Dachauer Verkehrspolitik:Radstreifen statt Turbokreisel

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Viel Verkehr, lange Wartezeiten an den Ampeln: An der Kreuzung Schleißheimer- /Alte Römerstraße ist das keine Seltenheit. Grund genug etwas zu ändern. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die CSU will einen Komplettumbau der Kreuzung Schleißheimer-/Alte Römerstraße trotz enormer Kosten. Doch die Mehrheit des Stadtrats lehnt dies ab. Sie wollen eine sichere und praktikable Lösung für Radfahrer. Die Linksabbiegespuren werden deshalb aufgelöst

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Kreuzung Schleißheimer-/ Alte Römerstraße zählt heute schon zu den stark belasteten Verkehrsknoten in Dachau. Mit der weiteren Entwicklung der Stadt, besonders auch den neuen Gewerbegebieten auf dem ehemaligen Seebergelände und südlich der Siemensstraße, werden dort künftig noch mehr Fahrzeuge passieren. Um den Verkehrsfluss an dieser neuralgischen Stelle zu verbessern, wurden von der Verwaltung deshalb verschiedene Maßnahmen geprüft. In die engere Wahl nahmen die Stadträte im Umwelt- und Verkehrsausschuss im Mai zwei unterschiedliche Ansätze, die von Verkehrsgutachtern näher untersucht wurden. Das Ergebnis: Die Linksabbiegespuren an der Schleißheimer Straße werden zugunsten durchgehender Radstreifen aufgelöst. Das entschied die Mehrheit im Ausschuss gegen die Stimmen der CSU.

Einen zweispurigen Kreisverkehr, den Radler und Fußgänger nur auf langen Umwegen über Brücken queren könnten, hätte die CSU-Fraktion gerne noch detaillierter geprüft. Doch für das mit sieben bis zehn Millionen Euro kalkulierte Großprojekt fand sich keine Mehrheit im Ausschuss. Unabhängig vom verkehrstechnischen Nutzen kann sich die Stadt "das Projekt in der aktuellen Haushaltssituation nicht leisten", betonte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

Allerdings war nur die CSU überzeugt, dass ein großer Kreisverkehr am östlichen Ortsende eine gute Idee wäre. Zwar könnte der Autoverkehr besser fließen, der Rückstau im Berufsverkehr würde damit vermutlich deutlich zurückgehen. Doch diese Verbesserung ginge zulasten von Radfahrern und Fußgängern. Denn ein zweispuriger Kreisel lässt reguläre Überwege nicht zu, die schwächeren Verkehrsteilnehmer müssten über weitläufige Rampen auf sechs Meter hohe Brücken geführt werden, um die Straße zu queren. Allein um die Auffahrt dieser Brücken zu erreichen, wären enorme Umwege nötig. Das könnte schon mal einen zehnminütigen Fußmarsch bedeuten. "Ein deutlicher Nachteil", erklärte Justin Hoffmann, Verkehrsplaner im Bauamt. Doch das sieht Peter Strauch (CSU) nicht so. Auch ein Radfahrer käme auf einer Brücke über den Kreisel schneller ans Ziel, als mit der Ampel, "weil er nicht anhalten muss." Doch eine Rampe mit sechs Prozent Steigung, "das ist weltfremd", entgegnete Thomas Kreß (Grüne), der selbst auf dem Weg zur Arbeit den Knoten täglich per Rad passiert. Er selbst könne keine Überlastung der Kreuzung erkennen. In einem urbanen Gebiet sei es für Autofahrer üblich, "mal ein oder zwei Ampelphasen zu warten."

Auch Verkehrsreferent Volker C. Koch (SPD) hält nichts vom Kreisel, der wäre für den durchaus regen Radverkehr zum Erholungsgebiet am Karlsfelder See lediglich "eine Behinderung." Und angesichts der kalkulierten Kosten "komplett maßlos", schimpfte Michael Eisenmann (Bündnis). Auch die Verwaltung hat die hohe Investitionssumme wie das Kosten- /Nutzenverhältnis im Blick und beurteilt das Vorhaben deshalb als "unwirtschaftlich".

Die CSU-Fraktion beeindruckte diese Argumentation nicht, die Konservativen hätten die Option eines Kreisverkehrs gerne weiter verfolgt, unterlagen aber der Mehrheit aller übrigen Gruppierungen im Ausschuss. Die befürwortet einen anderen Ansatz, der auf den ersten Blick vor allem mehr Sicherheit für die Radfahrer schafft, aber nebenbei auch für den Autoverkehr kleine positive Effekte bringen soll. Danach sollen die Linksabbiegespuren an der Schleißheimer Straße in beiden Fahrtrichtungen aufgelöst werden. Im Gegenzug will man auf der Fahrbahn durchgehende Radstreifen markieren. Bisher müssen Radler an dieser Kreuzung erst ein grünes Ampelsignal anfordern, künftig können sie mit dem fließenden Verkehr mitfahren. Weil ohne Linksabbieger die separaten Grünphasen wegfallen, wird die Leistungsfähigkeit der Kreuzung ganz nebenbei ein bisschen erhöht. Eine Maßnahme, die mit kalkulierten Kosten in Höhe von 50 000 Euro vergleichsweise niedrig ist und im Rahmen des Radverkehrskonzepts umgesetzt werden soll.

© SZ vom 05.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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