Dachau:Neues Hallenbad: schön und teuer

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Wie ein "fließendes Gebäude", hieß es im Werkausschuss über den Entwurf zum neuen Hallenbad. (Foto: Stadtwerke, oh)

Architekt Wolfgang Gollwitzer stellt dem Werkausschuss den Entwurf für ein neues Hallenbad vor. Die Mehrheit ist beeindruckt.

Von Petra Schafflik, Dachau

Vom Eingang geht es durchs Foyer zu den Umkleiden, eine halbe Etage höher liegt die weitläufige Schwimmhalle mit vier Becken und Rutsche, Panoramafenster eröffnen Ausblicke ins Grüne. Über Ankleideräumen und Duschen liegen Sauna und Café. Überwölbt wird das Y-förmige Gebäude von einem Holzrahmensystem, das Aluminiumelemente eindecken. Durch die geschwungene Dach- und Fassadengestaltung wird das neue Dachauer Hallenbad "homogen und schön in der Landschaft drin stehen", betonte Architekt Wolfgang Gollwitzer.

Im Werkausschuss präsentierte der Planer jetzt sein Konzept für den geplanten Neubau, der neben dem bestehenden Hallenbad errichtet werden soll. Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) nannte den Entwurf "ein interessantes Bauwerk, das gut durchdacht ist". Großer Wermutstropfen: Das mit 11,7 Millionen Euro festgelegte Budget ist nach ersten Kostenschätzungen nicht zu halten. Mindestens 13,5 Millionen Euro sind nötig, wollen die Stadtwerke dieses Bad bauen. Dennoch soll weiter geplant werden, um eine belastbare Kalkulation zu bekommen. Im Juli wollen die Stadträte dann entscheiden, ob und wie das Bad-Konzept abgespeckt wird, um das finanzielle Limit zu halten.

11,7 Millionen Euro werden nicht reichen

Im Fokus der Debatte stand die aktuelle Kostenschätzung, die das 2015 vom Werkausschuss fixierte Limit deutlich übertrifft. Die jetzt vorgelegten Zahlen, die eine Spanne von 13,5 bis 17,6 Millionen Euro nennen, beruhen auf einer groben Schätzung. Dennoch steht fest: Für ein Bad mit achtbahnigem Sportschwimmbecken, dazu Lehr-, Kinder- und Sprudelbecken, Rutsche, Gastronomie plus Saunabereich werden 11,7 Millionen Euro "auf alle Fälle nicht reichen", betonte Architekt Gollwitzer.

Die Stadträte beschäftigte die Frage, warum schon in der Planungsphase das Budget nicht genügt, das doch aufgrund einer Studie berechnet wurde. Aber das zugrunde liegende Gutachten von 2012 habe die Kosten für Sanierung oder Neubau nur jeweils grob ermittelt und gegenübergestellt, erklärte Stadtwerke-Chef Robert Haimerl. Die Tiefe einer Vorentwurfsplanung habe diese Studie nie gehabt, das sei nicht der Auftrag gewesen. Auch ergäben sich nun Mehrkosten, weil die Regierung von Oberbayern Zuschüsse fürs Schulschwimmen nur gewährt, wenn statt der geplanten zwei nun vier Sammelumkleiden und mehr Duschen gebaut werden.

Neu bauen oder vielleicht doch sanieren?

Wie aber jetzt weitermachen? Der Stadtwerke-Chef plädierte gemeinsam mit Oberbürgermeister Hartmann dafür, die Planungen bis zum Vorentwurf weiterzuführen, um erst einmal eine belastbare Kostenkalkulation zu bekommen. Danach könne der Werkausschuss beraten, ob das Schwimmbad-Konzept abgespeckt wird. "Dann gibt es eben keine Rutsche", so Haimerl. Oder die Sauna als zweiter Bauabschnitt werde später errichtet. Tatsächlich seien die geplanten Angebote von Sprungturm bis Lehrschwimmbecken nötig für Vereine oder Schulschwimmen, merkte Volker C. Koch (SPD) an. "Wir sollten sehen, dass wir bei 13,5 Millionen bleiben, denn es gibt nicht viele Alternativen."

Eine sieht Norbert Winter (Bürger für Dachau) schon. Angesichts der neuen Zahlen gelte es die Neubau-Entscheidung zu revidieren und nur das alte Bad zu sanieren. Als unverantwortlich bezeichnete es Winter, "Gelder auszugeben, die man nicht hat". Doch eine Sanierung im Altbestand bedeute ein enormes Kostenrisiko, warnte Stadtwerke-Chef Haimerl. Deshalb wollte außer Winter niemand vom Neubau abrücken. Aber das Kostenlimit von 11,7 Millionen Euro fordern CSU, ÜB und Freie Wähler im Blick zu halten. "Daran fühle ich mich gebunden", betonte Claus Weber (FW). Sein Kollege Peter Gampenrieder (ÜB) mahnte, "näher am Budget zu bleiben". Auch Peter Strauch (CSU) will "die Planzahlen einhalten."

Nachdem das aktuelle Baukonzept jetzt bereits Geldsorgen bereitet, hielten sich die Stadträte mit einer Bürger-Petition nicht lange auf. Einige Dachauer hatten gefordert, künftig die Sauna "wie bisher mit einem Physiotherapie-Angebot weiterzuführen". Doch Massagen und Krankengymnastik sind im Neubau nicht mehr vorgesehen. Und dabei bleibt es. Denn für Physiotherapie gebe es genügend Anbieter.

Das neue Bad ist auf alle Fälle ein Hingucker

Wegen der Kosten-Diskussion gerieten Gestaltungsfragen in den Hintergrund. Gelobt wurde der "ungewöhnliche Entwurf", der sich als fließendes Gebäude in die Umgebung einfügt. "Ich hätte mir eher ein Gebäude wie ein Schuhkarton erwartet", sagte Gampenrieder. Auch Wolfgang Reichelt (CSU) zeigte sich "von Konzeption und Optik positiv überrascht." Die vorgeschlagene Aluminiumhaut sei "gewöhnungsbedürftig", findet Jürgen Seidl (FDP). Aber eine kostengünstige Alternative, die "nicht billig ausschaut", sagte Architekt Gollwitzer.

Im Juli will der Werkausschuss auf der Grundlage des überarbeiteten und deshalb präziseren Vorentwurf über eventuelle Einsparmöglichkeiten beraten. Dagegen stimmte Norbert Winter (Bürger für Dachau). Aber Oberbürgermeister Hartmann vermutet schon jetzt, dass am "stimmigen Entwurf" wenig zu streichen sein wird. Und er gab die Richtung vor: "Denn wir bauen ein solides Bad mit ein paar Attraktionen, keinen Größenwahn."

© SZ vom 06.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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