Ehrung:Ein Pionier aus dem Moos

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Josef Huber macht Eschenried zu einer Tennis- und Golfhochburg. Landrat Christmann ehrt ihn mit der Verdienstmedaille.

Andreas Glas

Anfang Oktober bekam Josef Huber Amtspost. Was in dem Brief stand, konnte er nicht ahnen. Denn vom Landratsamt, witzelt Huber, kämen ja "nicht immer nur schöne Briefe". Es waren dann doch gute Nachrichten, aber eine solche Auszeichnung habe er nicht erwartet. Zwei Wochen später steht Huber im kleinen Sitzungssaal des Landratsamts und bekommt von Landrat Hansjörg Christmann die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland überreicht - im Auftrag von Bundespräsident Joachim Gauck. Eine Auszeichnung, die sich Huber "redlich verdient" habe, wie Bergkirchens Bürgermeister Simon Landmann (CSU) betont.

Um Hubers Verdienste zu beschreiben, muss man bis in die 1960er-Jahre zurückblicken, als sein Heimatort Eschenried ein armseliger Landstrich war. Wegen der Lage im Dachauer Moos gab der Boden nur wenig Getreide her, die Wiesen reichten kaum für die Viehzucht, nur Torf wurde gestochen. Heute ist Eschenried ein Sportzentrum inmitten blühender Natur und ein Freizeitmagnet für viele Münchner. Für diese Veränderung ist allen voran Josef Huber verantwortlich, der in den 70ern damit begann, in der vernachlässigten Gegend Tennisplätze zu bauen. Damit, sagt Landrat Christmann in seiner Laudatio, begann "der Wandel für dieses Gebiet, die Modernisierung."

Im Jahr 1983 gründete Huber dann den Golfclub Eschenried. Während der Bau von Golfplätzen anderswo Naturschützer auf die Barrikaden treibt, war die Eschenrieder Anlage ein Segen für die kümmerliche Mooslandschaft. "Die Natur hat am meisten profitiert vom Golf", sagt Huber, "das Moos ist inzwischen eine grüne Lunge am Rande von München." Die Renaturierung des Geländes zu einem erstklassigen 69-Loch-Golfplatz mit mehr als 140 Abschlagplätzen und drei Restaurants bringt bis heute viel Geld in die einst so arme Gegend - und hat Arbeitsplätze geschaffen: Rund 80 Mitarbeiter hat der Golfclub inzwischen.

Für Bergkirchens Bürgermeister Landmann ist der Golfclub ein "Aushängeschild für die Gemeinde und einer der wichtigen Faktoren, dass Bergkirchen wirtschaftlich so gut da steht." Nebenbei ist Hubers Engagement auch eine sportliche Erfolgsgeschichte: Unter seiner Führung gewannen die Senioren des Tennisclubs Eschenried mehrfach die bayerische und deutsche Meisterschaft und holten 1997 den Vize-Europameister-Titel. Dank dieser Erfolge, so Christmann, habe Huber "die Gemeinde Bergkirchen und den Landkreis Dachau über die Grenzen hinaus sympathisch vertreten".

Den größten Liebesbeweis an seine Heimat erbrachte Huber im Jahr 2003, als er ein Buch über Eschenrieds Geschichte veröffentlichte. Im Eigenverlag, selbst bezahlt, "aus Idealismus", betont Christmann. Dieser Idealismus wurde am Dienstag mit der Verdienstmedaille belohnt. Angesichts seiner Lebensleistung muss sich Huber manchmal selbst wundern, "was ein Verrückter im Leben eigentlich alles anstellen kann."

© SZ vom 17.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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