Eishockey:Jugendrat erwägt Bürgerbegehren

Lesezeit: 3 min

Die Initiatoren der Online-Petition wollen weiter für die Pläne der ESV Woodpeckers kämpfen. Die CSU wirft ihnen vor, mit falschen Information zu hantieren

Von Viktoria Großmann

Dachau - Für den Jugendrat ist die Debatte um das Eissportstadion noch nicht beendet. Er steht weiterhin hinter dem Vorhaben des ESV Woodpeckers für eine ganzjährig nutzbare und für den Behindertensport geeignete Halle an der Wallbergstraße. Jugendratssprecher Berkay Kengeroglu kann sich nun sogar vorstellen, ein Bürgerbegehren zu initiieren. Zuversicht dafür gibt ihm eine Online-Petition, die der Jugendrat gestartet hatte. Innerhalb von sechs Tagen hatten etwa 1500 Menschen für die Eishalle an der Wallbergstraße gestimmt - davon knapp 900 aus Dachau. Laut Kengeroglu braucht es nur etwa 100 Stimmen mehr, um ein Bürgerbegehren durchsetzen zu können.

Am Dienstagnachmittag hatte der Bau- und Planungsausschuss des Stadtrates mit einer knappen Mehrheit von acht zu sieben Stimmen entschieden, dass eine Eislauffläche wieder am ASV entstehen soll, nicht weit von der jetzigen städtischen Kunsteisbahn entfernt. Die Pläne des ESV Woodpeckers erscheinen damit hinfällig. Die Petition hatte sich vor allem auch gegen eine Rodung von Bannwald in Dachau Süd gewendet. Beim Vergleichen verschiedener Pläne fiel einem Bauamtsmitarbeiter allerdings auf, dass es sich rechtlich nicht um den stark geschützten Bannwald, sondern um Erholungswald handelt. Dieser müsste möglicherweise nicht einmal ersetzt werden.

Jugendratssprecher Berkay Kengeroglu kümmert diese Definition nicht. "Wir wollen den Wald erhalten und wir stehen voll hinter den Plänen des ESV." Die Wallbergstraße sei ein sehr guter Standort. Den dortigen Bolzplatz - Hauptargument der Gegner für diesen Standort - sieht der Jugendrat als wichtig, aber ersetzbar an. Florian Schiller, Fraktionsvorsitzender der CSU, appelliert an die Verantwortung des Jugendrats. Dieser müsse sich richtig informieren. Die Petition sei unter den falschen Vorzeichen gestartet. "Es geht nicht um einen massiven Kahlschlag im Bannwald", sagt Schiller. "Man darf die Leute nicht für dumm verkaufen." Auch die Unbekümmertheit des Jugendrats um dem Bolzplatz wundert Schiller. "Ich höre keinen Vorschlag, wo dieser ersetzt werden soll." Laut Hauptamtsleiter Josef Hermann wird die Petition wohl im übernächsten Haupt- und Finanzausschuss behandelt werden. Zumindest beschäftigen müssen sich also die Stadträte damit. Grundsätzlich müssen sich die Stadträte nun Gedanken machen, was am ASV eigentlich entstehen soll. Florian Schiller spricht von einer "einfachen Eislaufhalle, im Ideal fall geschlossen". Doch er macht deutlich: "Wir brauchen das in erster Linie für den öffentlichen Lauf." Es gehe um 30 000 bis 45 000 potenzielle und nicht vereinsgebundene Nutzer. Klar ist für Schiller, dass die Eislaufbahn in städtischer Hand bleiben muss.

Stefan Steurer, Vorsitzender des Eishockey-Vereins ESV Woodpeckers bangt grundsätzlich um die Zukunft des Eissports. "Die Stadträte müssen sagen, ob sie Eishockey-Sport in Dachau haben möchten oder nicht." Dazu brauche es etwas deutlich besseres als die Kunsteisbahn. Die Kinder- und Jugendmannschaften trainieren derzeit, wenn die Eisbahn nicht benutzbar ist, in einer Halle in Vierkirchen.

Die SPD, die gerne dem ESV seinen Vorschlag ermöglicht hätte, selbst als Bauherr und Betreiber an der Wallbergstraße zu bauen, will versuchen, trotzdem möglichst die Wünsche des ESV Woodpeckers zu erfüllen. "Es geht nicht nur um eine barrierefreie Halle", sagt SPD-Stadtrat Sören Schneider. "Es geht darum, Inklusionssport zu ermöglichen." Etwas, was sich Schiller auch vorstellen kann, wobei er wie der ESV von 400 Besucherplätzen spricht. Barrierefrei muss laut Bauordnung sowieso alles errichtet werden. Für Schneider ist ein wichtiger Punkt, dass der Bau der neuen Eissporthalle länger dauert, wenn die Stadt sie errichtet - weil das ohnehin überlastete Bauamt diese auch planen muss.

Enttäuscht über die Entscheidung im Bauausschuss ist die Volksbank, die den ESV beim Bau der Halle unterstützen wollte. "Die Stadt Dachau hat sich um eine große Chance gebracht", sagt Sprecher Martin Richter. "Mit dem Inklusionsprojekt des ESV hätte die Stadt ein Zeichen setzen können." Mit dieser politischen Entscheidung hätten alle verloren. Doch manche bleiben optimistisch. Jurist Schneider merkt an: "Es gibt keine Ablehnung der Wallbergstraße." Es könne sich im Bebauungsplanverfahren herausstellen, dass der Standort am ASV doch nicht geeignet sei. Kengeroglu sagt: "Wir sind laut Satzung die politische Jugendvereinigung Dachaus. Und so verhalten wir uns auch."

© SZ vom 04.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: