Die Welt verbessern:Acht Elefanten

Lesezeit: 2 min

Versteckter Wasserverbrauch: Im ersten Moment stutzt der Betrachter der Ausstellung, wenn er sieht, dass für die Produktion eines Handys 12 700 Liter benötigt werden und für Kaffee vergleichsweise wenig. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Jeder Deutsche verbraucht im Jahr 40 Tonnen Ressourcen - das entspricht dem Gewicht von acht Rüsseltieren. Eine Ausstellung des Landratsamtes erklärt, wie die Verschwendung reduziert werden kann

Von Christiane Bracht, Dachau

Es ist erschreckend: Ein Drittel aller Lebensmittel landet im Müll. Das hat zumindest die Verbraucherzentrale Bayern herausgefunden. So viel? Wie kann das sein, denkt man. Die Antwort ist nicht weniger verstörend: Jeder schmeißt pro Jahr etwa 82 Kilogramm Essbares weg, so die Verbraucherzentrale. Man stutzt. Plötzlich sieht man vor dem inneren Auge: abgelaufene Haltbarkeitsdaten, verschimmeltes Brot, saure Milch und naja, weiter denkt man lieber nicht. Aber 82 Kilogramm ist ganz schön viel. In der Ausstellung "Rette die Welt ... zumindest ein bisschen", die am Donnerstagabend im Foyer des Amts für Kommunale Abfallwirtschaft in der Dr.-Hiller-Straße eröffnet worden ist, hat die Verbraucherzentrale derartige Fakten zusammengetragen und sehr plastisch dargestellt. Aber nicht nur das, der Besucher bekommt auch Denkanstöße, wie er Ressourcen sparen kann.

"Die Welt retten, das klingt doch schon nach was. Da mache ich auf jeden Fall mit", sagte die stellvertretende Landrätin Marianne Klaffki (SPD). Und erklärte auch gleich wie nötig das ist: 40 Tonnen Ressourcen verbrauche jeder Bundesbürger pro Jahr. Das entspricht dem Gewicht von acht Elefanten, nur um sich das mal plastisch vor Augen zu führen. Und der Wasserverbrauch ist darin gar nicht eingerechnet. "Wissenschaftler sagen, dass die Welt nur einen Ressourcenverbrauch von acht Tonnen verträgt. Wir haben also jede Menge zu tun, um unseren Lebensstil zu verändern." Das eigene Verhalten hinterfragen, das sei das Ziel der Wanderausstellung, die bis zum 1. Dezember in Dachau zu sehen ist.

Mit Hilfe eines Buchs, indem man Fragen zum Alltag beantworten muss, kann man sein eigenes Verhalten neu überdenken: Muss ich unbedingt mit dem Auto fahren, oder geht es auch anders? Brauche ich jeden Tag Fleisch? Oder einen Coffee-to-go? Auch die Kaffeekapseln schädigen die Umwelt: Drei Milliarden von ihnen werden jedes Jahr in Deutschland weggeworfen. Das sind 500 Müllwagenladungen voll, so die Verbraucherzentrale. Stattdessen könnte man Filterkaffee trinken oder wieder befüllbare Kapseln verwenden.

Auch die beliebten Coladosen belasten die Umwelt. Zwei Milliarden pro Jahr werden in Deutschland leer getrunken. Damit könnte man eine 130 000 Kilometer lange Dosenkette machen und wer sich bei dieser riesigen Zahl immer noch nichts vorstellen kann, dem sei gesagt, damit käme man drei Mal um die Erde. Und wer denkt an Wasserverbrauch, wenn er ein Smartphone in der Hand hält oder ein T-Shirt anzieht oder Fleisch isst?

Aber der Verbrauch bei der Herstellung dieser Produkte ist gigantisch. Das kann man in der Ausstellung lernen. Für ein Smartphone braucht man etwa 12 700 Liter Wasser.

"Es lohnt sich, wenn jeder einen kleinen Beitrag leistet und in seinem Alltag etwas tut, um weniger Ressourcen zu verbrauchen", appellierte Heidemarie Krause-Böhm von der Verbraucherzentrale an die Dachauer. Auch wenn man meint, man selbst könne nichts ändern, der Beitrag sei viel zu klein, als dass er sich auswirken könne, "das stimmt nicht: es summiert sich, wenn jeder mitmacht", gab Krause-Böhm zu bedenken.

Die Ausstellung ist so konzipiert, dass man sie auch ohne Führung begreifen kann. Mehrere Schulklassen haben sich schon dafür angemeldet. Die Kinder, so hofft man, können die Informationen und Ideen mit nach Hause tragen und die Eltern zum Umdenken bringen. "Ein bisschen weniger Autofahren könnte ich vielleicht schon", bemerkte Klaffki, nachdem sie sich die Ausstellung angeschaut hatte. "Aber meine Ernährung passt schon."

Am Buß- und Bettag, 22. November, bietet die Abfallberatung Führungen durch die Ausstellung "Rette die Welt" in der Dr.-Hiller-Straße 36 an. Beginn ist um 11 und um 15 Uhr.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: