Einkaufen im Ort:Nahversorgung in Gefahr

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Der Betreiber des einzigen Lebensmittelladens in Haimhausen muss sein Geschäft wohl in naher Zukunft aufgeben. Das ist ein Problem vor allem für ältere Einwohner im Ort. Die Gemeinde sucht nun fieberhaft nach einer Lösung

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Um die Versorgung der Haimhauser Bürger mit den Dingen des täglichen Bedarfs im Ortszentrum zu gewährleisten, steht die Gemeinde gewaltig unter Druck: Rudolf Ungnadner, der Betreiber des einzigen Lebensmittelgeschäftes im Ort, möchte sein Geschäft aus Altersgründen in naher Zukunft aufgeben. Der Mietvertrag läuft im Jahr 2021 aus. Ob dieser noch einmal verlängert werden kann, ist unklar. Spätestens 2022 soll Schluss sein für den 61-jährigen Betreiber. Die Gemeinde sucht fieberhaft nach einem Standort für einen neuen Markt, den auch ältere Einwohner Haimhausens sowie Eltern mit Kinderwägen fußläufig erreichen können. Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) sieht die Ansiedlung eines Verbrauchermarktes auf der "grünen Wiese" beim Kramer Kreuz als "allerletzte Möglichkeit".

Erklärtes Ziel der Gemeinde sei es, sagte Felbermeier der SZ, die Nahversorung im Bereich des Zentrums zu realisieren: "Wir können es uns nicht erlauben, über einen längeren Zeitraum im Ort keine Einkaufsmöglichkeit zu haben. Das geht gar nicht." Wie dringlich das Problem mittlerweile ist, zeigt auch die Einschätzung des Geschäftsleitenden Beamten der Gemeinde, Otto Felkel: "Wir haben keine Zeit mehr zum Schauen, weil noch in diesem Jahr die Bauleitplanung eingeleitet werden muss."

Über mögliche Standorte für ein Einkaufszentrum wird in der Gemeinde schon seit längerem diskutiert. Eine große Mehrheit des Gemeinderates (20:1 Stimmen) stellte im März einen Antrag der Konzeptbau GmbH für einen Vollsortimenter-Rewe-Markt auf der "grünen Wiese" zurück. Bei den Gemeinderäten überwog die Befürchtung, dass damit einem Sterben der Ortsmitte Vorschub geleistet werde.

Außerdem hatte die Gemeinde andere Standortpläne, die sich in der Zwischenzeit aber zerschlagen haben. Den Vorschlag, mit den Eigentümern des vor einigen Monaten abgebrannten Hanielschen Gewerbehofes in Verhandlungen über den Bau eines Verbrauchermarktes zu treten, hat die Rewe-Entwicklungsgesellschaft abgelehnt. "Die Ketten wollen an verkehrsreiche Achsen und nicht in eine Anliegerstraße, wo die Laufkundschaft ausbleibt", kommentiert Bürgermeister Felbermeier die Absage auf Nachfrage.

In jüngsten Gemeinderatssitzung machte SPD-Gemeinderat Ludwig Meier einen neuen Vorschlag. Er sieht dringenden Handlungsbedarf: "Unsere Aufgabe ist es jetzt, einen alternativen Standort auf den Weg zu bringen." Meier weiter: "Ich habe nichts gegen einen Feinkosthändler im Ort, was wir aber brauchen ist ein Vollsortimenter, ein Supermarkt mit einer Fläche und einem Angebot das deutlich über dem liegt, was derzeit vorliegt. Ich will grundsätzlich eine Einkaufsmöglichkeit in Haimhausen gesichert wissen."

Meier stellte einen Antrag. Der Standort am Kramer Kreuz sei dabei nicht der schlechteste, so der Sozialdemokrat. Denn so auf der grünen Wiese sei die Lage nicht. Meier kann sich dort eine Ortsentwicklung in diesem Bereich sehr wohl vorstellen. "Warum soll die Bebauung an dieser Stelle nicht über die Münchner Straße springen?" In Zeiten immer knapper werdenden Baugrunds und im Hinblick auf den Flächenverbrauch müsse mit dieser Ressource haushälterisch umgegangen werden. "Mein Bild ist deshalb nicht der einstöckige Supermarkt in Standardbauweise an den Ortsrand gesetzt, mit großzügigem Parkplatz davor, einer großen Fläche, die kaum bebaut ist. Mein Bild ist eine gemischt genutzte Immobilie."

Sogar Lidl habe ein neues Standard-Baukonzept, die Lidl-Metropolfiliale. Sie verfüge im Erdgeschoss über Einkaufsflächen und PKW-Stellplätze, darüber können nach Bedarf Wohnungen oder Büros entstehen. Beispielhaft dafür stehe der Rewe City in der Limesstraße in München-Neuaubing. Dieses Projekt könnte ein wichtiger Baustein zur Schaffung zusätzlicher günstiger Wohnungen vor allem für Familien mit geringem Einkommen, für Auszubildende und junge Berufstätige sowie für anerkannte Flüchtlinge sein.

Über Meiers Antrag konnte zwar nicht abgestimmt werden, weil er nicht auf der Tagesordnung stand. Dies soll in einer nächsten Sitzung des Gemeinderates geschehen.

© SZ vom 22.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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