Einigung:Eine Schule für den Westen

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In der Debatte um den Standort für ein fünftes Gymnasium im Landkreis ist eine Vorentscheidung gefallen: Die Einrichtung soll nach Bergkirchen kommen. Damit haben sich die Gemeinden entlang der A8 durchgesetzt.

Von Robert Stocker, Dachau

Der Landkreis Dachau will so schnell wie möglich ein fünftes Gymnasium bauen. Die Zeit drängt: Durch die Wiedereinführung des G 9 und höhere Schülerzahlen wird die Zahl der Gymnasiasten im Landkreis bis 2035 um mehr als 40 Prozent steigen. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Instituts für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS). Das Institut wurde beauftragt zu prüfen, ob für ein fünftes Gymnasium eine ausreichende Zahl an Schülern vorhanden ist. Sieben Standorte wurden untersucht: Petershausen, Vierkirchen, Röhrmoos, Hebertshausen, Odelzhausen, Sulzemoos und Bergkirchen. Röhrmoos, Hebertshausen und Bergkirchen erfüllen die Vorgabe. Der Landkreis favorisiert aus strukturpolitischen Gründen Bergkirchen, will aber auch für Röhrmoos und Hebertshausen weiterplanen.

Etwa 670 Schülerinnen und Schüler sind für den Bau eines neuen Gymnasiums im G 9-Betrieb nötig, um eine dauerhafte Dreizügigkeit sicherzustellen. Das schreibt das Kultusministerium vor. SAGS prognostiziert für Röhrmoos im Jahr 2025 719 Schülerinnen und Schüler, für Hebertshausen 739 und für Bergkirchen 643, falls an diesem Standort der musische Zweig angeboten wird. Das Ignaz-Taschner-Gymnasium, das Josef-Effner-Gymnasium und das Gymnasium in Markt Indersdorf werden aufgrund des vorhandenen Platzangebots keine weiteren Schüler aufnehmen können. Seit Jahren platzen sie aus allen Nähten. Durch die Wiedereinführung des G 9 geraten sie zusätzlich unter Druck. "Bis zum Jahr 2025 fehlen schon jetzt Kapazitäten für drei Eingangsklassen", stellte Gerhard Weber, Hauptabteilungsleiter am Landratsamt, in der Kreistagssitzung am Freitag fest. Dabei sei der Bevölkerungszuwachs noch gar nicht berücksichtigt. "Es geht nicht darum, einen Standort für ein dreizügiges Gymnasium zu finden. Wir brauchen ein fünfzügiges", so Weber weiter.

Die sieben Gemeinden, die als mögliche Standorte in Frage kommen, liegen an der S-Bahn-Linie 2 nach Petershausen und an der Autobahn A 8. Vorrangig will der Landkreis im Westen eine neue Schule bauen, weil es in dieser Region bisher kein Gymnasium gibt. Um die bestehenden Gymnasien besuchen zu können, müssen Schüler weite Wege zurücklegen. Die Folge: Die Besuchsquoten von Gymnasien sind in diesen Gemeinden gering.

"Bergkirchen ist ein teurer Standort", warnt der Landrat

Die Schülerzahlen seien sehr gründlich ermittelt worden, sagte Landrat Stefan Löwl (CSU) in der Kreistagssitzung. Die Einwohnerzahlen gäben darüber keinen klaren Aufschluss. Die fehlenden Klassenräume in Containern zu schaffen, hält er für keine tragfähige Lösung. Das würde ebenfalls einen zweistelligen Millionenbetrag kosten. "Und mit Standorten, deren Schülerzahl unter 600 liegt, müssen wir gar nicht anfangen." Der Landrat wies aber auch darauf hin, dass der Standort Bergkirchen deutlich höhere Kosten beim Schülertransport nach sich zieht. Der Ort ist nahverkehrstechnisch abgehängt, der Transport der Schüler müsste in erster Linie mit Bussen erfolgen. "Bergkirchen ist ein teurer Standort", warnt der Landrat. Und ein musischer Zweig koste zusätzlich viel Geld, weil er eine aufwendige Ausstattung brauche. CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck favorisiert als Standort Röhrmoos. An zweiter Stelle rangiert für ihn Hebertshausen, auf dem dritten Platz liegt Bergkirchen. Dort sei die Anbindung ein Problem. Alle Landkreisbürger müssten aber gleichgestellt werden. "Wir dürfen nicht nur ökonomisch handeln", so Offenbeck.

Wenn die Entscheidung nicht für Bergkirchen fällt, "wäre der Westen wieder einmal abgehängt", gab Bürgermeister Simon Landmann (CSU) zu bedenken. "Wir haben das Grundstück dafür und wir haben Fernwärme", warb er für seine Gemeinde als Standort. Michael Reindl (FW) forderte ebenfalls eine strukturpolitische Entscheidung. Deshalb kommen für ihn nur Bergkirchen oder Röhrmoos in Frage. Für Gerhard Hainzinger (CSU) ist Bergkirchen auch der richtige Standort, weil er den Busverkehr reduziere. Denn die Schüler aus dem Westen müssten nicht mehr bis Dachau fahren. "Wir haben die einmalige Chance, den Westen strukturpolitisch aufzuwerten", sagte Stefanie Burgmair (CSU), die für den Standort Bergkirchen warb. Pfaffenhofens Bürgermeister Helmut Zech (CSU) sieht das ebenso. "Ein Standort in einer S-Bahn-Gemeinde wäre das falsche Signal. Ich plädiere für den Standort Bergkirchen, weil es die richtige strukturpolitische Entscheidung ist."

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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