"Die Grundstücke stehen nicht zur Verfügung":Kirche lehnt neues Baugebiet in Pipinsried ab

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Altomünsters Rathauschef Anton Kerle gibt auf der Bürgerversammlung bekannt, dass das Erzbistum Augsburg keine Grundstücke zur Verfügung stellt

Von Horst Kramer, Altomünster

Er ist der Stachel im Fleisch des Bürgermeisters: Hans Lampl, ehemaliger Gemeinderat der Freien Wähler, piesackt Rathauschef Anton Kerle (CSU) bei jeder Gelegenheit mit dem Vorwurf, der Wollomooser würde sich nicht genügend für bezahlbaren Baugrund in Pipinsried einsetzen. So zum Beispiel auf der Bürgerversammlung vor einem Jahr. Kerle konterte bei der Bürgerversammlung in diesem Jahr, wenn auch nicht in Lampls Sinne. Denn der Rathauschef verkündete das Aus für Lampls Lieblingsvorhaben: die Ausweisung eines Baugebiets im Westen des Dorfes.

Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle (CSU) verkündete das Aus für ein neues Wohngebiet in Pipinsried. (Foto: Toni Heigl)

Der Grund gehört dem Erzbistum Augsburg - wie übrigens auch das Vereinsgelände des FC Pipinsried. Lampl und Kerles Vorgänger Konrad Wagner (FWG) hatten vor rund sechs Jahren bei der Kirche nachgefragt, ob sie sich eine Vermarktung des Areals nach dem damals noch gültigen Einheimischenmodell vorstellen könne. Die Antwort war laut Lampl positiv, danach schlief das Projekt ein.

Bis vor einem Jahr, als Lampl den Rathauschef mit dem Vorhaben konfrontierte. "Ich bin anschließend sofort tätig geworden", betonte Kerle auf der Bürgerversammlung. Das Erzbistum hätte auch umgehend geantwortet und darauf verwiesen, dass es das Pipinsrieder Kirchengremium um eine Stellungnahme bitten würde. Kirchenpfleger Ulrich Reisner ergänzte die Geschichte: Die Kirchenstiftung habe daraufhin bei der Rathausverwaltung angefragt, ob man Bauinteressenten aus Pipinsried kenne. Die Antwort war negativ. Deswegen habe das Gremium seinen Augsburger Kirchenchefs gemeldet, dass es keinen Bedarf an Baugrundstücken in Pipinsried gebe.

Dabei mag eine Rolle gespielt haben, dass die letzten verfügbaren Areale von Nicht-Einheimischen erworben wurden - ein Vorgang, der im Dachauer Hinterland auch im 21. Jahrhundert noch für Murren sorgt. Anfang November erhielt der Altomünsterer Bürgermeister Post aus Augsburg. Der entscheidende Satz in dem Schreiben lautete: "Die Grundstücke stehen nicht zur Verfügung."

Lampl reagierte verschnupft, nachdem der Bürgermeister den Sachstand vorgetragen hatte. Der Pipinsrieder beschuldigte den Rathauschef, das ablehnende Votum veranlasst zu haben: "Warum hast Du ein zweites Mal abstimmen lassen, obwohl der alte Kirchenvorstand das Vorhaben vor sechs Jahren schon abgesegnet hatte?" Kerle antwortete verärgert: "Ich habe überhaupt keine Abstimmung veranlasst!" Das seien rein kircheninterne Vorgänge, auf die er als Bürgermeister keinerlei Einfluss habe.

In Altomünsterer CSU-Kreisen vermutet man, dass es dem ehemaligen Gemeinderat der Freien Wähler nicht nur um seine Pipinsrieder geht, sondern auch darum, den Bürgermeister vor der anstehenden Kommunalwahl in einem schlechten Licht darzustellen. In diesem Sinne interpretierte Anton Kerle wohl auch die Abschlussfrage des Abends, die Hans Lampl folgendermaßen stellte: "Was hältst Du von der Abschaffung der Straßenausbaubeitragssätze?" Die Eliminierung der "Strabs" geht bekanntlich auf eine Initiative des Freie-Wähler-Chefs Hubert Aiwanger zurück. Kerle gab sich reserviert: "Man muss erst einmal abwarten, ob und welche Kompensationen die Kommunen vom Freistaat erhalten." Der Rathauschef befürchtet: "Wir werden auf den Kosten sitzen bleiben." Lampl ließ sich das letzte Wort nicht nehmen: "Aber für den Bürger ist es gerechter."

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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