Witzemeisterschaft in Dachau:"Ein Münchner geht ins Hofbräuhaus..."

Lesezeit: 3 min

Bei der oberbayerischen Witzemeisterschaft im Theatersaal des ASV Dachau ist Schlagfertigkeit gefragt - und die Lust am derben Humor.

Von David Holzapfel, Dachau

"Ein Mann geht zum Doktor und sagt: Herr Doktor, ich habe ein Problem. Ich habe jeden Tag in der Früh um sieben Uhr Stuhlgang. Sagt der Doktor: Ja das ist doch wunderbar. Der Mann: Ja, aber wir stehen doch immer erst um acht Uhr auf."

Was macht einen guten Witz aus? Humor ist Geschmackssache, natürlich. Eine grobe Anleitung gibt es dennoch. Die Pointe muss überraschen, darf nicht vorhersehbar sein. Erkannt hat das der Münchner Chris Buntspecht. Er ist einer von acht Kandidaten, die ihre Witze an diesem Abend auf einer Bühne ans Publikum bringen müssen. Mit seinen Pointen schafft es der 29-jährige im Theatersaal des ASV Dachau ins Finale der oberbayerischen Witzemeisterschaft. Dort müssen die drei besten Erzähler so lange witzig sein, bis die Jury einen Gewinner festlegt. Buntspechts Gegner: der 41-jährige Florian Fink aus Neuching und der 69-jährige Toni Sponsel aus Mittenwald; er reist als oberbayerischer Titelverteidiger an.

Der erste Witz des Tages, er ist ein unfreiwilliger

Der erste Witz des Tages, er ist ein unfreiwilliger. Statt in die Gröbenrieder Straße 21, dem Gelände des ASV, hatten die Veranstalter in einer Vorankündigung in die Gröbenrieder Straße 11, ein Mehrfamilienhaus, geladen. Ein Versehen, das den Bewohnern der Hausnummer 11 einen turbulenten Sonntagabend beschert haben dürfte. "Ich werde da auf meinem Heimweg klingeln und ein Bier vorbei bringen", verspricht Moderator Harry Meier in der Pause.

Es ist die bisher vierte oberbayerische Auflage der Witzemeisterschaft. Erfinder ist Moderator Harry Meier selbst, er kommt aus Neumarkt. Vor zehn Jahren ging es in der Oberpfalz los, mittlerweile gibt es in jedem bayerischen Regierungsbezirk eine Meisterschaft.

Oberbayern ist der mit Abstand größte, und in Sachen Humor wahrscheinlich auch derbste Teil des Freistaats. Viele Witze bewegen sich unter der Gürtellinie, alles und jeder wird scharf aufs Korn genommen. Die zahlreich erschienenen Zuhörer scheint das aber überhaupt nicht zu stören. Das Publikum ist bunt gemischt, alt und jung lachen gemeinsam, bis die Tränen kommen.

"Ein Münchner geht ins Hofbräuhaus..."

Wer ins Finale will, muss sein gesamtes humoristisches Repertoire auffahren. Die Kandidaten müssen nicht nur lustig, sondern auch spontan sein. Jede Runde steht unter einem anderen Motto. Berufe, "andere Länder, andere Sitten", einmal müssen die acht Teilnehmer in einer Schnellwitz-Runde gegeneinander antreten.

"Ein Münchner geht ins Hofbräuhaus und setzt sich zu den Touristen. Da liegt ein Hut auf einem Stuhl, und der Münchner setzt sich darauf. Dreht sich ein Preuße um und sagt: Na hören Sie mal, Sie sitzen auf meinem Hut! Sagt der Münchner: Warum, willst du schon heim gehen?" Erwartungsvoll blickt Thomas Arzberger aus Karlsfeld ins Publikum. Das belohnt ihn mit großem Gelächter.

Militäroffensiven in Nordsyrien hier, Gletscherschmelzen in der Arktis da. Die Welt, sie kann ein mitunter sehr trauriger Ort sein. Pointen? Fehlanzeige. Die Witzemeisterschaft wirkt dazu wie eine Kontrastprogramm. Zugegeben, ein bisschen albern ist es schon, wenn erwachsene Männer in voller Tracht auf der Bühne stehen und mit diebischer Freude teils mehr, teils weniger flache Witze erzählen.

"Da Bobbe" und "Bäff Piendl" verkünden schließlich die Finalplatzierungen

Vor allem aber ist der Abend in Dachau eines: sehr lustig und erfrischend. Genau darum gehe es ja letztlich, sagt Harry Meier: "Sich selbst nicht allzu ernst zu nehmen und Spaß zu haben". Und weiter: "Es gehört schon einiges dazu, seinen Stammtisch zu verlassen und sich der Kritik eines großen Publikums zu stellen".

Am Ende aber entscheidet das Votum einer dreiköpfigen Fachjury. Schauspielerin Christine Reimer von "Dahoam is Dahoam" und die Kabarettisten "Da Bobbe" und "Bäff Piendl" verkünden schließlich die Finalplatzierungen. Chris Buntspecht wird Vizemeister, vor Toni Sponsel und hinter dem neuen oberbayerischen Titelträger Florian Fink. Der 41-Jährige, er trägt ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift "Nasch-Brett-Bauch", sieht sehr zufrieden aus. Wenn Fink will, kann er im April nächsten Jahres auf alle anderen Witzemeister der bayerischen Bezirke treffen. Dann findet nämlich das bayerische Finale statt.

In Dachau neigt sich der Abend gerade dem Ende entgegen. Einen letzten Witz aber darf der frisch gebackene Titelträger noch zum Besten geben: "Im Klassenzimmer. Alle Schüler sitzen an ihrem Platz. Die Tür geht auf, der Lehrer stürmt herein und schreit: Ihr Saubären, wer von euch hat da draußen meinen Namen in den Schnee gebieselt? Der kleine Max meldet sich und sagt: Ich war das, aber geschrieben hat die Kathi."

© SZ vom 25.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: