Der Abend der Nachwuchstalente:Mit Witz und Charme

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Dank Präzision und Spielfreude der jungen Talente kommt auch das Publikum im Vereinsheim der Knabenkapelle voll auf seine Kosten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Bei "Jazz hoch drei" zeigt der Nachwuchs sein Können

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

Ein Piano, ein Flügel, ein Kontrabass und zwei Drumsets stehen auf der Bühne des Kinosaals aus den Fünfzigerjahren in der Sudentenlandstraße, dem Heim der Knabenkapelle Dachau. Jugendliche sitzen auf den Bierbänken und halten ihre Instrumente, während die Besucher den Saal füllen. Zum vierten Mal findet die Veranstaltung "Jazz hoch drei" statt.

Den Anfang macht diesmal das H ans Blume Salonorchester, das Jazz-Orchester des Josef-Effner Gymnasiums. Ganz im Stil des Bigband-Jazz, also eine Gruppe mit mehrfacher Bläser-Besetzung, der in den 1920er Jahren prägend war für den danach entstandenen Swing bringt es das Publikum zum Swingen und begeistert mit den Soloeinlagen einzelner Schüler. Auch das Publikum wird mit einbezogen, im vorletzten Stück summt es den Refrain mit. Ein fast schon volksmusikartiger Charakter verbreitete sich im Kinosaal bei der Polka für Akkordeon und Orchester, bei der die Finger des Akkordeonisten mit scheinbarer Leichtigkeit über die Tasten fliegen. Die Zugabe führt zum Thema des Abends zurück, mit "Original Black Bottom", einem Tanz aus den Zwanzigerjahren.

"Der Abend steht im Zeichen des Nachwuchses", sagt der Leiter der Bigband Dachau, Tom Jahn. Zwei Nachwuchstalente aus den eigenen Reihen, die auch Musik studieren, zeigen ihr Können. Mit elf Jahren hat sie Flöte gelernt, ein Jahr später begann sie, auf dem Klavier zu spielen: Sarah Lux entführt das Publikum in ihre eigene Welt. Wenig Jazz lässt sich erkennen, sie singt mit klarer Stimme ihre eigenen Texte, begleitet sich dazu am Klavier, unterstützt von ihren Kollegen Tim und Thomas an Gitarre und Schlagzeug. Es sind ruhige Lieder, mit viel Gefühl, kein Swing oder Jazz, trotzdem ist es das Publikum ganz still, während Sarah Lux ihr Lied singt.

Luca Zambito studiert Jazz-Klavier und ist ein absolutes Talent. In seinen Stücken steckt eine außerordentliche Dynamik, viel Gefühl und Leidenschaft. Er spielt seine Melodien mit Präzision und dennoch einer unfassbaren Leichtigkeit, während sein ehemaliger Lehrer Tom Jahn an der Wand steht und stolz seinem ehemaligen Schüler lauscht. Beide sind einander sehr dankbar. Tom Jahn sagt, er könne so viel von seinen Schülern lernen, und Luka Zambito sagt nach seinem Auftritt: "Danke an meinen ehemaligen Lehrer Tom, der ein großes Herz für die Musik hat, dass er extrem professionell weitergibt."

Eher Alternativ Hip-Hop als Jazz singt Tobi Eichhorn mit seiner Gitarre über den Schnaps, der genauso sei wie die Liebe und bringt das Publikum zum Lachen, zum Mitklatschen und Singen. Er schafft es, den Bogen zu schlagen zwischen den vorangegangenen ernsteren Nummern und seinem eigenen Musikstil. Mit Witz und Charme präsentiert er seine neue Single, bei der er während des Stückes "noch einmal kurz überlegen" muss, wie es weitergeht. Und liefert damit schon die perfekte Überleitung für die nachfolgende Band, das Organ Trio.

Tom Jahn an der Hammond-Orgel, Andreas Dombert an der Gitarre und Tilman Herpichböhm am Schlagzeug, das ist Höhepunkt des Abends. Drei Jazz-Klassiker, darunter das berühmte "Take Five" spielen sie in ihren eigenen Interpretationen, aber durchweg überzeugend. Einsame Klasse ist Tilman Herpichböhm am Schlagzeug. Mit viel Gefühl, Dynamik, Präzision, einer leichthändigen Bestimmtheit schlägt er seinen Beat. Das Organ Trio versteht sich auf dynamischen Aufbau, Steigerung im Stück und schafft es an diesem Abend, das Publikum in ihren Bann zu ziehen. Allein der Anblick der drei Musiker lässt keinen still auf den Bänken sitzen, verkörpern sie durch ihre eigenen Bewegungen und ihre Mimik die Musik, die sie spielen. In dieser Stimmung stößt drei Stücke später die Bigband hinzu. In glitzernden Kostümen stehen die Musiker auf der Bühne, auch Tobi Eichhorn ist wieder dabei.

Im Sommer durfte die Bigband auf dem Jazzfestival in Montreux spielen und an diesem Abend beweist sie einmal mehr, dass sie das Zeug hat, auf größeren Bühnen zu spielen. Zusammen mit den Nachwuchskünstlern und dem Organ Trio zeigt die Bigband Dachau an diesem Abend dem Publikum die Vielseitigkeit des Jazz: Ausdruck, Klasse und Vergnügen hoch drei.

© SZ vom 14.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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