Das Haus ist 310 Jahre alt:Startschuss für ein Jahrhundertprojekt

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Der Altomünsterer Gemeinderat bringt die Sanierung des historischen Gebäudes "An der Schultreppe 4" auf den Weg - nach fünf Jahren Diskussion und heftigen Auseinandersetzungen in dem Gremium

Von Horst Kramer, Altomünster

Der Altomünsterer Gemeinderat hat jetzt das bisher größte Restaurierungsprojekt der Ortsgeschichte auf den Weg gebracht: die Sanierung des rund 310 Jahre alten Gebäudes "An der Schultreppe 4". Endlich, wie ein Gemeinderat nach der jüngsten Sitzung sagte. Die Entscheidung fiel nach fünf Jahren Diskussion und heftigen Auseinandersetzungen im Gemeinderat - insbesondere zwischen den beiden großen Parteien CSU und FWG. Martina Englmann (CSU) hatte in der Februarsitzung FWG-Gemeinderat Michael Reiter vorgeworfen, gegen seinen Amtseid verstoßen zu haben. Reiter hatte wenige Wochen zuvor auf der FWG-Hauptversammlung von Ergebnissen des Schultreppe-Arbeitskreises berichtet - nicht nur zum Missfallen von Englmann. Auch im Rathaus gab es darüber Verärgerung. Bürgermeister Anton Kerle (CSU) nahm in der Gemeinderatssitzung zu den Vorwürfen Stellung. "Wir waren damals überfordert, wie die Lage zu bewerten ist", so der Bürgermeister. Michael Reiter sei zu ihm gekommen, weil er den Vorwurf, er habe seinen Amtseid verletzt, nicht hinnehmen wollte. Kerle: "Eine Prüfung des Vorgangs hat ergeben, dass er seinen Amtseid nicht verletzt hat." Aus einem einfachen Grund, so der Bürgermeister. Denn der Arbeitskreis habe vor seinen Treffen nicht beschlossen, ob er öffentlich oder nicht öffentlich tage. Künftig werde man vorher beschließen, ob öffentlich oder nicht öffentlich verhandelt werde.

FWG-Gemeinderat Michael Reiter sprach in der jüngsten Gemeinderatssitzung von einem "schwierigen Miteinander". Meinungsverschiedenheiten gab es auch mit dem beauftragten Münchner Architektenbüro Claus und Forster, das in der Sitzung durch Lenz Lehmair vertreten war. Reiter kritisierte die neueste Kostenschätzung der Architekten, die sich nun auf 2,073 Millionen Euro beläuft. Allein 423 000 Euro erhält das Münchner Architektenbüro. Reiter ist das zu viel, zumal er Zweifel an den Planungen für die Elektroverkabelung hegt. "Es ist mir ein großes Anliegen, dass da nochmals Fachleute drüberschauen", erklärte der FWG-Gemeinderat, ein Zimmerermeister und Energiefachmann, "auch was die Fördermöglichkeiten angeht." FWG-Chef Hubert Güntner, Wolfgang Grimm (CSU) sowie dessen Fraktionskollege Georg Huber junior schlossen sich Reiter an.

Die Kommune hofft auf staatliche Zuschüsse von mindestens 900 000 Euro. Mit dem Nutzungskonzept für das Haus zeigte sich das Gremium einschließlich Bürgermeister Anton Kerle zufrieden. Kein Wunder, denn darüber hatten sich die Mitglieder des Gemeinderats in mehreren Sitzungen des Arbeitskreises unter Kerles Leitung den Kopf zerbrochen. Josef Obeser (FWG), von Beruf Architekt, bezeichnete den Entwurf als "stimmig". Alt und Neu seien nun optisch deutlich getrennt, spätere Zusatznutzungen seien möglich. Im Erdgeschoss kann der Kindergarten "Die kleinen Strolche" eine weitere Gruppe einrichten; die VHS zieht ins erste Obergeschoss, unter anderem mit ihrer Kleinkinder-Betreuungsgruppe.

Das Obergeschoss wird nur rudimentär ausgebaut. An die Nordseite des Hauses wird ein zusätzliches Treppenhaus gesetzt, mit einer Stahltreppe und einem Aufzug. Das Treppenhaus ist in eine Holzkonstruktion verkleidet und mit einer Glasdecke versehen. Die Gänge im Inneren des Gebäudes sowie das Treppenhaus sollen sich an der Nutzung zu Anfang des 19. Jahrhunderts orientieren, als dort erstmals die Dorfschule einzog. Das sei eine der Vorgaben der Denkmalschützer, so Bürgermeister Kerle. Der Rathauschef geht davon aus, dass bis zum Herbst die Genehmigungen der beteiligten Behörden vorliegen. Im Herbst könnten die Ausschreibungen für das Vorhaben beginnen. Wenn alles gut gehe, könnte das Haus im September 2020 bezugsfertig sein, hofft Kerle. Gerade rechtzeitig zum Kindergartenjahr 2020/2021.

© SZ vom 03.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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