Neue Wohnungen:Bauboom in der Altstadt

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In Dachau entstehen viele neue Wohnungen, doch auf manche Vorhaben reagieren Stadträte skeptisch. Vor allem geht es ihnen um das denkmalgeschützte Ensemble, zuweilen aber auch um den eigenen Geschmack

Von Viktoria Großmann, Dachau

In der Altstadt wird weiter gebaut. Während hinter der Fassade des früheren Hörhammerbräus gearbeitet wird und am Ort der früheren Koschadeklinik bereits ein ansehnlicher Neubau zu sehen ist, sollen nun auch im Nachbarhaus des Hörhammers an der Konrad-Adenauer-Straße 14 weitere Wohnungen entstehen. Gleichzeitig wird das Haus, in dem bis vor einem Jahr die Konditorei Weißenbeck ihren Laden hatte, zur Hangseite hin erweitert. Über beide Bauvorhaben diskutierte der Bauausschuss in dieser Woche.

Das etwa 150 Jahre alte ehemalige Café Brüller erhält einen rückwärtigen Anbau. (Foto: Toni Heigl)

Das blaue Haus mit der Nummer 14, in dessen Erdgeschoss sich ein Nagelstudio befindet, gehört zum Ensemble "Altstadt mit Schloss" und ist denkmalgeschützt. Im Rückgebäude gab es früher einmal eine Bäckerei. Dieser Teil des Hauses und der Verbindungsbau sollen abgerissen werden. Drei neue große Wohnungen mit zwischen 114 bis 206 Quadratmetern sollen zur Hangseite hin gebaut werden. Das alles soll in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutzamt erfolgen, das mitredet bei der Auswahl von Fenstern, Gauben und Außenputz. Mehrere Stadträte forderten eine angemessene Fassade, sodass sich für Betrachter, die durch die Bäume den Hang hinaufschauen, ein ansprechendes Bild ergibt. "So einen modernen Klotz kann ich mir dort nicht vorstellen", sagte Claus Weber (FW) und bekam Unterstützung von Volker Koch (SPD). Doch davon ist auf den ersten Planzeichnungen noch gar nicht viel zu sehen. Zudem haben die Stadträte unterschiedliche Geschmäcker. Liegenschaftsreferent August Haas (CSU) befand: "Das fügt sich einwandfrei ein." Trotzdem hoben schließlich alle Stadträte für das Vorhaben die Hand.

Planung an der Hangseite bereitet Probleme

Hingegen hatten sie einen Anbau an den ebenfalls denkmalgeschützten Hörhammer im Juli zunächst abgelehnt. Die Besitzer, das WU Wohnungsunternehmen aus Grünwald, hatte beantragt, etwa fünf bis sechs Meter in den Hang hineinragende Vorbauten anbringen zu dürfen. Diese sollen in Holzbauweise errichtet werden, historische Vorlagen wurden eingereicht. 53 Mietwohnungen in unterschiedlichen Größen sollen in der ehemaligen Brauerei und Gaststätte eingerichtet werden.

An der Konrad-Adenauer-Straße 14 entstehen drei neue Wohnungen. (Foto: Toni Heigl)

Unzufrieden ist weiter der Besitzer des Hauses an der Martin-Huber-Treppe, das noch immer die Aufschrift Café Brüller trägt. Ihm ist vor einem Jahr verwehrt worden, seinen Anbau soweit in den Hang hinein zu bauen wie die benachbarte Altstadtgalerie. Als Kompromiss zwischen den Vorstellungen des Bauherrn und denen des Bauamts wurde relativ willkürlich die Grenze auf Höhe des Cafés Corso, das jenseits der Treppe liegt, gezogen. Der Besitzer des Hauses, Helmut Geißler, möchte den vorhandenen rückwärtigen Anbau sanieren und ein neues Rückgebäude hinzustellen. Zwischen neuem und altem Haus sollte ein kleiner Hof entstehen. Dieser wird durch die neue Planung nun recht klein und dunkel ausfallen, befürchtet Geißler.

So wie am Hörhammerbräu wird auch in der Konrad-Adenauer-Straße 14 in den Hang hinaus gebaut. (Foto: Toni Heigl)

Nun haben Bauamt und Ausschuss auch die Planung der Tiefgarage bemängelt. Auch deren sichtbaren Teile reichen ihnen zu weit in den Hang hinein und an die Martin-Huber-Treppe heran. Geißler hatte für die sieben Bestandswohnungen und die drei oder vier neuen, die entstehen sollen, insgesamt zwölf Stellplätze vorgesehen. Die Zufahrt sollte zwischen Haus und Huber-Treppe gebaut werden. Es entspann sich eine seltsam anmutende Diskussion über Parkplätze - besonders die CSU-Stadträte schienen daran interessiert zu sein, deren Zahl so weit wie möglich zu drücken. Der Bauausschuss schlug vor, für die Zufahrt zur Garage die Toreinfahrt zu nutzen. Diese sei jedoch zu eng, diene den Fußgängern und zudem als Fahrradstellplatz, erklärt Geißler. Er wird mit dem Bauamt nun neu verhandeln müssen.

Mit allen laufenden Bauvorhaben wird die Altstadt in den kommenden Jahren einen erheblichen Einwohnerzuwachs erleben. Gleichzeitig entstehen auf dem früheren Rössleranwesen 17 Wohnungen und zwei Ladenflächen. In der umgebauten und erweiterten ehemaligen Koschade-Klinik haben 32 Wohnungen Platz. Davon sind 26 bereits verkauft. Der Investor, die KGS Projektentwicklungs GmbH, und sein Vertrieb haben das Haus auf den etwas irreführenden Namen Schlossberg-Terrassen getauft. Auch am echten Schlossberg ist noch ein Bauprojekt offen: Die ehemalige Brauerei soll für 15 Wohnungen umgebaut werden.

© SZ vom 25.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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