Der Weg zum Abitur:Ansturm auf die Gymnasien

Lesezeit: 3 min

Durch den Zuzug erhöhen sich die Schülerzahlen im Landkreis. Durch die Rückkehr zum G 9 wird die höhere Schule wieder beliebter. Doch auch die Kapazitäten der Realschule Indersdorf sind erschöpft

Von Christiane Bracht, Dachau

Der Trend zur höheren Schulbildung ist im Landkreis Dachau ungebrochen. Trotz aller Aufrufe der Wirtschaft, den mittleren Bildungsweg zumindest wohlwollend in Erwägung zu ziehen, scheint das Gymnasium beliebter zu sein denn je. Drei Klassen mehr im Vergleich zum vergangenen Jahr haben die drei höheren Schulen im Landkreis einrichten müssen, um die vielen Zehn- und Elfjährigen, die jetzt neu kommen, alle unterzubringen. Im Josef-Effner-Gymnasium in Dachau gibt es von kommender Woche an etwa 230 Fünftklässler in acht Parallelklassen, zwei davon sind Ganztagsklassen. In Markt Indersdorf sind es sechs, 2016 waren es noch fünf. "173 Schüler in die fünfte Klasse - das ist die höchste Zahl seit 2009 - ja, so viele Anmeldungen hatten wir noch nie an dieser Schule", sagt Direktor Thomas Höhenleitner. Nur im Ignaz-Taschner-Gymnasium in Dachau stagnieren die Einschreibezahlen, es gibt wie immer fünf Parallelklassen. Mehr Platz bietet das Schulhaus nicht: Im August haben die Bauarbeiten für einen neuen Gebäudekomplex begonnen. Zwei Jahre sollen sie dauern.

Aber warum drängen heuer so viel mehr Zehn- und Elfjährige an die Gymnasien? Ist der Jahrgang besonders schlau? "Wir sind eine Boomregion", erklärt Peter Mareis, der neue Schulleiter des Dachauer Effner-Gymnasiums. Immer mehr Menschen ziehen in den Landkreis, darunter auch viele Familien. Höhenleitner erinnert an die zahlreichen Neubaugebiete im nördlichen Landkreis. Auch in Karlsfeld hat sich die Einwohnerzahl in den vergangenen Jahren vervielfacht. Das wirkt sich nun aus. Und auch künftig erwarten die Direktoren steigende Schülerzahlen.

Aber es gibt noch eine andere Erklärung für den Boom: "Der G 9-Effekt" spiele auch eine große Rolle, sagt der Markt Indersdorfer Schulleiter. Seit der Freistaat beschlossen hat, wieder zum neunjährigen Gymnasium zurückzukehren, trauen sich offenbar wieder mehr Eltern, ihre Kinder auf die höhere Schule zu schicken. In den vergangenen Jahren haben sich viele gegen die hohe Belastung entschieden, die den Jugendlichen durch Nachmittagsunterricht, ein straffes Lernprogramm und wenig Freizeit im Rahmen des G 8 blühte. Manch einer wollte seinem Sprössling lieber mehr Entfaltungsfreiheit geben und schickte ihn im Zweifel auf die Realschule. Das scheint nun wieder anders zu werden.

Trotz dieser sich abzeichnenden Wende, kann die Realschule übrigens nicht über mangelnde Schülerzahlen klagen. Die Indersdorfer Vinzenz-von-Paul-Schule musste sogar schon Schüler abweisen, weil sie keine Kapazitäten mehr hat. Die Jugendlichen nehmen zum Teil weite Wege auf sich, um dort unterrichtet zu werden. Einige kommen sogar aus Freising, Pfaffenhofen oder Dachau. "Unsere Fürsorge für jeden einzelnen zeichnet uns aus", erklärt Schulleiter Klaus Fortner. Zudem biete man den Jugendlichen besonderes, etwa Bogenschießen, Golf oder Blasmusik. Auch hier gibt es nun fünf fünfte Klassen im an diesem Dienstag beginnenden Schuljahr. Die Fachoberschule wächst ebenfalls. Seit Anfang des Monats steht sie auf eigenen Füßen, obwohl es noch immer viele Kooperationen gibt. So unterrichten einige Lehrer in beiden Schulen. Die FOS hat nunmehr drei Klassen, statt wie bisher zwei - insgesamt lernen dort 48 Schüler.

Etwas turbulent wird der Start ins neue Schuljahr wohl am Dachauer Ignaz-Taschner-Gymnasium. Direktor Erwin Lenz freut sich zwar, dass endlich "was voran geht". Lange hat man über den "Optimierungsbau" gestritten, jetzt wird er Realität. Neben einer Tiefgarage entstehen Räume für naturwissenschaftliche Fächer, sowie zwei Sporthallen. Doch fürchtet Lenz auch die Bauphase. Zwei Jahre lang wird nun Lärm den Unterricht beeinträchtigen. Die Mensa ist von diesem Schuljahr an geschlossen, weil sie direkt an die Baugrube angrenzt. Und es gibt eine neue Verkehrsführung: Die Baufahrzeuge nutzen die Jahnstraße, deshalb gilt dort absolutes Halteverbot. "Die Eltern müssen sich jetzt einen anderen Weg suchen, wenn sie ihre Kinder zur Schule bringen", sagt Lenz. Aber mehr Sorgen machen ihm eigentlich die Kollegen, die mit dem Auto zum Unterricht kommen. Den Bereich um die Schule herum will die Stadt zur Anwohnerparkzone machen. Dafür hat man den Lehrern 35 Parkplätze am etwas abseits gelegenen TSV- Gelände zugewiesen. "Das reicht hinten und vorne nicht", klagt Lenz. Etwa die Hälfte der insgesamt 109 Lehrer fahren mit dem Auto zur Schule. Der Direktor fürchtet großen Unfrieden und chaotische Zustände. "Aber das ist nicht lösbar."

Gebaut worden ist während der Sommerferien auch am Gymnasium Markt Indersdorf. Der Flur ist nun schmaler, dafür gibt es mehr Räume. Jetzt haben die Schüler Aufenthaltsräume für die Pause. Außerdem gibt es Platz für Intensivierungskurse oder Meditation und einige Lehrer können sich über ein eigenes Büro freuen, auch um Gespräche mit Schülern oder Eltern führen zu können. Die Möbel werden in den nächsten zwei oder drei Wochen angeliefert, sagt Direktor Höhenleitner.

Zu dem haben die Indersdorfer Lehrer ein neues Konzept erarbeitet, mit dem sie den Fünftklässlern den Übergang auf die höhere Schule erleichtern wollen. Sie sollen lernen zu lernen und Tipps bekommen, wie man seine Zeit am besten einteilt. Außerdem hat sich Höhenleitner vorgenommen, die Jugendlichen digital fit zu machen. Von September an lernen sie den Umgang mit Excel oder anderen Office-Programmen. Vorträge müssen künftig mit Power-Point-Präsentationen gestaltet werden. Sie sollen optimal auf Studium und Beruf vorbereitet werden, sagt er.

© SZ vom 11.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: