Eigentümer stellt sich quer:Diskussion ohne Ende

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Diese Stromleitung an der Theodor-Heuss-Straße führt über das neue TSV-Gelände, eine der letzten Agrarflächen in der Stadt. (Foto: Toni Heigl)

Der Bauausschuss des Dachauer Stadtrats vertagt erneut Entscheidung, ob die Stromkabel über dem neuen TSV-Gelände in die Erde verlegt werden. Die Aussiedlung des Vereins verzögert sich weiter

Von Viktoria Grossmann, Dachau

Die Diskussion um die Stromkabelverlegung über dem neuen TSV-Gelände wird immer mehr zur Posse. Die Entscheidung über eine Fortführung der Planungen, die 110-Kilovolt-Leitung in die Erde zu verlegen, wurde im Bauausschuss am Dienstag vertagt. Damit geht es mit der Aussiedlung des TSV Dachau 1865 auf die neuen Baufelder östlich der Theodor-Heuss-Straße wieder nicht voran. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) platzte gegen Ende der Diskussion der Kragen: "Wir brauchen eine Lösung für die Sporttreibenden, das sind nämlich die Leidtragenden."

Der 2500 Mitglieder starke TSV braucht eine neue Halle, weil die alte an allen Ecken und Enden kaputt ist. Außerdem wird zunächst ein Fußballfeld mit Kunstrasen benötigt sowie im Weiteren jede Menge andere Gebäude und Anlagen.

In einer langen Diskussion vor der Sommerpause hatten sich die Stadträte letztlich einstimmig geeinigt im Interesse des Sports die Leitung in die Erde zu verlegen, auch wenn das teuer und aufwendig ist. Wie vom TSV und der Mehrheit der Stadträte gewünscht, hatte die Stadt nun mit den Eigentümern der betroffenen Grundstücke gesprochen, um vorab zu erfahren, ob grundsätzlich zugestimmt würde. Die Verwaltung und der Oberbürgermeister hatten zuvor erklärt, es werde wohl den Eigentümern ohne genaue Planungsunterlagen noch nicht möglich sein, eine Entscheidung zu treffen. So kam es in einigen Fällen auch, wie Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) referierte. Ein Grundstücksbesitzer lehnte ab. Er wolle kein Erdkabel in seinem Boden, so gab Hartmann dessen Antwort weiter.

Sogleich meldeten sich Stadträte zu Wort, die darüber etwas anderes gehört haben wollten. Es gebe eine Lösung für jenen ablehnenden Besitzer. Auf Seiten von Bauamtsleiter Michael Simon und OB Hartmann entstand Unmut und Ungeduld. "Es müssen belastbare Aussagen gegenüber der Stadt getroffen werden", sagte Simon. So könne man nicht arbeiten. Die CSU beruft sich weiterhin auf einen vier Jahre alten, nie ausgeführten Beschluss für das Erdkabel.

Die SPD, schon immer skeptisch, gab ihre Befürwortung nach den neuen Erkenntnissen gleich wieder auf und fordert die Einstellung der Planungen. Der Netzbetreiber Eon wird sich an keinerlei Kosten beteiligen, da die bestehende Leitung erst vor wenigen Jahren ertüchtigt wurde und noch auf Jahrzehnte hinaus tauglich sein soll. Zu erwarten ist ein Jahre dauerndes Genehmigungsverfahren, das Eon veranlassen muss. Fehlt das Einverständnis eines Grundstückseigners, muss ein Planfeststellungsverfahren stattfinden, das laut Stadtverwaltung bis zu zehn Jahren dauern und mit Enteignungen einhergehen könne. "Das kann doch nicht wahr sein", sagt Sören Schneider (SPD) und fragte den Sportreferenten, ob er das wirklich wolle. Dietz hielt wie die gesamte CSU und die Mehrheit der Fraktionen an dem Vorhaben fest. Der TSV will die Verlegung in die Erde auch aus gesundheitlichen Gründen unbedingt. Zur Nutzung der Fläche mit und ohne in der Luft schwebender Leitung gibt es konträre Meinungen. Laut TSV wird durch Abstandsflächen zuviel Platz verschwendet, wenn die Leitung oben bleibt. Stadtbauamtsleiter Simon legte Pläne vor, nach denen das Grundstück auch mit Leitung sinnvoll genutzt werden kann. Die Diskussion nimmt vorläufig kein Ende.

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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