Deutsch-polnische Partnerschaft:Intensive Beziehung

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Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann berichtet im Kreistag über den erfolgreichen Austausch zwischen dem polnischen Landkreis Powiat Oświęcimski und dem Landkreis Dachau in diesem Jahr

Von Robert Stocker, Dachau

Die Beziehungen zwischen dem polnischen Landkreis Powiat Oświęcimski und dem Landkreis Dachau sind in diesem Jahr weiter vertieft worden. Eine kommunale Partnerschaft wird erst dann lebendig, wenn ein intensiver Austausch zwischen den Menschen stattfindet. Den hat es zwischen dem polnischen und dem deutschen Landkreis auch 2019 wieder gegeben, wie die Partnerschaftsbeauftragte Marese Hoffmann (Grüne) dem Kreistag berichtete. Geprägt wurde die Partnerschaft in diesem Jahr von den Feiern zum 74. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Dachau und Auschwitz-Birkenau. In Oświęcim wurde die Feier zum internationalen Holocaust-Gedenktag allerdings überschattet: Eine ultrarechte polnische Gruppe demonstrierte gegen die in ihren Augen falsche Erinnerungskultur.

Die Dachauer Delegation um Landrat Stefan Löwl (CSU) war im Januar nach Oświęcim gereist, um in der Gedenkstätte Auschwitz einen Kranz niederzulegen. Die Gedenkveranstaltung wurde von einer Gruppe von Männern gestört, die paramilitärische Uniformen mit rechtsextremen Symbolen trugen. "Wir waren sehr entsetzt", so Marese Hoffmann. Der Auftritt polnischer Nationalisten und Antisemiten habe den Dachauern vor Augen geführt, dass rechtsextreme Strömungen auch in Polen eine große Gefahr darstellten. Dieser müsse sich eine starke, demokratische Zivilgesellschaft entgegenstellen. Nach den Gedenkfeierlichkeiten fand mit dem neuen Landrat Marcin Niedziela und den polnischen Partnerschaftsbeauftragten Leszek Szuster und Wojciech Kajdas in der Internationalen Jugendbegegnungsstätte ein Arbeitstreffen statt. Die Teilnehmer beschlossen ein gemeinsames Projekt zur Europawahl. Jugendliche aus beiden Landkreisen stellten dabei in Wort und Bild ihr Europa vor. "In Polen herrscht eine unglaubliche Stimmung pro Europa", schilderte Hoffmann ihre Eindrücke aus dem osteuropäischen Land. Und es gibt dort eine größere Förderung von Frauen. Weit mehr Frauen als in Deutschland haben Führungspositionen. Das habe sich beim Europäischen Kongress der Kommunal- und Regionalverwaltungen in Krakau herausgestellt, an dem die Partnerschaftsbeauftragte im April teilnahm.

Der Gegenbesuch zu den Befreiungsfeierlichkeiten fand Anfang Mai in Dachau statt. Die polnische Delegation besichtigte die Ausstellung "Die 50er Jahre im Landkreis Dachau" in Sulzemoos und nahm an der Jobmesse in Dachau teil. Vor allem der MINT-Campus sei dort auf großes Interesse gestoßen, so Hoffmann. Vor 30 Jahren fanden die ersten freien Wahlen in Polen statt. Aus diesem Anlass reiste im Juni eine Dachauer Delegation nach Danzig, wo der frühere Führer der polnischen Gewerkschaft Solidarność, Lech Walęsa, einen Vortrag hielt. Ganz Danzig habe die Demokratie, Solidarność und das gemeinsame Europa gefeiert. Im Juni fand die Sitzung des deutsch-polnischen Ausschusses des Rates der Gemeinden und Regionen Europas im polnischen Gostyń statt. Bernadette Czech-Sailer, die die Partnerschaft im Landratsamt koordiniert, hielt einen Vortrag über die Erinnerungsarbeit im Landkreis Dachau. Wie jedes Jahr kam eine Delegation aus Oświęcim zum Volksfest nach Dachau. "Das lieben die Polen", betonte Hoffmann. Die Kranzniederlegung in der Gedenkstätte sei für beide Seiten kein Ritual, sondern ein Bedürfnis gewesen. Auf Einladung des polnischen Landrats Marcin Niedziela fuhr im September eine Dachauer Gruppe mit dem stellvertretenden Landrat Helmut Zech nach Oświécim, wo die Gebietsreform gefeiert wurde. Zech wurde mit der Ehrenmedaille des Landkreises Oświęcim ausgezeichnet.

Michael Groß, der deutsche Generalkonsul in Krakau, lud eine Dachauer Delegation zum Tag der Deutschen Einheit ein. Bei einem Treffen der pädagogischen Leitung des Max-Mannheimer-Hauses versprach die neue Leiterin Felizitas Raith, künftig mehr gemeinsame Projekte auf den Weg zu bringen. Der krönende Abschluss des Jahres seien die zweiten deutsch-polnischen Kulturtage in Dachau gewesen. Dort habe es einen regen Austausch mit hier lebenden Polen gegeben.

© SZ vom 14.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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