Die sieben Frauen stehen aufgereiht um einen Tisch herum, eine neben der anderen. Sie tuscheln aufgeregt. Die Vorfreude steht ihnen ins Gesicht geschrieben, und auch ein bisschen Stolz. Denn sie haben etwas ins Leben gerufen, das es so bisher im Landkreis Dachau noch nicht gegeben hat: den Frauenkunstraum. Gemeinsam mit der Volkshochschule Dachau veranstalten sie - sechs bekannte Künstlerinnen au Dachau - von November an parallel Kurse in ihren Ateliers, bei denen ausschließlich Frauen in verschiedenen Bereichen experimentieren können. Im Zentrum steht dabei der Gedanke, sich mental aus dem Alltag auszuklinken und durch die künstlerische Tätigkeit innere Freiräume zu schaffen.
Im Freien Atelier in der Ruckteschell-Villa bietet Marlene Tyroller experimentelle Malerei auf großem Format, intuitive Malerei mit meditativen Übungen und Mixed Media-Arbeiten an. Claudia Flach macht Keramikkurse, Gabriele Metzger führt in die Arbeit mit buntem Glas ein und bei Kira Fritsch können die Teilnehmer ihr persönliches Schmuckstück kreieren. Bei Annemarie Pattis kann man mit textilen Materialien arbeiten, bei Sina Weber beschäftigen sich die Frauen schließlich mit dem Thema "Ankommen", dem sie sich bildnerisch oder durch die Konstruktion von Lichtobjekten nähern. Ein Rundgang durch alle Ateliers mit offenem Ausklang nach dem Ende der Kurse schließt den Frauenkunstraum ab. "Er ist ein Angebot für die weibliche Welt in Dachau und Umgebung", erklärt Keramikerin Claudia Flach, "von Frauen für Frauen." Mit dem Gedanken für ein solches Projekt, berichten die sechs Künstlerinnen, die sich alle gut kennen, hätten sie schon länger gespielt. Ins Rollen gekommen ist die Planung dann nach dem Kinderkunstraum im Frühjahr, bei dem verschiedene Mütter sie auf die Idee angesprochen hatten.
Nun ist aus der Idee Realität geworden. In den Ateliers und Werkstätten der Künstlerinnen sollen die Kursteilnehmer die Möglichkeit bekommen, in einem geschützten Rahmen ohne Druck oder Konkurrenz zu arbeiten, "nur für sich selbst". Einfach auszuprobieren belebe die Sinne und lasse gleichzeitig etwas entstehen, das aus dem Inneren komme, sagen die Künstlerinnen: "Wenn man etwas gestaltet, zeigt man seine Persönlichkeit und lernt etwas über sich." Dennoch wollen sie den Frauenkunstraum nicht zu sehr psychologisieren. Denn in ihren Kursen merkt Claudia Flach, dass es einfach gut tut, etwas mit den Händen zu erschaffen. Dabei gehe es weniger um das Kunstwerk als darum, den Kopf abzuschalten. Marlene Tyroller macht ähnliche Erfahrungen. "Kopfyoga" nennt sie den Effekt. Also: über die Kunst, den Alltag für ein paar Stunden vergessen und sich wirklich von seinen Gedanken lösen.
Nun sind die sechs Künstlerinnen gespannt, ob ihr Konzept aufgeht. "Wir alle sind mit Leidenschaft dabei", sagt Goldschmiedin Kira Fritsch, "und wir hoffen, dass der Funke überspringt." Und nicht nur das: Sie denken schon über eine Fortsetzung im nächsten Jahr nach. Vielleicht, sagen sie, könne aus dem Frauenkunstraum etwas Dauerhaftes wachsen.
Die teils mehrtägigen Kurse sind bei der Volkshochschule Dachau online oder per Telefon unter 08131/3 37 86 40 buchbar. Dort gibt es auch zusätzliche Informationen. Die Kurse kosten je nach Dauer zwischen 30 und 178 Euro zuzüglich Material, beginnen in der ersten Novemberwoche und finden freitags, samstags oder sonntags statt.