Dachaus Busse:Spät auf Achse

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Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember verkehren die städtischen Busse in Dachau abends bis 22 Uhr. Eine Serviceverbesserung, die bei den Kunden aller Linien bestens ankommt.

Von Petra Schafflik, Dachau

Es ist schon dunkel an diesem trüben Frühlingsabend kurz vor 21 Uhr, doch am Bahnhofsvorplatz wartet bereits ein Dutzend Menschen auf den Bus. Zielstrebig kommen weitere Fahrgäste dazu, als die S-Bahn aus München eingefahren ist. Gleich darauf rollen drei Linienbusse heran - alles einsteigen. Erst seit Dezember verkehren die städtischen Busse bis 22 Uhr, eine Serviceverbesserung, die offenbar gut ankommt. Im Fahrzeug der Ringlinie 722 hat Angelika Györfi Platz genommen. Täglich pendelt die Dachauerin zu ihrem Arbeitsplatz in Neuperlach und profitiert nun von den längeren Busfahrzeiten. Zuvor, als der letzte Bus bereits um 20 Uhr fuhr, musste ihr Mann sie jeden Abend mit dem Auto vom S-Bahnhof abholen. "Jetzt sind wir beide froh", sagt sie. Wie Angelika Györfi geht es vielen Dachauern. "Die späten Busse werden sehr gut angenommen, auf manchen Linien haben wir abends 30 Fahrgäste im Bus", sagt der Abteilungsleiter der Stadtwerke für den Verkehrsbetrieb, Reinhard Dippold.

Als Busfahrer Cristian Popescu pünktlich um 21.01 Uhr den Motor anlässt, ist sein Bus voll besetzt. Unter den Fahrgästen sind plaudernde Touristen auf dem Weg ins Hotel, eine Bäckereiverkäuferin lässt sich nach einem anstrengenden Arbeitstag nach Hause chauffieren. Mit der S-Bahn aus München ist Natalie Schuster angekommen. Auch sie nimmt abends gerne den Bus: "Dass er jetzt länger fährt, ist wirklich super." Die junge Frau fährt fast täglich, "gerade im Winter ist es angenehm und bequemer als mit dem Fahrrad". Am Bussteig nebenan wartet Busfahrer Martin Hachinger noch auf letzte Gäste. Den erfahrenen und dienstältesten Fahrer der Stadt wundert es überhaupt nicht, dass die Abendbusse gut besetzt sind. "Das haben wir geahnt."

Tatsächlich gab es bei den Bürgern schon lange den Wunsch nach späteren Busfahrzeiten, das Thema war Dauerbrenner bei städtischen Bürgerversammlungen. Im vorigen Juli hat der Stadtrat dann die Verlängerung der Fahrzeiten von 20 auf 22 Uhr beschlossen, seit dem Fahrplanwechsel im Dezember verkehren die Linien in dieser Zeit im 40-Minuten-Takt. Das neue Busangebot läuft für vier Jahre im Probebetrieb, in dieser Zeit muss die Stadt die Kosten von etwa 255 000 Euro alleine tragen. Danach kann der zusätzliche Busservice in die Grundversorgung aufgenommen werden, die Stadt erhält dann einen ÖPNV-Zuschuss durch den Landkreis, der etwa zwei Drittel der Gesamtkosten abdecken würde. Voraussetzung ist, dass im Durchschnitt zehn Fahrgäste pro Fahrt das Angebot nutzen. Bereits in den ersten Monaten liegt die Zahl der Fahrgäste deutlich über den Erwartungen.

Wenn an einem Freitag im März um 20.41 Uhr 35 Fahrgäste am Bahnhof in einen Bus einsteigen, um 21.21 Uhr wieder 13 und auch um 22.01 noch mal zwölf, "dann hätten wir das so nicht vermutet", erklärt Dippold. Selbst im allerletzten Bus um 22.01 Uhr "sitzen noch zehn Leute, das ist ein toller Erfolg". Unter den Fahrgästen seien Berufstätige, die in München arbeiten, aber auch Jugendliche, die zuvor innerhalb der Stadt mit dem Rad unterwegs waren und jetzt auf den Bus umsteigen. Um die Akzeptanz der neuen Busfahrzeiten zu prüfen, führen die Stadtwerke Dachau, ein kommunaler Eigenbetrieb, pro Quartal in einer Woche Fahrgastzählungen durch, immer von 19.48 Uhr bis 22.01 Uhr. Tendenzen lassen sich noch nicht feststellen, sagt Dippold. "Es gibt unterschiedliche Spitzenzeiten, aber alle Linien werden gut genutzt." Der Verkehrsexperte der Stadtwerke vermutet noch weiteres Fahrgast-Potenzial, "wenn sich die Verlängerung der Fahrzeiten weiter herumspricht." Die Chancen, dass aus dem Probebetrieb ein dauerhaftes Angebot wird, stehen also gut.

© SZ vom 13.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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