Dachau:Wirklich klassisch

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Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Für seine Klassische Harmoniemusik braucht Klarinettist Hans Blume ausgezeichnete Musiker. Er hat sie: in Hubert Schmid und Joachim Willberg (Oboen), Peter Ternay und Manfred Giosele (Hörner), Yoriko Ijiri und Monica Behnke (Fagotte), Christoph Wandinger (Kontrafagott) sowie in Hans Ernst als Zweiten Klarinettisten. Harmonie stellt sich oftmals überraschend ein, wie Hans Blume aus Erfahrung weiß. Deshalb konzertiert er gerne an außergewöhnlichen Orten. Diesmal im Brunnenhof der Volksbank-Raiffeisenbank in der Dachauer Altstadt.

Wer also Harmoniemusik an speziellen Orten als Matinee ankündigt, der setzt außerdem hohe Ansprüche. Man erwartet etwas sehr Schönes, das über die fachlich-musikalische Beschreibung eines Blasorchesters mit gemischter Besetzung hinaus geht. Dazu braucht es auch ein entsprechendes Programm: Diesmal waren es zeitgenössische Transkriptionen klassischer Musik. Die Egmont-Ouvertüre von Beethoven aus dem Jahr 1812 und dessen Sonate pathétique, einer der berühmtesten Klaviersonaten aus Jahr 1810 überhaupt. Dazu zwei Originalkompositionen: Die große viersätzige Sinfonie "Harmonie op. 77" von Franz Krommer und eine Partita Es-Dur von Johann Nepomuk Hummel aus dem Jahr 1803.

Das Wagnis ist gelungen: Bei der relativ oft gespielten Egmont-Ouvertüre hat der klassische Konzertbesucher das große Orchester im Ohr und nimmt mit Staunen wahr, wie geschickt der anonyme Wiener Bearbeiter die Musik für Harmonie-Besetzung arrangiert hat, so dass Beethovens Musik fast ganz ungeschmälert zur Wirkung kommt. Bei der Sonate pathétique war nicht die Frage, wie geschickt der Bearbeiter Beethovens Orchester auf Harmoniemusik reduziert, sondern wie er Beethovens Klaviermusik instrumentiert. Die Lösungen waren an einigen Stellen überraschend und insgesamt mit Beethoven kongenial. Ein besonderes Klangerlebnis war der sehr beliebte, langsame Satz mit Horn für die Melodie und Zweiter Klarinette für die Begleitfigur. Die sinfonischen Stücke - Krommers "Harmonie" und Hummels Partita - zeigten, wie groß selbst die sogenannten Kleinmeister der Wiener Klassik sind: Wenn alles so perfekt harmoniert wie bei Hans Blume. Dessen Klassische Harmoniemusik spielte wahrhaft klassisch.

Die Matinee von Hans Blume im Brunnenhof war die erste an diesem Ort. Es wäre wünschenswert, wenn die Volksbank diese Konzerte fortsetzen würde, nicht unbedingt als neue Konzertreihe, sondern in einer lockeren Folge. Die Klassik im Landkreis braucht dringend mehr Aufführungsorte.

© SZ vom 02.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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