Eine Erfolgsgeschichte:Die Forscher von morgen

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Programmieren, drechseln, experimentieren: Im Mint-Campus in Dachau lernen Schüler spielerisch, wie technische Prozesse funktionieren. Die Angebote stoßen auf großes Interesse und sollen ausgebaut werden

Von Petra Schafflik, Dachau

Konzentriert setzen Dominik und Hanna bunte Bausteine zusammen, die Anleitung auf dem Laptop-Bildschirm haben beide fest im Blick. Bauen mit Lego, das ist nichts Neues für die beiden Schulkinder, aber heute soll es darum gehen, den farbenfrohen Kreationen mit einer Programmierung auch noch Leben einzuhauchen. Das klingt spannend, ob es klappt? Die Viertklässler der Grundschule Altomünster sind mit Lehrerin Nadine Stief zum Mint-Campus in Dachau gekommen. In diesem Schülerforschungszentrum werkeln die Mädchen und Buben jetzt einen Vormittag lang. Die Schüler setzen sich spielerisch mit technischen Prozessen auseinander: Lego-Figuren werden programmiert, nebenan in der Holzwerkstatt fliegen derweil die Späne beim Drechseln. Handwerklich arbeiten, praktisch mit Technik umgehen, "das kommt im Schulalltag oft zu kurz", sagt Lehrerin Stief. Da setzt der Mint-Campus Dachau (MCD) an, der Schüler und Jugendliche für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik mit konkreten Projekten und Aufgaben begeistern will. Eine Initiative, die ankommt: "Wir können gar nicht alle Anfragen befriedigen", erklärt Eva Rehm, die für die CSU im Kreistag sitzt und den MCD ehrenamtlich betreut.

Fasziniert: Schüler und Schülerin einer 4. Klasse aus Altomünster zu Gast im Mint-Campus. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Schülerforschungszentrum wurde auf Initiative des Landkreises vor zwei Jahren eröffnet. Die Idee: Ein außerschulisches Angebot im naturwissenschaftlichen Bereich soll Kinder und Jugendliche ansprechen, sie so auch an entsprechende Berufsfelder heranführen. Die Abkürzung Mint steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Finanziert wird das Angebot von Sponsoren und über einen Trägerverein, in dem sich Landkreis, Stadt und Gemeinden zusammengeschlossen haben. Ein Förderverein, in dem sich auch das Handwerk engagiert, soll das Schülerforschungszentrum stärker unabhängig machen von öffentlichen Mitteln.

Schüler der Grundschule Altomünster programmieren Lego-Roboter mit dem Computer. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Konzept Mint-Campus trifft auf großes Interesse: Allein 30 Schulklassen kommen jährlich aus dem gesamten Landkreis in die Werkstätten, die in Dachau im Souterrain der ehemaligen Realschule an der Steinstraße untergebracht sind. Dazu gibt es Ferienkurse und Gruppenangebote für Kindergeburtstage, die immer schnell ausgebucht sind. Und 1924 junge Leute sind seit der Eröffnung einfach aus eigenem Antrieb vorbeigekommen, um bei den offenen Angeboten von Donnerstag bis Samstag in den Werkstätten alleine oder gemeinsam mit Freunden im Lego-Studio Roboter zu bauen oder Versuche zu machen, in der Holz- und Metallwerkstatt zu drechseln, zu hämmern oder zu bohren. "An manchen Samstagen haben wir hier 20 junge Leute", so Eva Rehm. Bevor die Besucher eigenständig arbeiten dürfen, absolvieren sie je nach Interesse einen Werkstatt- oder einen IT-Pass. "Die meisten absolvieren beides." Die Pässe bescheinigen den Kindern, dass sie mit den Geräten richtig umgehen können "heute vergeben wir den 2300sten Pass", sagt Eva Rehm. Unterstützung erhalten im Mint-Campus auch Nachwuchsforscher, die bei Wettbewerben wie Jugend forscht, Jugend experimentiert oder dem German Young Physicists' Tournament mitmachen möchten. Die Teilnahme wird nicht gefördert, weil die Verantwortlichen des Mint-Campus so ehrgeizig sind. "Sondern weil es wichtig ist, dem Experimentieren ein Ziel zu geben", erklärt Rehm.

Im Mint-Campus lernen die Kinder auch das Handwerk kennen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Gerade weil der Mint-Campus super ankommt, möchte Rehm das Angebot ausbauen. Zwar ist der Landkreis seit dem Frühjahr Teil der Mint-Region-Münchner-Umland. Doch Rehm wünscht sich vom Kultusministerium konkret ein paar Lehrerstunden, um das Angebot fachlich weiter zu entwickeln. Auch betreuen aktuell nur fünf ehrenamtliche Erwachsene und genauso viele erfahrene Schüler als "Junior-Trainer" die Angebote. "Wir suchen dringend noch Unterstützung." Gerne auch aus dem Handwerk, wo sich bisher vor allem Kreishandwerksmeister Ulrich Dachs persönlich stark engagiert. Aber je nach beruflicher Spezialisierung könnten Ruheständler aus dem Handwerk gerne eigene Kurse oder Projekte anbieten. "Mit den Kindern löten oder einen Computer zerlegen", nennt Rehm als Beispiel. Ideen gäbe es genug, damit noch mehr Kinder im praktischen Tun lernen, wie Dinge funktionieren. Und Begeisterung entsteht für die oft geschmähten Naturwissenschaften. So wie bei den Viertklässlern aus Altomünster, die schon nach kurzer Zeit in die Hände klatschen vor Freude über ihre Lego-Konstruktionen, die nicht nur gut aussehen, sondern auf Computerbefehl dann auch tanzen und singen oder nach einem Ball schnappen.

Interessierten Jugendlichen, Eltern oder Lehrern präsentiert sich der Mint-Campus mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 25. November von 10 bis 17 Uhr (Steinstraße 3, Dachau, Telefon 08131/6149055).

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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