Cent gestiegen.

Man erhöhe die Preise nicht gerne, sagt Diecke. Mit den acht Prozent sehen sich die Stadtwerke im Mittelfeld. Es habe Kündigungen gegeben, allerdings auch Wechsler zu den Stadtwerken. Wie die Geschäftsberichte zeigen, haben die Stadtwerke über die Jahre immer wieder Kunden verloren - durch ständig wachsenden Wettbewerb. Im Jahr 2010 waren 70 fremde Lieferanten im Netz der Stadtwerke tätig, im Jahr 2017 waren es bereits 166. Auch Sonderkunden wie Firmen oder Kommunen haben die Stadtwerke verloren, weil sie in bundesweiten Ausschreibungen nicht bestehen konnten.

Die Stadtwerke müssen kostendeckend arbeiten. Die Strom- und Gassparte ist die Einnahmequelle der Stadtwerke, die mit dem Nahverkehr, den Bädern, Parkhäusern und dem Ausbau des Glasfasernetzes ein Zuschussgeschäft betreibt. Vor eklatanten Preiserhöhungen schütze die Verbraucher letztlich die Politik, sagt Diecke. "Das würden die Stadträte im Werkausschuss niemals mittragen."

Die Stadtwerke arbeiten daran, sich unabhängiger vom Handel an den Börsen zu machen. Dazu tragen eigene Werke bei. Allen voran die zwei Wasserkraftwerke, die 30 Prozent des verbrauchten Stroms generieren. Die Fotovoltaikanlagen erzeugen immerhin zehn Prozent. Auf den Dächern vieler öffentlicher Gebäude in Dachau gibt es diese Anlagen, etwa auf der Sporthalle Dachau Ost. Auch auf dem Dach des Fahrradparkhauses soll Sonnenenergie erzeugt werden. Das Vorhaben eigener Windkraftanlagen hingegen ist wohl endgültig gescheitert. Mit der Anlage im Sigmertshauser Holz wollten die Stadtwerke wegen geringer Erfolgsaussichten nicht ins Genehmigungsverfahren eintreten. Zwar wurde kein bebrüteter Horst eines Wespenbussards gefunden. Doch die Vögel waren zur Balzzeit in der Gegend unterwegs. Das reicht für eine schlechte Prognose. Neben Sonnenenergie und Wasserkraft setzen die Stadtwerke auf Biomasse.

Stadtwerke-Kunden finanzieren Investitionen in erneuerbare Energien mit, wenn sie den Ökotarif haben. Pro bezahlter Kilowattstunde gehen 1,5 Cent in einen Fond, aus dem Anlagen für Stromgewinnung aus erneuerbaren Energien gebaut werden. "Aus meiner Sicht die ehrlichste Form eines Ökotarifs", sagt Diecke. Die Nachfrage nach grünem Strom steige bei den Stadtwerken nicht. Diecke hofft auf einen gewissen Effekt durch eine neue Zertifizierung, die 2019 kommen soll. Regionalnachweise, für welche die Stadtwerke zahlen müssen, sollen den Verbrauchern zeigen, dass ihr grüner Strom im Umkreis von 50 Kilometern erzeugt wurde.

Natürlich kann jeder über seinen Verbrauch selbst steuern, wie hoch die Stromrechnung ausfällt. Angesichts immer neuer Gerätschaften erscheint das schwierig. Smartphones und Tablets verlangen ständig nach Strom. Doch Christian Diecke beobachtet einen leichten Rückgang im Verbrauch. Zum einen könne sich nicht jeder Haushalt so viele Geräte leisten. Zum anderen, so erklärt er, seien die großen Stromfresser Geräte, die ständig laufen. Kühlschrank und Gefrierschrank, aber auch Herd und Backofen. "Die Geräte werden immer effizienter." Auch die neuen Fernseher verbrauchten viel weniger Strom als alte Röhrenbildschirme. Die LED-Beleuchtung mache sich ebenfalls bemerkbar.

Das gelte für Privathaushalte ebenso wie für Verwaltungen und Firmen. Die Geschäftsgrundlage werden die Stromanbieter so bald nicht verlieren. Rufe aus der Dachauer Politik werden laut, die Stadtwerke sollten öffentliche Stromtankstellen für Elektrofahrzeuge aufstellen. Bisher bieten die Stadtwerke individuelle Lösungen für Privat- und Firmenkunden an.

© SZ vom 12.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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