Dann ist Schluss:Servus

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Dallers letztes Konzert findet in Schwabhausen statt

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

"Ja, es stimmt, ich höre auf." Das Gerücht bestätigt der Musikkabarettist Sebastian Daller nach seinem Auftritt in der Schwabhauser Post am vergangenen Samstagabend: Die Vorstellung zusammen mit seiner "Bänd" sei tatsächlich die letzte gewesen. Wenn man Sebastian Daller nach den Gründen für seine Entscheidung fragt, dann antwortet er mit einem lapidaren Satz: "Weil i nimma mog".

Ein erst 30-Jähriger, der nach nur fünf Bühnenjahren und Erfolgen bei "Ottis Schlachthof" und im "SchleichFernsehen" einfach "nicht mehr mag"? Es gebe "mehrere Faktoren", die bei seiner Entscheidung eine Rolle spielten, sagt Daller. Und überhaupt: Angesichts einer "Schwemme von Künstlern", wie er sagt, die auf die Bühne drängten, müsse er dabei nicht auch noch mitmischen.

Hätte das Schwabhausener Publikum von Sebastian Dallers Zukunftsplänen jenseits der Bühne gewusst, es hätte ihn an diesem Abend wahrscheinlich gar nicht mehr nach Hause gehen lassen. Immer wieder gab es stürmischen Beifall vor allem für den musikalischen Teil der Veranstaltung. Ob Landler, Boarische, Polkas oder mit bairischen Texten unterlegte Evergreens: Die mitreißende Musizierlust von Daller und seiner an diesem Abend aus der Geigerin Hanna Hampel und Sebastian Meier an der Tuba bestehenden "Bänd" hat die Menschen im vollbesetzten Postsaal spontan begeistert.

Hanna Hampel, mit der Daller so etwas wie eine von bayerischer Schulpolitik diktierte Lehrer-Fernbeziehung zwischen Mainburg und Miesbach führt, war am Samstag für ein anderes "Bänd"-Mitglied eingesprungen. Dennoch harmonierten die drei Musiker perfekt miteinander: in den kraftvoll auftrumpfenden Passagen ebenso wie an den leiseren, ausdifferenzierteren Stellen des Programms.

Am überzeugendsten ist Sebastian Daller mit seinem hörbar oberpfälzisch eingefärbten niederbairischen Idiom als Gstanzlsänger: Da kann er es so richtig krachen lassen, ohne viel Rücksicht auf inhaltlichen Witz oder gar eine Botschaft. Dallers Texte nämlich können es nicht aufnehmen mit seiner musikalischen Präsenz und dem wunderbaren Zusammenspiel mit seiner "Bänd". Er erzählt zwar lustig von seinem Beruf als Lehrer, von niederbayrischen Beerdigungsbräuchen oder der Weltsicht eines Grillhendls auf die "Käfighaltung" der Festzeltbesucher: Dennoch bewegt sich Daller weitestgehend in den Niederungen harmloser Dampfplauderei.

Dem Publikum in Schwabhausen ist das sichtlich egal. Es lässt sich begeistern von der mitreißenden Spielfreude Dallers und seiner Freunde. Erst nach vielen Zugaben, bei denen das Trio zuletzt in den Bereich der Unterhaltungsmusik abdriftet, dürfen Daller und "Bänd" von der Bühne abtreten. Vorerst das letzte Mal. Aber wer weiß, ob es nicht doch eines Tages ein Comeback für Daller gibt: Jung genug dafür wäre er auf alle Fälle.

Nächste Veranstaltung in der Post: Bayrisch Diatonischer Jodelwahnsinn, Freitag, 20. Mai.

© SZ vom 25.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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