Die Süddeutsche Zeitung in Mini-Karlsfeld:"Welche Tiere habt ihr?"

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Beim Zeitungsworkshop der SZ Dachau interviewen die kleinen Reporter von Mini-Karlsfeld die Leiterin des Tierheims Silvia Gruber. Star des Tages ist aber Axel

Von Helen Krueger-Janson und Christiane Bracht, Karlsfeld

Was macht eigentlich ein Zeitungsreporter? Wie kommt er zu seinen Informationen? Warum ist das wichtig für die Menschen? 13 Kinder haben sich im Feriendorf Mini-Karlsfeld die Süddeutsche Zeitung angeschaut: Wasserknappheit in der Welt, Wasserschaden auf der S-Bahnstammstrecke in München, ein beißwütiger Rottweiler in Karlsfeld. Es gibt schon viele interessante Nachrichten. Die Sieben- bis Zwölfjährigen sind neugierig.

In Mini-Karlsfeld gibt es viele Highlihgts: etwa eine Partie Schach. (Foto: Niels P. Joergensen)

"Ein Reporter muss ganz viele Fragen stellen", weiß der siebenjährige Sam. Heute soll es im Kinderjournalistenkurs um Tiere gehen. Gut, dass die Dachauer Tierheimleiterin Silvia Gruber mit ihrem Rettungswagen vorbeigekommen ist. Sie hat sogar noch einen ganz besonderen Gast mitgebracht: Axel schaut mit großen Augen zu den Kindern hinauf. Die französische Bulldogge der Tierpflegerin Yvonne Wildfeuer ist sofort der Star bei den jungen Reportern. Die Kinder umringen sie, jeder will mal streicheln und Leckerli geben. Der Hund mitten im Kinderinterview macht die Fragestunde erst so richtig lebendig. "Warum haben Katzen Angst vor Wasser?" oder "Welche Tiere habt ihr?", wollen die Kinder von der Tierheimleiterin wissen. Und: "Bist du glücklich mit dem Geld, das du bekommst?" Gruber schmunzelt nur und sagt, "ich mach' das alles ehrenamtlich, das bedeutet ich bekomme kein Geld für meine Arbeit. Aber mir ist es wichtig, den Tieren zu helfen". Die Kinder staunen. Kanarienvögel, Meerschweinchen, Schildkröten und Schlangen leben momentan im Tierheim. Hunde und Katzen natürlich auch. Insgesamt sind es 90, erklärt Gruber.

Wasserspiele am Brunnen gehören ebenfalls zu den Attraktionen. (Foto: Niels P. Joergensen)

"Wir hatten auch schon mal ein Känguru", sagt sie. "Wirklich?!", rufen die Kinder und sind ganz aus dem Häuschen. "In Dachau?" "Ja, es ist einfach auf den Bahngleisen herumgehüpft. Manchmal halten Leute unerlaubt wilde Tiere und wenn die dann Reißaus nehmen, werden wir zur Stelle gerufen, um sie einzufangen." Gruber zeigt den Kindern den Rettungswagen und das Fangseil. "Bei einem Känguru muss man ganz vorsichtig sein, dass es einen nicht treten kann. Wenn man nicht aufpasst, können sie einem sogar Knochen brechen", erklärt die Leiterin des Tierheims. "Wenn man Glück hat, bekommt man nur blaue Flecken." Die Tiere verletzten ihre Helfer nicht absichtlich. Sie haben Angst und verstehen nicht, was die Menschen mit ihnen vor haben, erklärt sie. Und warum sind da so viele Käfige mit Decken drüber?, fragt ein Mädchen. Das ist zur Sicherheit während der Fahrt und die Decke soll den Tieren die Angst nehmen. Gruber hat aber noch mehr exotische Tiere zu bieten: Eine Boa ist zur Zeit in ihrer Obhut. "Da muss man aufpassen, wie man sie anfasst, denn das ist eine Würgeschlange", sagt sie. Am liebsten hören die Kinder aber ihre Erzählung von einem Beo. "Er konnte das Bayern-3-Signal täuschend echt nachmachen und das Telefonklingeln. Er war offenbar immer im Büro seines Besitzers", erzählt sie, "weil sie andauernd dachten, das Telefon klingelt." Die Tierpfleger hat das einige Nerven gekostet. Auch wenn er laut krähte "Mach fressi, fressi" oder nicht ganz jugendfreie Sätze, die Gruber lieber nicht wiederholt. Beos sind Sprachkünstler, aber sie schreien auch sehr laut. "Die Nachbarn müssen schon sehr tolerant sein", sagt Gruber. Dennoch hat sie das Tier vermittelt. Die Kinder sind fasziniert. "Wir haben manchmal auch Graupapageien. Die können 100 Jahre alt werden und überleben ihre Besitzer meist." "Wie alt können Hunde werden?", fragt eines der Mädchen. "Das kommt ganz darauf an", sagt Gruber, "die größeren werden oft nicht so alt wie die kleineren, weil sie schneller Probleme bekommen, zum Beispiel am Hüftknochen". Kleinere könnten schon bis zu 13 oder 14 Jahre alt werden.

Tierheimleiterin Silvia Gruber erklärt den Kindern, wie sie Hunde, Katzen und auch exotische Tiere im Rettungswagen transportiert und was es für Hilfsmittel gibt. (Foto: Niels P. Joergensen)

"Haben alle Tiere Namen?", fragt eine andere junge Reporterin. "Klar, wir müssen sie ja unterscheiden können, gerade wenn der Tierarzt kommt", sagt Gruber. Vorzugsweise verteilt sie und ihr Team recht ausgefallene Namen, wie: Wato, Stella oder Amadeus. Der achtjährige Daniel macht sich Sorgen, dass Tiere getötet werden. Man erklärt ihm, dass das Tierheim doch eher zur Rettung da sei. Doch er lässt sich nicht davon abbringen: "Wenn das Tier einen Tumor hat . . ." Gruber erklärt ihm, dass es dann operiert und gesund gepflegt wird. Erst wenn wirklich nichts mehr zu machen ist, das Tier qualvoll sterben würde, schläfere der Tierarzt es ein.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Tierpflegerin Yvonne Wildfeuer und Hund Axel warten auf die Kinder.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Lena ist indes ganz vertieft in die Zeitschrift des Tierheims.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Der morgendliche Eierlauf mit Pingpongbällen.

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(Foto: Niels P. Joergensen)

Auch die Zeitung und das Reporterspielen sind interessant.

"Tieren zu helfen, wenn sie in Not geraten", das sei das tolle an ihrem Job, erzählt Gruber auf die Frage eines Jungen. Außerdem findet sie es schön, zu erleben, wenn ein Tier ein neues Zuhause findet oder wenn ein krankes durch ihre Pflege gesund wird.

"Wir waren vergangene Woche mit unserem Großvater im Tierheim", erzählt die neunjährige Lena. Bei ihr zu Hause findet man viele Tiere. "Am liebsten hätte ich aber einen Chihuahua", sagt sie. Und wenn sie groß ist, will sie Tierpflegerin werden. Da ist sie jetzt schon ganz sicher. Intensiv blättert sie in der Zeitschrift des Tierheims. Das freut Silvia Gruber. Im Tierheim gibt es oft genug Personalmangel. Aber nicht nur in tierischer Hinsicht haben die Kinder viel gelernt. Sie haben auch die ungebremste Neugier, die ein Journalist mitbringen sollte, eindeutig bewiesen.

Vor dem Journalistenzelt regt sich auch einiges: Ein Mädchen versucht auf Stelzen zu laufen und ruft stolz: "Schau mal, es klappt." Ein Junge sitzt auf einem alten, ausrangierten Traktor und simuliert eine wilde Fahrt übers Getreidefeld, bei der es nur so ruckelt. In der Malerhütte daneben schlagen Jungs wild mit Hämmerchen auf kleine Holzplatten. Täglich kommen hier bis zu 75 Kinder auf das Gelände von Mini-Karlsfeld und verbringen ihre Ferienzeit. Die kleinen Reporter gesellen sich jetzt wieder zu den anderen Kindern, die umhertollen.

© SZ vom 09.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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