Dachau:Weniger Geräte, mehr Wiese

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Stadträten ist der neu geplante Spielplatz am Stadtbahnhof zu teuer. Sie wollen die Kosten deckeln. Stefan Tischer, Leiter der Abteilung Stadtgrün und Umwelt, muss zurück ans Reißbrett

Von Petra Schafflik, Dachau

Bei den Haushaltsberatungen mussten sich die Stadträte von Kämmerer Thomas Ernst kürzlich erklären lassen, dass nicht die Fachausschüsse das ganze Jahr über freigiebig Geld ausgeben können, soll die Jahresrechnung am Ende nicht übers Ziel hinausschießen. Diese Mahnung zeigte jetzt Wirkung: Mit seinem fertig ausgearbeiteten Konzept für den neuen Spielplatz am Stadtbahnhof wurde Stadtgärtner Stefan Tischer vom Familien- und Sozialausschuss zurück an den Planungstisch geschickt. Die Projektkosten von 270 000 Euro, die exakt in dieser Höhe im städtischen Etat bereits eingeplant sind, erschienen den Stadträten nun doch viel zu hoch. Jetzt soll umgeplant werden mit der Maßgabe, dass das Vorhaben nur mehr maximal 200 000 Euro kosten darf.

Das Areal, auf dem eine neue attraktive Anlage den alten Spielplatz ersetzen soll, ist Teil des schmalen Grünzugs, der sich künftig einmal zwischen Bahntrasse und Neubaugebiet hinter dem Stadtbahnhof entlang schlängeln wird. Diese Freifläche, quasi letzter Baustein im neuen Wohnviertel auf dem ehemaligen Baywa-Gelände, soll nach Ende der Bauarbeiten nun angelegt und gestaltet werden. Für den Spielplatz, "das Herzstück des künftigen Parks", so Tischer, haben sich die Experten ein vielfältiges Angebot für alle Altersgruppen ausgedacht, das den alten Baumbestand integriert. "Eine wirklich tolle Planung", lobte denn auch CSU-Stadtrat Peter Strauch. Doch leider "können wir uns das nicht leisten." Auch Anke Drexler (SPD) appellierte, die Kosten um zehn bis 20 Prozent herunterzufahren. Vor allem eine komplexe Seillandschaft, die allein 50 000 Euro kosten würde, traf auf Kritik.

Vergeblich versuchte Tischer, mit den speziellen Herausforderungen des Projekts zu überzeugen. Anders als bei üblichen Spielplatzsanierungen muss nämlich am Stadtbahnhof die dort verlaufende Etzenhausener Straße nach den Vorgaben des Bebauungsplans abgebrochen, teilweise kontaminiertes Erdreich ausgetauscht und abtransportiert werden. Für diese Spezialarbeiten fallen Sonderkosten von 50 000 Euro an, die das Budget aufblähen. Entlastet wird die Stadt dagegen durch einen 34 000-Euro-Zuschuss, der vom Bauträger des Wohngebiets kommt. "Der Spielplatz wird auch deshalb so teuer, weil er mit 2150 Quadratmeter sehr groß ist", ergänzte Tischer. Letztlich liege das Budget mit 124 Euro pro Quadratmeter in dem bislang üblichen Kostenrahmen für Spielflächen. Aber gerade weil die Fläche weitläufig ist, könnte doch auch einmal eine "schöne Wiese ohne ein Gerät" sinnvoll sein, zum Federballspielen beispielsweise, regte Spielplatzreferentin Ingrid Sedlbauer (ÜB) an. Weiter bezweifelt sie, ob sich auch Jugendliche vom geplanten Angebot angesprochen fühlen. "Da wäre vielleicht eher ein Basketballkorb sinnvoll." Doch sobald die Ausstattung Richtung Bolzplatz gehe, müsse der Immissionsschutz neu geprüft werden, warnte Tischer.

Ergebnis der ausgiebigen Diskussion: Der Spielplatz wird neu geplant mit der Vorgabe: weniger Spielgeräte, mehr Wiese, Kosten gedeckelt auf 200 000 Euro. Damit die Bauarbeiten wie geplant ausgeschrieben und im kommenden Jahr auch durchgeführt werden können, wird die neue Planung aber nicht erneut im zuständigen Familien- und Sozialausschuss vorgelegt. Vielmehr wird Spielplatzreferentin Sedlbauer das überarbeitete Konzept absegnen, nachdem sie auch die Meinung des Jugendrats abgefragt hat. Damit derartige Doppelplanungen vermieden werden, will Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) künftig jede geplante Spiel- oder Freifläche zunächst im Fachausschuss präsentieren, der dann eine Kostengrenze festlegen soll.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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