Dachauer Bahnhof:Parkhaus vor dem Aus

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Selbst eine Garage mit nur 100 Stellplätzen auf der Ostseite des Dachauer Bahnhofs erscheint den Stadträten im Umwelt- und Verkehrsausschuss kaum noch realisierbar. Das ganze Projekt wird neu hinterfragt

Von Petra Schafflik, Dachau

Aus der Traum: Ein Parkhaus auf der Ostseite des Bahnhofs wird vermutlich nicht gebaut. Denn nur eine kleine Garage für 100 Fahrzeuge könnte gerade noch realisiert werden, ohne dass der Verkehr durch an- und abfahrende Fahrzeuge in der Schleißheimer Straße zusammenbricht. Doch für so wenige Autos wird die Stadt Dachau das Projekt vermutlich nicht anpacken.

Zum Vergleich: Die bestehenden städtischen Parkgaragen bieten in der Altstadt 122, am Unteren Markt 241 Plätze. Schon im Juli hatten die Stadträte erfahren, dass das ursprünglich für 600 Fahrzeuge angedachte Parkhaus wegen der erzeugten Verkehrsbelastung in dieser Größe nicht machbar ist. Als Kompromiss wünschte sich eine Mehrheit eine "kleine Lösung" für 300 Autos. Jetzt aber hat das erweiterte Verkehrsgutachten gezeigt, dass da wohl kein Weg hinführt. Nach wie vor möglich bleibt das am selben Standort geplante Kino samt Tiefgarage, weil Filmfreunde nicht wie Berufspendler zur Rushhour unterwegs sind. Konkrete Beschlüsse wurden in der jüngsten Sitzung des Umwelt- und Verkehrsausschusses nicht gefasst.

Doch in der kurzen Debatte wurde offenkundig, dass das Projekt kurz vor dem Aus steht. "Wir müssen neu denken", betonten die Sprecher mehrerer Fraktionen. Es gelte, zu überlegen, "was wir mit dieser wertvollen Fläche anderes anstellen", betonte auch Bauamtsleiter Moritz Reinhold. Er gab gleich eine Richtung vor: "Wir brauchen Gewerbesteuer."

Noch ist das Projekt Parkgarage am Bahnhof nicht ganz vom Tisch. Denn nachdem die Verkehrsuntersuchung für ein 100-Plätze-Parkhaus bereits eine enorme Verkehrsbelastung ausweist, lässt die Verwaltung untersuchen, ob ein Links-Abbiege-Verbot von der Schleißheimer- in die Friedenstraße den Verkehrsfluss so entlasten könnte, dass eine Garage in sinnvoller Größe doch noch möglich ist. Dieses Abbiege-Verbot hatten die Stadträte im Sommer zwar mehrheitlich verworfen, nun aber soll es zumindest als Ultima-Ratio geprüft werden. Dabei will man auch die Kennzeichen der abbiegenden Fahrzeuge erfassen und so herausfinden, welche Autos im Durchgangsverkehr passieren, welche als Ziel- und Quellverkehr etwa Schulen und Kitas in der Friedenstraße ansteuern. Auch eine Simulation ist angedacht. Mit diesen Untersuchungen soll erarbeitet werden, wie stark ein Links-Abbiege-Verbot die Schleißheimer Straße entlasten würde und wie viele Parkplätze dann maximal verkehrsverträglich gebaut werden könnten.

Nicht alle Stadträte finden diesen Aufwand gerechtfertigt. Grundsätzlich sei es nicht sinnvoll, mit einem Parkhaus neuen Verkehr ins Zentrum zu holen, sagte Michael Eisenmann (Bündnis für Dachau). Dafür habe man nun "ein Jahr geplant und Geld für Gutachten ausgegeben", monierte Eisenmann, der forderte, "die Planung aufzugeben."

Doch das Parkhaus solle ja nicht zusätzliche Kapazitäten schaffen, sondern die Stellplätze ersetzen, die auf den aktuellen Park-und-Ride-Flächen mit der Entwicklung des Baugebiets Augustenfeld künftig einmal wegfallen werden, erinnerte Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU). Sie verwahrte sich deshalb ausdrücklich, "gegen den Vorwurf, hier unnütz Geld auszugeben".

Tatsächlich werden künftig einmal Büros, Wohngebäude und Quartiersgaragen stehen, wo jetzt noch Autos von Pendlern parken, erklärte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Allerdings wären sinnvoller als ein Parkhaus mitten in Zentrum entsprechende Parkmöglichkeiten an Bahnhöfen außerhalb der Stadt, "um die Leute frühestmöglich auf die Schiene bringen", sagte der OB. Gut wäre seiner Meinung nach dann noch ein Tarifsystem, bei dem das Bahnticket umso günstiger wäre, je weiter außerhalb Pendler in den Zug steigen, skizzierte Hartmann seine Vorstellungen für eine Verkehrsentlastung in der Metropolregion.

Das Parkhaus am Bahnhof fand dann keine expliziten Fürsprecher mehr im Ausschuss. Aus allen Fraktionen kamen Stimmen, die unterstützten, was auch die Stadtverwaltung in der Sitzungsvorlage anregte: Das Vorhaben grundsätzlich zu hinterfragen. Der Bahnhof diene in erster Linie den Dachauern, die mit dem immer stärker ausgebauten öffentlichen Nahverkehr oder dem Radl die S-Bahn-Station anfahren können, heißt es dort. Dennoch werden die beauftragten Untersuchungen noch abgeschossen, die Ergebnisse dann im Rat präsentiert. Auf Basis der Resultate werden die Stadträte dann entscheiden, ob das Vorhaben Parkhaus noch weiter verfolgt wird.

© SZ vom 02.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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