Eine glänzende Bilanz:Kollege Roboter

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Auf der Vertreterversammlung präsentiert sich die Volksbank Raiffeisenbank Dachau als modernes Unternehmen - was schon an der Bühnenausstattung erkennbar ist. Der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Nikolaus Widmann erläutert die Genossenschaftsidee. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die VR-Bank geht in die Zukunft - Bankchef Thomas Höbel spricht vor den Mitgliedern mit "Pepper", dem elektronischen Mitarbeiter. Das Geldinstitut bleibt aber dem 200 Jahre alten Genossenschaftsprinzip verpflichtet und gehört gerade deshalb zu den erfolgreichsten in Bayern

Von Walter Gierlich, Dachau

Einen kleinen Blick in die mögliche Zukunft der Volksbank Raiffeisenbank Dachau konnten die Teilnehmer an der Vertreterversammlung des Genossenschaftsinstituts am Donnerstagabend bereits werfen. Auf der Bühne des ASV-Theatersaals unterhielt sich Vorstandssprecher Thomas Höbel mit Pepper, einem Roboter, der - wie es sich für Mitarbeiter einer Regionalbank gehört - sogar auf bayerisch antworten konnte, was allerdings nach Ansicht des Bankchefs "noch ein bisschen entwicklungsfähig" sei. Noch allerdings müssen die Mitarbeiter nicht fürchten, dass sie von elektronischen Wesen ersetzt werden, denn trotz fortschreitender Digitalisierung betonte Höbel, dass die Zweigstellen weiter erhalten bleiben würden: "Ich möchte auf meine qualifizierten Mitarbeiter nicht verzichten."

Diese 348 Angestellten haben offenbar auch gut gearbeitet, denn bei der 50. Jubiläumsvertreterversammlung konnte der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende Nikolaus Widmann stolz vermelden, dass die Dachauer VR-Bank erstmals bei der Bilanzsumme die Zwei-Milliarden-Euro-Grenze überschritten habe. Widmann, der zwölf Jahre dem Aufsichtsgremium angehört hatte, neun davon als dessen Chef, ging in seiner Ansprache auf ein weiteres Jubiläum ein, den 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dessen Genossenschaftsidee bis heute als große gesellschaftliche Leistung nachwirke: "Raiffeisen und seine Idee gaben einer breiten Schicht von Menschen erstmals die Möglichkeit, wirtschaftliche Verantwortung zu übernehmen und mitzugestalten", betonte Widmann.

Ehe Vorstandssprecher Höbel seinen Dialog mit Roboter Pepper begann, gab er den Vertretern der fast 35 000 Genossenschaftsmitglieder einen Bericht über die allgemeine Entwicklung der Bank. "Trotz der Niedrigzinsen konnten wir ein Ergebnis im Rahmen der Erwartungen erwirtschaften", erklärte er. Dass die Dachauer VR-Bank in Größe und Dynamik des Wachstums zu den erfolgreichsten genossenschaftlichen Geldinstituten Bayerns gehöre, sei der soliden Entwicklung der heimischen Wirtschaft, aber auch früheren strategischen Entscheidungen zu verdanken. "Wir schielen nicht auf den schnellen Euro und wir laufen nicht jedem Trend hinterher, denn unser Grundsatz ist die Nachhaltigkeit", betonte Höbel.

Neben niedrigen Zinsen und zunehmender Regulierung sei vor allem die Digitalisierung eine Herausforderung für die Banken. Die Kunden bezeichnete Höbel scherzhaft als "hybrid", da sie ihre täglichen Bankgeschäfte größtenteils online erledigten, aber genauso die persönliche Beratung in den Zweigstellen schätzten. Dreh- und Angelpunkt sei dabei "die ständige Anpassung des Geschäftsmodells an die Ansprüche der Kunden".

Technischen Fortschritt konnten die Besucher der Veranstaltung auch im Saal bestaunen, der wie ein Fernsehstudio ausgestattet war und in dem auf Großbildschirmen ein Film über das gesellschaftliche Engagement der Volksbank Raiffeisenbank im vergangenen Jahr zu sehen war. 350.000 Euro hatte das Institut nach Mitteilung Höbels 2017 für soziale und gemeinnützige Projekte ausgeschüttet. Auch in diesem Raiffeisen-Jahr will sich die Bank nicht lumpen lassen: So wird beispielsweise am 13. Juni eine Kunstausstellung mit Werken von Paul Havermann eröffnet und beim 6. Firmen- und Behördenlauf am 4. Juli eine Typisierungsaktion potenzieller Knochenmarkspender für Leukämiekranke durchgeführt. Mithelfen, gute Zwecke zu erfüllen, können auch die Bankkunden, indem sie gegen eine Spende in den Zweigstellen "Raiffeisenbier" erwerben.

Die eher trockenen Formalien, die nun mal zu einer Vertreterversammlung gehören, überließ Höbel an diesem Abend seinen Vorstandskollegen. Johann Schöpfel stellte notwendige Satzungsänderungen vor, die dann einstimmig verabschiedet wurden. Und Karl-Heinz Hempel präsentierte den Zahlenwust der Jahresbilanz. So berichtete er, dass die Bilanzsumme im Vorjahr um 10,7 Prozent auf 2,29 Milliarden Euro gestiegen sei. Gewachsen ist 2017 auch das Kreditgeschäft und zwar um 9,7 Prozent auf circa 1,46 Milliarden Euro.

"Insgesamt waren die vergangenen vier Jahre ein Zeitraum mit hohem Kreditwachstum. Darin kommt die sehr dynamische wirtschaftliche Entwicklung unserer Region zum Ausdruck", erklärte Hempel. Die Genossenschaftsmitglieder hörten das gerne. Obwohl die VR-Bank trotz Niedrigzinsen nicht gewillt ist, in risikoreiche Anlagen zu investieren, konnte sie den Bilanzgewinn auf 2,56 Millionen Euro leicht erhöhen. Im Jahr 2016 lag er bei 2,5 Millionen Euro.

Gegen Schluss wurde dann der Aufsichtsratsvorsitzende Nikolaus Widmann feierlich verabschiedet. Für ihn wählten die Vertreter einstimmig die 39-jährige Steuerberaterin Anja Sedlmeier aus Jetzendorf in das Kontrollgremium. Ehe der offizielle Teil endgültig vorbei war, spielte die Integrationsband "Das grüne Klapprad" aus dem Franziskuswerk Schönbrunn, das den Abend musikalisch umrahmt hatte, den Woody-Guthrie-Song "This Land Is Your Land" - eine Hymne der Linken in den USA.

© SZ vom 19.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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