Dachau:Warten auf die Ofenreife

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Bäcker Josef Hartmann muss für seinen geplanten Neubau die Überschreitung der Abstandsflächen solide begründen

Im Kern sind sich Stadträte und Stadtbauamt einig: Wenn am Papierfabrikberg oberhalb der Steinmühle ein ansprechender Neubau entsteht, ist das für die städtebauliche Situation nur zu begrüßen. Doch in der Frage, welche Art von Gebäude dort am Eingang der Altstadt entstehen kann, gehen die Meinungen auseinander. Konkret ist strittig, wie hoch und wie nah zum Nachbarn auf dem Grundstück von Bäcker Josef Hartmann gebaut werden darf. Ein Antrag auf Bau-Vorbescheid, der zwei versetzte Baukörper mit Flachdach, zurückspringendem Obergeschoss und drei bis vier Etagen vorsieht, sorgte für Diskussionen im Bauausschuss. Der Entwurf halte die gesetzlichen Abstandsflächen nicht ein, mahnte Bauamtsleiter Michael Simon. Das Vorhaben sei "noch vertretbar, wenn es um ein Geschoss niedriger wäre", so das Fachurteil des Bauamtsleiters.

Der SPD-Fraktion missfällt der Bauplan eher grundsätzlich. "Diesen Klotz wollen wir am Tor zur Altstadt nicht haben", erklärte Volker C. Koch. Die CSU dagegen machte sich für das vorgelegte Konzept stark, "damit wir dort etwas Ordentliches und Zweckmäßiges hinbekommen", wie Gertrud Schmidt-Podolsky meinte. Eine verdichtete Bebauung ohne großzügige Freiflächen sei in der oberen Stadt doch gang und gäbe. Auch gehe es darum, die Traditionsbäckerei in der Altstadt zu halten. Tatsächlich sei das Areal mit seiner Hanglage, dem komplizierten, eher länglichen Zuschnitt und der geringen Tiefe "ein echt schwieriges Grundstück", so der Bauamtsleiter. Doch sofern eine Überschreitung gesetzlicher Vorgaben gebilligt werde, entstehe ein Präzedenzfall. Und an dem werde sich die Stadt bei künftigen Bauprojekten im Umkreis, wie etwa den gerade laufenden Planungen für den Umbau der Koschade-Klinik, "messen lassen müssen." Sprich, wo einmal ein Mehr an Bauvolumen genehmigt wird, muss dies auch einem anderen zugebilligt werden. Simon plädierte daher dafür, Alternativen mit geringeren Bauhöhen und Gebäudetiefen anzufordern. Plus eine Begründung zur Überschreitung der Abstandsflächen und eine Belichtungsstudie, die zeigt, wie viel Licht und Luft die Nachbarn nach Errichtung des Neubaus noch abbekommen.

Doch die Mehrheit der Stadträte wollte Nägel mit Köpfen machen. Für den bestehenden Entwurf soll nun die Überschreitung der gesetzlichen Abstandsflächen beantragt und solide begründet werden. Gelingt dies, stellt das Gremium eine Genehmigung in Aussicht. Gegen diesen Vorschlag votierten SPD und Grüne.

© SZ vom 21.07.2015 / pes - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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