Dachau:Willkommen

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Großes Interesse: Anwohner und Mitglieder des Runden Tisches gegen Rassismus vor der neuen Asylunterkunft in Dachau-Süd. (Foto: Niels P. Jörgensen)

200 Bürger nehmen an der Einweihungsfeier für die neue Flüchtlingsunterkunft am Himmelreichweg teil. Die Veranstaltung verläuft nach massiven Protesten im Vorfeld völlig friedlich und ohne Zwischenfälle

Von Robert Stocker, Dachau

Völlig friedlich und ohne Zwischenfälle ist am Mittwochabend die Einweihung der neuen Unterkunft für Asylsuchende am Himmelreichweg verlaufen. Landrat Stefan Löwl (CSU) appellierte an die etwa 200 Teilnehmer, die neuen Bewohner in Dachau-Süd in der Nachbarschaft aufzunehmen. Dafür demonstrierten auch Mitglieder des Runden Tisches gegen Rassismus mit dem Transparent "Neighbours welcome". Ein Einsatzzug der Polizei sicherte vorsorglich die Veranstaltung. Die Beamten mussten aber nicht eingreifen.

Der Runde Tisch gegen Rassismus wollte mit seiner Kundgebung auch ein Zeichen gegen eine Initiative von Anwohnern setzen, die gegen die neue Unterkunft heftig protestiert hatte. Mit anonymen Flugblättern und einer Online-Petition versuchte sie, die Pläne für das Containerdorf zu Fall zu bringen. Die Petition erreichte aber nicht das nötige Quorum, sie wurde der Stadt Dachau nicht offiziell vorgelegt. Auf einer Informationsveranstaltung im Januar im Ludwig-Thoma-Haus hatten einige Bürger Ängste wegen möglicher Straftaten von Flüchtlingen geäußert. Mitglieder der Initiative machten sich bei der Einweihungsfeier jedoch nicht bemerkbar. In die doppelstöckigen Container sollen demnächst etwa 50 Bewohner der Baracken an der Kufsteiner Straße ziehen. Darunter werden nicht nur alleinstehende Männer, sondern auch viele Familien sein. Außerdem werden Bewohner der Karlsfelder Traglufthalle in die neue Unterkunft nach Dachau-Süd verlegt. Sie ist bisher nicht bezugsfertig, weil noch einige Anschlüsse fehlen. An der Einweihungsfeier nahmen auch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), Mitglieder des Helferkreises Asyl und Mitarbeiter der Landkreis- und Stadtverwaltung teil.

Die Zuweisung von Asylsuchenden in den Landkreis Dachau ist in den vergangenen Wochen stark zurückgegangen. Derzeit kommen keine neuen Flüchtlinge, nach den Osterferien sollen es nur noch 16 Menschen pro Woche sein. Der Landkreis müsse aber die Unterbringung verbessern, sagte Löwl. "Die Menschen müssen raus aus den Traglufthallen, Notunterkünfte sind für die Integration nicht geeignet." Die Unterkunft am Himmelreichweg sei deutlich besser als Hallen oder die Baracken an der Kufsteiner Straße. Mit Blick auf die geäußerten Bedenken von Bürgern auf der Informationsveranstaltung im Januar wies der Landrat ausdrücklich darauf hin, dass es weiterhin keine gravierenden Zwischenfälle mit Asylsuchenden gegeben habe. Bisher gab es nur interne Streitigkeiten. "Die sind aber auch weniger geworden", sagte Löwl.

"Nehmen Sie die Menschen in der Nachbarschaft auf", appellierte der Landrat an die Anwohner. Sie sollten auf die neuen Nachbarn zu gehen, sie ansprechen und freundlich sein. Ausdrücklich lobte Löwl den Willkommensgruß des Runden Tisches gegen Rassismus, der ein wichtiges Zeichen setze. Die Flüchtlinge seien nicht hier, um Bürger zu ärgern, sondern seien verfolgte Menschen, die Hilfe suchen. Der katholische Diakon Günter Gerhardinger und der evangelische Pfarrer Thomas Körner segneten die Unterkunft, die dann besichtigt werden konnte.

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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