Dachau:"Wir haben uns zu wenig eingebracht"

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Der neu gewählte IHK-Regionalausschuss Dachau kündigt an, kommunalpolitisch aktiv werden zu wollen

Von Sarah Stemmler, Dachau

Im Zuge einer Strukturreform der Industrie- und Handelskammer (IHK) Oberbayern entstanden dieses Jahr zwei eigenständige Regionalausschüsse aus dem Gremium Dachau-Fürstenfeldbruck. Die Trennung begründet Entsorgungsunternehmer Peter Fink, Vorsitzender des neuen Dachauer Ausschusses, mit einer "Teilung der Interessen". Die wachstumsstarke Dachauer Region habe eigene Bedürfnisse und Ziele, sagte er. Mehr als 11 000 Betriebe gebe es im Landkreis, bisher seien die Unternehmer untereinander kaum vernetzt. Am Montag stellte Fink das Arbeitsprogramm des im Mai gewählten IHK-Regionalausschusses Dachau für die kommenden fünf Jahre vor.

Mit den Themenbereichen "Verkehr und Infrastruktur" sowie "Standortpolitik" hat sich der Dachauer Regionalausschuss zwei Schwerpunkte gesetzt. Diese zwei Hauptaufgaben kommen nicht von ungefähr, sondern beziehen sich auf die Dachauer Ergebnisse einer IHK-Umfrage vom vergangenen Jahr. 122 Unternehmen beteiligten sich. Sie zeigen sich mit der Verfügbarkeit von Wohnraum und Fachkräften besonders unzufrieden. Auch die Infrastruktur bewerteten die Unternehmer als mittelmäßig. Insgesamt erhielt der Landkreis als Standort zwar eine positive Benotung von 2,1 auf einer Skala von eins bis fünf, doch die 17 Mitglieder des Regionalausschusses sehen wegen der Kritikpunkte großen Handlungsbedarf.

Deswegen wollen sie sich mit den Vertretern der lokalen Politik in Verbindung setzen und im Dialog Verbesserungen für die Industrie erwirken. In der Vergangenheit sei die Wirtschaft zu oft stumm geblieben, kritisiert Fink. "Wir haben uns nur gemeldet, wenn wir gefragt wurden." Das soll sich jetzt ändern.

Der IHK-Regionalausschuss sieht sich in der Rolle des Ansprechpartners und Beraters für Verwaltung, Unternehmen und Bürger. Fink und seine Kollegen planen Gespräche mit Kommunen und Landratsamt zu einem übergeordneten Gewerbeflächenkonzept. Außerdem will sich der Ausschuss mit den Stadtwerken und dem MVV zusammensetzen, um die Anbindung zu den Gewerbegebieten zu verbessern. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen, fordert Fink die Kommunen auf, mehr Wohnraum zu schaffen. Das sei eine Grundvoraussetzung, um langfristig Personal zu binden. Außerdem will der Ausschuss die Jugendlichen im Landkreis besser und früher über Lehrberufe informieren. Die Unternehmer wollen der Jugend Rede und Antwort stehen - und zeigen, dass eine Ausbildung auch heute noch wertvoll ist, unabhängig vom Schulabschluss. Laut Fink ist es zu spät, wenn Schüler erst in der achten Klasse ein Praktikum machen, man muss früher ansetzen. Zur Zeit sind noch 170 Lehrstellen im Landkreis unbesetzt.

Wenn es um Arbeitskräfte geht, sind nach Finks Ansicht auch Asylbewerber ein wichtiger Faktor. Viele Betriebe hätten noch Bedenken, Flüchtlinge einzustellen, hier fehle es auch an Unterstützung für die Unternehmen, so Fink. Laut Aaron Gottardi, dem Pressereferenten der IHK München, soll es bald auch einen eigenen Bereich in der IHK geben, um Betrieben bei der Integration von Flüchtlingen als neue Arbeitskräfte zu helfen.

Der Regionalausschuss hat sich viel vorgenommen. Offiziell soll das Gremium dreimal im Jahr zusammentreten, allerdings werde man sich zwischendurch auch informell in Arbeitskreisen treffen, sagt Fink: "Sonst kommt kein Leben rein." Der Vorsitzende des Dachauer Ausschusses klingt optimistisch, aber nicht übermütig. Man müsse mal schauen, was man in den nächsten fünf Jahren schaffe, das ginge schließlich alles "step by step". "Vom Nichtansprechen erreicht man nichts."

© SZ vom 02.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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