Dachau:"Wir gehen in eine andere Richtung"

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Im Feiern sind sie echte Profis: die Karlsfelder Wirtsleute Peter und Manuela Brandl. (Foto: Brandl)

Umsätze und Besucherzahlen des Karlsfelder Siedler- und Seefests gehen seit Jahren zurück. Der neue Festwirt Peter Brandl plant nichts Geringeres als die Renaissance des einst in ganz Bayern berühmten Volksfestes

Interview von Gregor Schiegl

Seit 1957 veranstaltet die Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord jährlich das Siedler- und Seefest. Es gilt als das größte privat organisierte Volksfest Bayerns. In den vergangenen Jahren sind Umsätze und Besucherzahlen jedoch zurückgegangen. Beim 61. Siedler- und Seefest 2017, das vom 7. bis 16. Juli stattfindet, wird der langjährige Festwirt Burkhard Greiner nicht mehr dabei sein. Mit Peter Brandl wagt der Siedlerbund einen neuen Anlauf. Der 61-jährige Karlsfelder, dessen Vater bereits in den Siebzigerjahren Festwirt am Siedlerfest war, hat sich einiges vorgenommen.

SZ: Herr Brandl, Sie übernehmen 2017 von Herrn Greiner die Festbewirtung. Wie ist es denn überhaupt dazu gekommen?

Peter Brandl: Es war wohl schon seit längerem seitens der Siedlergemeinschaft Karlsfeld im Gespräch, den Festwirt eventuell zu wechseln. Wie gesagt, eventuell. Nach meiner Bewerbung ist man auf mich zugekommen, und ich habe nach reiflicher Überlegung zugestimmt: Okay, wir versuchen, das Siedlerfest wieder attraktiver zu machen.

Was hat Ihr Vorgänger falsch gemacht?

Seien Sie mir nicht böse, aber ich will und werde nie einen Kollegen kritisieren, weil ich der Meinung bin, dass jeder Festwirt seinen eigenen Stil hat; jeder muss schauen, ob er damit durchkommt. Aber es obliegt mir nicht, einen anderen zu beurteilen, das wäre gegen meine Art.

Sehr anständig von Ihnen, aber irgendeine Idee, was man beim nächsten Mal anders machen sollte, haben Sie doch?

Wir haben ein komplett neues, sehr attraktives Musikprogramm, vorwiegend Münchner Wiesn-Bands. Das äußere Erscheinungsbild wird sich gravierend ändern. Wir werden mit dem Speiseangebot in eine etwas andere Richtung gehen als der bisherige Festwirt, und wir werden vor allem Bürger aus Karlsfeld und der Nachbargemeinden, die in Vereinen sind, mit Aktionen bedenken, die ich jetzt noch nicht genauer ausführen kann. Uns geht es darum, dass die Besucher kommen und sich eine eigene Meinung bilden: Ui, da gefällt's mir, da ist Stimmung. Da kann man hingehen und ab und zu eine Mass Paulaner-Bier trinken.

Die Mass Bier bleibt also. Was verändert sich beim Essen, was am Design?

Wir werden den Biergarten anders überdachen, nicht mehr mit den herkömmlichen überdachten Bindern, die man mit einer normalen Plane bedeckt. Aber näher will ich das jetzt noch gar nicht ausführen, das soll ja auch eine Überraschung werden. Und das Essensangebot werden wir insgesamt ein bisschen etwas verfeinern.

Haute-Cuisine auf dem Siedlerfest?

Nein, mit Sicherheit nicht. Es wird gute bayerische Küche geben, vorwiegend traditionell.

Als Karlsfelder müssen Sie ja wissen, was bei den Karlsfeldern ankommt.

Mein Vater hat dieses Siedlerfest schon im Jahr 1978 bewirtet. Ich habe dort vor 40 Jahren mein erstes Bierzelt aufgebaut. Das Siedlerfest hatte in den früheren Jahren einen sehr hohen Stellenwert unter den Festveranstaltungen im bayerischen Raum. Es war eines der größten Volksfeste. Wie auch immer es dazu gekommen ist, es hat mehr und mehr verloren, und ich glaube - und das ist meine Triebfeder -, dass in Karlsfeld und Umgebung genügend Potenzial vorhanden ist. Wir versuchen an die vergangene Tradition wieder anzuknüpfen. Ich sehe positiv in die Zukunft, weil die jungen Leute das gemeinsame Feiern wieder in Vordergrund stellen. Lederhosen und Dirndl liegen ja bereits wieder voll im Trend.

Und wie wollen Sie es anstellen, dass die jungen Leute wieder im Bierzelt feiern?

Wir werden es natürlich über günstige Preise versuchen, der Bierpreis wird sich nicht verändern, die Speisekarte wird definitiv auch nicht teurer werden. Wir versuchen mit moderaten Preisen den Volksfestbesuch wieder attraktiv zu machen.

Was haben Sie denn jetzt mit dem Siedlerbund vereinbart? Ist 2017 nur ein Testbetrieb oder machen Sie das jetzt dauerhaft?

Ich sage Ihnen ganz ehrlich, es ist eine gegenseitige schriftliche Zusage da, aber es ist noch kein Vertrag unterschrieben. Und solange der nicht unterzeichnet ist, will ich zu den Details des Vertrages auch nichts sagen. Auf jeden Fall ist es nicht nur ein Testballon auf ein Jahr oder zwei, wir sehen da schon einen längeren Zeitraum auf uns zukommen. Wir sind ja auch weiß Gott keine Newcomer und kennen die Gepflogenheiten. Wir betreiben auch den Mannheimer Maimarkt, das ist die größte Regionalausstellung in ganz Deutschland mit 400 000 Besuchern; wir bewirten das gesamte Ausstellungsgelände inklusive der Südwest-Messe im Schwarzwald. Wir sind seit zwölf Jahren am Cannstatter Wasen in Stuttgart mit einem Bierzelt für viereinhalbtausend Personen.

Dann ist das Karlsfelder Siedlerfest ja ein Klacks für Sie.

Das würde ich nicht sagen. Die Erwartungen an uns sind immens. Das wissen wir, und die nehmen wir auch sehr ernst. Wir freuen uns auf die neue und spannende Herausforderung.

Ist das Geschäft als Festwirt generell schwieriger geworden?

Mit Sicherheit! Es gibt behördliche Auflagen, an die vor 20 Jahren noch keiner gedacht hat. Aber wir beklagen uns nicht, wir gehen den Weg mit Ämtern und Behörden mit, weil wir die Regelung größtenteils für sinnvoll erachten. Außerdem ist ein sicherer und geregelter Ablauf des Volksfestes absolut in unserem Sinne.

Wann gehen die Vorbereitungen los?

Wir arbeiten jetzt bereits an einem interessanten und abwechslungsreichen Programm, kümmern uns um potenzielle Lieferanten und qualifizierte Mitarbeiter. Die Erstellung einer eigenen Homepage wie auch der Entwurf der neuen Speisekarte sind bereits in vollem Gange. Mit dem Beginn des Zelt-Aufbaus am 23. Juni 2017 möchten wir alle wichtigen Vorbereitungen bereits komplett erledigt haben, sodass wir uns voll und ganz auf den Aufbau eines schönen, neuen Festzelts konzentrieren können.

Können Sie das Karlsfelder Siedler- und Seefest dann überhaupt genießen oder müssen Sie die ganze Zeit schuften?

Ich bin jetzt bald 62 Jahre alt und stehe seit 40 Jahren im Bierzelt. Wenn ich nur noch von sieben Uhr morgens bis zwölf Uhr Abends arbeiten würde, hätte ich was falsch gemacht. Ich freue mich auf das Siedlerfest. Erfahrungsbedingt habe ich natürlich immer neue Ideen und so entstehen weitere Arbeitsfelder. Aber zum Glück weiß ich meine ganze Familie an meiner Seite und meine langjährigen Mitarbeiter, auf die ich mich voll verlassen kann. Da kann ich als Wirt abends auch mal sehr gut eine Maß Bier und ein halbes Hendl mit meinen Gästen genießen.

© SZ vom 23.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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