Ehrung für soziales Engagement:Die wohltätige Gräfin

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Das Franziskuswerk Schönbrunn widmet seiner Stifterin Viktoria von Butler-Haimhausen eine Lesung am Ort ihrer Grabstätte. Spenden werden in die Restauration der Familiengruft in der Sankt Nikolaus Kirche investiert

Von Felix Wendler, Haimhausen

Viktoria von Butler-Haimhausen, geboren 1811, erreichte das stolze Alter von 90 Jahren. Damit überlebte sie nicht nur ihren Ehemann, sondern auch jedes ihrer zehn Kinder. Einen großen Teil ihres langen Lebens verschrieb sich die Gräfin dem sozialen Engagement, gründete eine Vielzahl von Stiftungen und Verbänden. Einige davon existieren bis heute. Allen voran das Franziskuswerk Schönbrunn. Heute eine der größten Einrichtungen für Behinderte in Bayern, wurde es um 1860 von der Gräfin als Haus für arme und pflegebedürftige Frauen gegründet.

Zur Benefizlesung wurden auch Porträts der Gräfin und ihres Mannes präsentiert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Name Viktoria von Butler-Haimhausen steht für soziales Engagement. Am Ort ihrer Grabstätte, der Sankt Nikolaus Kirche in Haimhausen, hat man der berühmten Gräfin, die sich auch als Schriftstellerin betätigte, nun mit einer Lesung gedacht. Adelheid Schmidt-Thomé und Norbert Göttler bewegten sich "Auf den Spuren von Viktoria von Butler". Dabei verlasen sie ausgewählte biografische Skizzen, die zum Beispiel das Kennenlernen mit ihrem Ehemann Theobald schildern. Theobald Graf von Butler Haimhausen eröffnete ihr den Zugang zum bayerischen Königshof, wo mit Maximilian II. ein König herrschte, der offen für die soziale Not der Arbeiterschaft war. Mitte des 19. Jahrhunderts hatte insbesondere die ländliche Bevölkerung mit den Folgen der industriellen Revolution zu kämpfen. Während die Städte wuchsen, wurde die ländliche Bevölkerung zunehmend von Hungersnöten und Armutskrisen geplagt. Viktoria von Butler engagierte sich zunächst im Rahmen eines von König Maximilian II. gegründeten Vereins für Armenpflege, bevor sie das Schloss Schönbrunn kaufte und einer Schwesternschaft aus München übertrug. Die genossenschaftliche Idee und das Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe prägten das Wirken der Gräfin. "Solange man mir, dem Armen, Münzen gibt, bin ich erniedrigt. Wir müssen Besitz schaffen für Besitzlose. Wir müssen Heimat schaffen für Heimatlose." Auch im Einsatz für Frauen war sie eine Pionierin. So gründete sie das erste Arbeiterinnenheim in Deutschland und setzte sich in ihren späteren Jahren für die aufstrebende Frauenbewegung ein. "Viktoria Gräfin von Butler-Haimhausen war ihrer Zeit voraus", schreibt der ehemalige Dachauer Kreisheimatpfleger Alois Angerpointner in seinen biografischen Notizen.

Für die Sanierung der von Butlerschen Familiengruft sammelt das Franziskuswerk. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Vor zwei Jahren nun übertrug der Orden der Franziskanerinnen in Haimhausen der neugegründeten Viktoria-von-Butler-Stiftung das gesamte Vermögen. "Das Kapital ist im Glauben und der Liebe zu finden", sagte die Gräfin von Haimhausen einst. Danach lebte sie auch selbst. So gab von Butler ihr gesamtes weltliches Vermögen für wohltätige Zwecke - und starb, wie Angerpointner annimmt, selbst verarmt. Viktoria von Butler-Haimhausen hinterließ, neben ihren Überzeugungen und Werken, mit dem Franziskuswerk Schönbrunn einen Ort, an dem heute 1500 Mitarbeiter tätig sind, die in verschiedenen Einrichtungen 1800 Menschen begleiten.

Norbert Göttler und Adelheid Schmidt-Thomé lesen aus Zeitdokumenten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

An diesem Abend in Haimhausen präsentierte die Viktoria-von-Butler-Stiftung auch zwei Porträts, die sie im Sommer letzten Jahres bei einer Auktion in New York erwarb, auf die kulturell interessierte Haimhausener aufmerksam gemacht hatten. Die beiden Ölgemälde zeigen Gräfin Viktoria und ihren Ehemann Theobald. In den Jahren 1837 und 1838 hatte Joseph Bernhardt, Hofmaler des bayerischen Königs, Graf und Gräfin porträtiert.

Eine fünfstellige Summe investierte die Stiftung in Erwerb, Transport und Restaurierung der im neoklassizistischen Stil gemalten Bilder, erklärte Michaela Streich, Vorständin der Stiftung. Über Spenden, die bei der Lesung und zuvor über Sponsoren eingenommen wurden, soll der Ankauf refinanziert werden. Zudem wolle man mit dem Geld die Restauration der Familiengruft vorantreiben.

Einen festen Platz für die beiden Gemälde habe man leider immer noch nicht gefunden, sagt Sigrun Wedler, Pressereferentin des Franziskuswerks. Auch wie die Gemälde von Bayern aus nach New York gelangten, sei weiterhin unklar.

© SZ vom 12.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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