Dachauer Bahnhof:Vorplatz ohne Haltestellen

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Die Planungen für die Neugestaltung des Dachauer Bahnhofes schreiten voran - und sind im Stadtrat Grund für Streit

Von Julia Putzger, Dachau

Langsam aber sicher nimmt der neue Dachauer Bahnhof Gestalt an - zumindest auf dem Papier. In allen Punkten einig sind sich die Dachauer Stadträte zwar längst nicht. Doch die Stimmung, die mittlerweile in den Gremien spürbar ist, lässt sich zumindest als Konsens beschreiben. Ihre Rolle als oberste Kritikerin an sämtlichen Fragen des Projekts will die CSU-Fraktion aber nach wie vor nicht aufgeben.

Seit die Jury im Frühling den Entwurf des Kölner Planungsbüros Astoc zum Sieger des Wettbewerbs für die Neugestaltung des zentralen Omnibusbahnhofs (ZOB) kürte, hat sich dieser Entwurf ziemlich verändert: Zuerst waren es ganze 14 Änderungswünsche, welche die Bauherren der Deutschen Bahn und der Stadt gemeinsam erarbeitet hatten. Bei der gemeinsamen Sitzung von Bau- und Planungsausschuss sowie dem Umwelt- und Verkehrsausschuss im Juli formulierten die Stadträte fünf weitere Prüfaufträge. Kern der Diskussion im Sommer war vor allem der Wegfall der Parkplätze vor den Geschäften in der Frühlingstraße. Außerdem zeigten sich die Politiker unzufrieden mit den Dimensionen des Gebäudes auf dem Bahnhofsvorplatz, das von den Planern als Solitär bezeichnet wird.

Bauamtsleiter Moritz Reinhold konnte im Bau- und Planungsausschuss nun frohe Kunde überbringen: Man habe festgestellt, dass im sogenannten verkehrsberuhigten Geschäftsbereich in der Frühlingstraße die Fahrbahn schmaler sein dürfe als ursprünglich angenommen. Somit könne man insgesamt 26 Parkplätze vor den Geschäften erhalten. Die gewünschte Verkleinerung des Solitärgebäudes ist ebenfalls möglich: Der ursprünglich angedachte Lichthof im Inneren entfällt, das Gebäude wird auf allen Seiten schmaler. Der Platz zwischen Solitär und historischem Bahnhofsgebäude wird dadurch größer, was die Aufenthaltsqualität steigert und das historische Gebäude sichtbarer macht. Die verlorene Geschossfläche wird dafür im L-förmigen Gebäude vor den Gleisen untergebracht, dieses soll sechs statt der zuvor geplanten drei Etagen haben.

Trotzdem: Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU) war nicht so recht zufrieden mit den Ergebnissen. "Dieser städtebauliche Klotz nimmt uns den Platz", sagte sie in der Sitzung. Ihre Fraktion hätte sich nämlich reine Ausstiegshaltestellen direkt am Bahnhofsvorplatz gewünscht, um die Wegstrecke beim Umstieg in die S-Bahn zu verkürzen.

Doch der entsprechende Prüfauftrag führte nicht zum gewünschten Ergebnis, stattdessen erklärte Bauamtsleiter Reinhold: Die Busse könnten an dieser Stelle nur auf der Fahrbahn halten, was regelmäßig zu einem Rückstau führen würde. Im Gegenzug sei der Vorteil für die Fahrgäste gering: Statt 84 Meter von der südlichsten Haltestelle des ZOB, würden sie von der Express-Ausstiegshaltestelle 62 Meter bis zum Bahngleis zurücklegen müssen. "Wir haben ausgerechnet, dass das nur 16 Sekunden Unterschied macht", so Reinhold, weshalb das Bauamt dringend empfehlen würde, alle Haltestellen im Bereich des ZOB zu verorten.

Schmidt-Podolsky hielt dagegen: "Wir sind angetreten, um den öffentlichen Nahverkehr attraktiv zu machen. Aber diese Entfernungen sind nicht attraktiv." Die Stadträte der SPD konnten den Ärger der CSU nicht verstehen: Nur dadurch, dass die Busse eben nicht mehr wie bisher auf dem Bahnhofsvorplatz hielten, könne man die gewünschte Aufenthaltsqualität für den Platz gewinnen, argumentierte Sören Schneider (SPD). Letztlich stimmten nur die vier CSU-Stadträte sowie Markus Kellerer von der AfD gegen die Ausarbeitung. Im nächsten Schritt folgt nun eine Bürgerbeteiligung.

© SZ vom 29.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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