Drei Millionen Euro:Müll macht Miese

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Der Umweltfrevel von Geiselbullach belastet den Haushalt der Stadtwerke. Vom Verursacher fehlt weiter jede Spur

Von Petra Schafflik, Dachau

Zwei unerwartete Belastungen verhageln den Stadtwerken 2019 ihren Etat. Da ist zum einen die im Sommer entdeckte illegale Müllablagerung auf einem werkseigenen Grundstück in Geiselbullach, die kostenträchtig entsorgt werden muss. Und auch die notwendige Sanierung des Mühlbachufers geht stark ins Geld. Beide Projekte können im schlechtesten Fall insgesamt bis zu sechs Millionen Euro kosten, im Etat 2019 sind vorläufig je eine Million Euro eingeplant.

Dazu kommen teure Sanierungen der Wasser- und Abwasserleitungen, die nicht von den aktuellen Gebühren gedeckt sind. Das heißt, dass sich die Bürger vermutlich auf steigende Tarife einstellen dürfen, da gerade eine Neukalkulation läuft. Vor allem aber führen diese "Sondereffekte" dazu, dass die Stadtwerke im kommenden Jahr mit einem "massiven Minus" von 2,8 Millionen Euro abschließen, wie der kaufmännische Geschäftsführer Robert Haimerl im Werkausschuss erläuterte.

Auf diese Überraschung hätten die Stadtwerke gerne verzichtet: Klein geschreddert und zerhäckselt liegen dicke Schichten von Unrat auf einem Grundstück des Energieversorgers, und das mitten im Landschaftsschutzgebiet an der Amper in Geiselbullach. Ein Spaziergänger hat den Saustall zufällig entdeckt, seitdem laufen die Untersuchungen. Im schlimmsten Fall können die Entsorgungskosten bis zu drei Millionen Euro betragen, sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Weshalb die Stadtwerke versuchen, den Verursacher zu finden, wie der OB auf Nachfrage bestätigte. "Zum Glück liegt der Müll in gebundener Form vor, ist daher nicht grundwassergefährdend." Das gebe Zeit für Analysen. Ganz unmöglich scheint es nicht zu sein, eine Spur zum Müllsünder zu finden. Auf Nachfrage von Thomas Kreß (Grüne) sagte Hartmann für den nicht-öffentlichen Teil der Sitzung zusätzliche Informationen zu. Doch ein Erfolg der Recherchen ist nicht absehbar. Schließlich stammen die ältesten Müllchargen aus den 1970er Jahren.

Teuer wird für den Energieversorger auch die Sanierung des Mühlbachufers. Dort konnte der am Ufer entlangführende Geh- und Radweg im vorigen Jahr gar nicht mehr richtig befestigt werden, "aus Angst, dass uns das Ufer zusammenbricht", erinnerte der OB. Nun muss die Befestigung dringend erneuert werden.

Gleichzeitig fließt bei den Stadtwerken auch 2019 viel Geld in Investitionen. Allein 2,6 Millionen Euro kostet ein Ausbau des Stromnetzes, das zweite Wasserwerk in Dachau-Ost wird geplant und die Kassenautomaten der Parkhäuser auf bargeldlose Bezahlverfahren aufgerüstet. Das Windrad-Projekt im Sigmertshauser Holz liegt zwar vorläufig auf Eis, weil der geschützte Wespenbussard am potenziellen Standort gesichtet wurde. Doch gibt es nun Überlegungen für eine Freiflächen-Solaranlage entlang der S-Bahnlinie in Richtung Prittlbach, wie der technische Geschäftsführer Gerald Nübel auf Nachfrage von Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) erläuterte. Für dieses Vorhaben sind Planungskosten im Etat vorgesehen.

Nicht enorm kostenträchtig, dafür wichtig für den Betriebsablauf ist die Installation eines Ersatzstromaggregats am Unternehmenssitz in der Brunngartenstraße, wie Stadtwerke-Chef Haimerl erläuterte. In Zeiten, in denen immer mehr Prozesse EDV-gestützt ablaufen, würde ein Stromausfall den gesamten Betrieb gefährden. Damit genau das nicht passiert, wird eine Notversorgung aufgebaut, an die per Kabelverbindung den Karlsberg hinauf auch das Rathaus angeschlossen wird.

Größter Ausgabenposten ist aber auch 2019 der Hallenbad-Neubau. Von den derzeit auf 20 Millionen Euro kalkulierten Gesamtkosten sind für 2019 sechs Millionen Euro eingeplant. Wenn alle vorgesehenen Investitionen auch realisiert werden, wird eine Neuverschuldung von 13 Millionen Euro notwendig. Sorgen bereitet den Stadträten diese Entwicklung nicht. Schließlich stünden die Stadtwerke mit einer Eigenkapitalquote von 58 Prozent "nicht schlecht da", so SPD-Stadtrat Volker C. Koch. So sah es eine Mehrheit im Werkausschuss, die den Etat billigte. Gegenstimmen kamen von Claus Weber (FW) und Norbert Winter (Bürger für Dachau).

© SZ vom 27.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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