Dachauer Volksfest:Mehr Platz für Gemütlichkeit

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Das Dachauer Volksfest zieht Besucher aus der ganzen Münchner Region an, aber die meisten Bierzeltplätze sind vorab schon reserviert. Die SPD will dagegen vorgehen - und zieht sich den Zorn der Wirte zu.

Von Helmut Zeller und Anna-Sophia Lang, Dachau

Erprobte Wiesnbesucher umgehen die Nahkampfzone vor den begehrten Plätzen im Bierzelt - sie reservieren einfach vorab. "Das ist der Trend ", sagt Volksfestreferent Robert Gasteiger (Freie Wähler). In München läuft's fast nur noch so. In Dachau will die SPD dieser Entwicklung aber Einhalt gebieten: Zwei Drittel der Plätze in allen fünf Bierzelten, doppelt so viele wie bisher, müssen künftig freigehalten werden. Das will die Stadtratsfraktion in den neuen Pachtverträgen mit den Wirten von 2016 an festschreiben lassen. Das Dachauer Volksfest muss ein Fest des Volkes bleiben, wie Stadtrat Sören Schneider meint. Gasteiger stimmt grundsätzlich zu, bleibt aber skeptisch, und die Wirte reagieren sauer. Es geht um viel Geld. "Wir sind schon genug beschnitten, zum Beispiel beim Bierpreis", sagt Andrea Schneider, Wirtin des Zieglerzelts.

"Ein Volksfestzelt darf nicht zu einem exklusiven Ort verkommen", erklärt Stadtrat Schneider. Danach sieht es aber schon fast aus: Momentan dürfen zwei Drittel der Plätze vorab vergeben werden. Ewald Zechner ist 2014 und 2015 der Pächter des großen Festzelts. Freitags, samstags und sonntags seien zwei Drittel, sonst maximal 50 bis 60 Prozent der Plätze reserviert. Sein Bierzelt, um das es vor allem geht, umfasst 3800 Plätze, dazu noch 1600 im Biergarten, die allerdings nicht gebucht werden können. "Möglichst viele feste Reservierungen mögen attraktiv für die Wirte sein, weil ihnen das mit der Verzehrmarken-Abnahme einen gewissen Mindestumsatz garantiert", sagt Schneider. Aber das störe die Besucher schon seit Jahren zunehmend. Vor allem die Spontanbesucher, die nach einem Bummel über das Gelände vielleicht noch ein Bier wollen, würden so vergrault. "Das Dachauer Volksfest soll ein Fest für alle bleiben, und dazu gehört ein gemütliches und zwangloses Miteinander in den Zelten."Das ist Zechner zufolge auch garantiert: "Letztes Jahr wurden vielleicht insgesamt nur fünf Mal Besucher weggeschickt. Für Gruppen von zwei bis vier Leuten finden wir immer einen Platz", sagt Zechner. Es treffe auch nicht zu, dass viele Besucher weggeschickt würden, weil die Plätze zwar reserviert, aber nicht besetzt seien. Wer bis 17.30 oder 18.30 Uhr nicht da ist, verliert seinen Anspruch.

Auf dem Volksfest in Dachau sind die Plätze im Festzelt begehrt. Hunderttausende Besucher kommen jedes Jahr. Ein Grund ist der niedrige Bierpreis. (Foto: Toni Heigl)

Man finde an Stoßtagen schon mal keinen Platz, räumt der Volksfestreferent des Dachauer Stadtrats ein. Aber das hänge von vielen Faktoren ab: Wenn es etwa regnet, strömten natürlich alle ins Zelt. Eigentlich hält Robert Gasteiger die ganze Diskussion für überflüssig, denn es würden ohnehin schon mindestens ein Drittel der Plätze freigehalten. Außerdem pocht der FW-Stadtrat auf die "Freiheit des Wirts": Das sei seine Entscheidung, und wir sollten nicht alles vorschreiben. Schließlich zahlten die Wirte eine ansehnliche Pacht.

Das Volksfest beginnt Mitte August und dauert zehn Tage. Der Wirt des großes Festzelts muss vier Abschlagszahlungen an die Stadt entrichten, die erste am 1. Juni. Insgesamt sind das Informationen der SZ zufolge gegenwärtig mehr als 100 000 Euro, die der jeweilige Wirt vorstrecken muss. Ohne Vorabreservierungen läuft ein Pächter Gefahr, sich bei der Kalkulation zu verrechnen. "Reservierungen sind beruhigend", sagt denn auch Zechner. Außerdem müsse danach auch der Personaleinsatz geplant werden, meint Wirtin Schneider. Nach Dachau kommen viele Firmen, inzwischen auch einige aus München, die auf die Wiesn keine Lust mehr haben, und Vereine. "Wenn die mit 60 bis 80 Leuten kommen, müssen die reservieren", sagt Zechner. Wenn die SPD im Stadtrat Erfolg hat, befürchtet der Festwirt, dass viele Firmen wegbleiben. Durch Privatleute könne der Umsatzverlust nicht aufgefangen werden, sagt er. Doch, erklärt Schneider dagegen, die Zahl der Besucher sei seit Jahren stabil; 2014 waren es ungefähr 300 000 Menschen. Angelockt werden viele von dem günstigen Bierpreis, der 2014 bei sensationell niedrigen 5,60 Euro lag.

Die SPD-Regelung soll für alle Wirte gelten, auch wenn es bei den kleineren Zelten mit etwa 3000 Plätzen keine so großen Probleme gibt. Aber Sören Schneider will eine Gleichbehandlung der Zeltbetreiber. "Ich kann den Wind, der da um die Reservierungen gemacht wird, nicht ganz nachvollziehen", sagt Zechner. Schließlich könne jeder vorab, von Juni an einen Platz fürs Dachauer Volksfest reservieren. "Wer vorher nicht plant, hat Pech gehabt."

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© SZ vom 25.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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