Dachau:Wenn es trillert, zwitschert und piepst

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Die Rosakakadu des Bergkirchener Züchters Josef Zacherl zählen zu den farblich schönsten Kakadu- und Papageienarten. (Foto: Toni Heigl)

Vogelzüchter präsentieren auf einer Schau in Dachau mehr als 450 farbenprächtige Exemplare verschiedenster Arten.

Von Renate Zauscher, Dachau

Schon von weitem konnte man sie hören. Lautes Kreischen, gellende Schreie, Trillern und Zwitschern, Flöten und Piepsen wiesen den Besuchern den Weg zur Turnhalle am Stadtkeller - dorthin, wo am vergangenen Wochenende der Vogelschutz- und Zuchtverein Dachau und Umgebung sich und seine Arbeit in einer großen Schau präsentiert hat. Wer dann die Halle betrat, war schier überwältigt von der Geräuschkulisse: Mehr als 450 Vögel, vom prächtigen, geradezu riesig wirkenden Gelbbrust-Ara bis hin zu Meise, Blaukehlchen oder Gimpel machten mal leiser, mal lauter auf sich aufmerksam. Noch überwältigender als der akustische war dann der optische Eindruck: Viele der gezeigten Tiere sind von unglaublicher Schönheit. Ob Aras, Sittiche oder Kakadus: Die Natur hat im Laufe der Evolution vor allem in Australien, Südamerika oder Asien, aber auch in unseren Breiten Geschöpfe entstehen lassen, deren Gefieder in herrlichster Farbenpracht leuchtet.

Da gibt es etwa die aus Australien stammenden Gouldamadine, Prachtfinken mit leuchtend gelbem Bauch, stark violetter Brust, grünen Flügeln und rotem Kopf, solche einer türkisfarbenen Variante oder andere mit weißer Brust, gelbem Bauch und schwarzem Köpfchen. Die zart wirkenden, nicht sehr großen Tiere seien in ihrer Heimat so häufig wie bei uns die Sperlinge, erzählt Thomas Hauer aus Röhrmoos, der Vorsitzende des Dachauer Vereins. Er erklärt, dass es sich bei der Ausstellung um eine offene Schau handle, an der sich auch Züchter von außerhalb beteiligen könnten. Innerhalb der einzelnen Schauklassen würden die gezeigten Tiere anhand bestimmter Kriterien prämiert. Rund 40 Züchter, so Hauer, haben heuer daran teilgenommen.

Zwiegespräch mit einer Vogelfreundin

Der wohl bekannteste Züchter im Landkreis Dachau ist Josef Zacherl aus Bergkirchen, der auch als Kassier im Vorstand des Vereins aktiv ist. Zacherl züchtet Sittiche und Papageien und hat bereits zahlreiche Preise für seine Tiere bekommen. Manche seiner Vögel sind zu zweit angereist: Gemeinsam mit dem Partner können beispielsweise die prächtigen Rosakakadus, die dicht aneinander geschmiegt im Käfig sitzen, das Besucherinteresse gelassener ertragen. Einer von Josef Zacherls Gelbbrust-Aras führt inzwischen ein lebhaftes und sehr lautes Zwiegespräch mit einer Vogelfreundin aus München: Sie besitzt selbst zwei dieser Vögel, die sie in Dachau erworben hat.

Dass die Vogelzucht kein einfaches Geschäft ist, weiß auch Robert Trollmann aus Fürstenfeldbruck, dem einige der prächtigen Gouldamadine gehören. So sei etwa die Fütterung vor allem während der Brutzeit nicht einfach. Trollmann sammelt selbst Samen und Grünfutter für seine Tiere und achtet darauf, weit weg von gespritzten Feldern und Wegrainen zu bleiben. Tägliche Obst- und Gemüsegaben sind auch für Zacherls Vögel selbstverständlich.

Einsatz für den Schutz heimischer Arten

Bei aller Freude an der Schönheit der gezeigten Tiere stellt sich dem Besucher allerdings die Frage: Ist es richtig, Lebewesen, zu deren Grundbedürfnissen das Fliegen gehört, in Käfig oder Voliere zu halten? Robert Trollmann beantwortet diese Frage mit dem Verweis darauf, dass in Volieren gehaltene Vögel in der Regel doppelt so lange leben wie in freier Natur. Raubvögel, andere Räuber, vor allem auch der Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft mache den Vögeln das Überleben in freier Wildbahn immer schwieriger. Man müsse den Tieren natürlich Flugmöglichkeiten in ausreichend großen Volieren anbieten und dürfe keine "Massentierhaltung" mit zu dichtem Besatz betreiben. Was das Wohlbefinden der Tiere angehe, so würden Tiere, denen es nicht gut geht, ohnehin weder singen noch brüten.

Prominenz war zur Eröffnung der Schau am Samstag von Landkreisseite gekommen: Die dritte Landrätin Marianne Klaffki betonte in ihrem Grußwort die Bedeutung, die der Verein nicht nur für Zucht und Züchter habe sondern auch für den Schutz heimischer Arten. Mehr als 400 Nistkästen haben ehrenamtliche Helfer aus dem Verein in den vergangenen Jahren in Dachau und Umgebung aufgehängt, die kontrolliert und gesäubert werden müssen. Angesichts dieses Engagements würde sich Kassier Josef Zacherl auch mehr Anerkennung von Stadt und Landkreis in Form einer kleinen finanziellen Unterstützung wünschen, wie es sie früher gegeben habe. Kauf und Bau der Nistkästen, sagt er, kosteten schließlich viel Geld, das oft genug aus der eigenen Tasche kommen müsse.

© SZ vom 08.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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