Dachau:Wann man sich aufs Eis wagen kann - und wann nicht

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Und was man macht, wenn man einbricht: Der Leiter der Wasserwacht Oliver Welter gibt Auskunft.

Von Sophia Dittmann, Dachau

Dünnes Eis ist längst eine sprichwörtliche Metapher, auf das sich immer wieder Menschen im Winter wagen. Seit einigen Wochen lassen eisige Temperaturen unter dem Gefrierpunkt die Gewässer im Landkreis allmählich zufrieren. Schlittschuhfahrer, Eisstockschützen oder aber auch mutige Spaziergänger werden deswegen gerne dazu verleitet, sich fahrlässigerweise auf die Eisschichten der Seen, Flüsse und Bäche in der Region zu begeben. Doch der Schein kann trügen. Oliver Welter, Vorsitzender und Leiter der Wasserwacht in Dachau, warnt vor dem vermeintlich tragfesten Eis.

"Die niedrigen Temperaturen sind natürlich die richtigen Bedingungen für das Entstehen von großflächigem Eis. Jedoch hängt es bei den Gewässern von der Beschaffenheit ab, ob sie begehbar und tragfest sind oder nicht", erklärt Welter. So müsse man Tiefe, Strömung und auch den Standort des Gewässers bedenken. Ein "ungestörter", also schattiger, ruhiger und flacher Teich friert schneller zu als ein strömender und tiefer Fluss. Auch Pflanzenbewuchs in der Ufergegend und das Grundwasser, das die Gewässer speist, lassen die Eisschicht langsamer oder ungleichmäßig wachsen. Gefährlich kann es werden, wenn Schnee das Eis bedeckt, warnt Welter. Denn Schnee verhindert das Anwachsen der Eisfläche. "Der Schnee wirkt hier wie eine Isoliermatte", weiß der Chef der Wasserwacht. "In der Regel kann man aber sagen, dass bei ungestörten Gewässern eine Eisdicke von zehn Zentimetern für eine Person, und circa 20 Zentimeter für eine Personengruppe vorhanden sein muss", sagt er.

Wie man hilft, wenn jemand ins Eis einkracht, üben Rettungskräfte am Karlsfelder See. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ortskundige sind im Vorteil

Welter empfiehlt, dass "man sich nur auf Eis begeben sollte, wenn man ortskundig ist". Nur wer sich gut auskennt, kann das zugefrorene Gewässer auch einschätzen. Ortsfremde tun sich in der Regel damit sehr schwer. Wer sich wirklich sicher sein will, muss Eisbohrungen vornehmen, um die Dichte festzustellen. "Das machen aber nur die wenigsten", gibt er zu. Denn Eisbohrungen sind aufwendig. Eine Auskunft, ob und welches Gewässer im Landkreis sicher ist, kann Welter trotz aller Erfahrung nicht geben. Damit würde man sich haftbar machen, sagt er. Passanten sollten die Warnschilder an den Seen beachten, die vor dem Betreten warnen. Wer sie missachtet, handelt auf eigene Gefahr.

Wer einbricht, sollte lautstark auf sich aufmerksam machen, ohne sich dabei viel im Wasser zu bewegen, rät der Experte. Auch nur wenige Minuten unter Wasser entziehen dem Körper jegliche Wärme, führen zu Bewusstlosigkeit und können deswegen lebensbedrohlich sein. Deshalb empfiehlt Welter, behutsam zum Ufer zu robben, da man durch unvorsichtiges Aufstützen der Ellenbogen möglicherweise immer mehr Eis um sich herum zum Einbrechen bringt. Das Schlimmste, was passieren kann, ist aus Hektik und Panik unter die Eisdecke zu geraten, denn dort verliert man schnell die Orientierung.

Auf dickem Eis bewegen sich die Stockschützen am Weiher an der Kufsteiner Straße in Dachau. (Foto: Toni Heigl)

Eigene Sicherheit nicht vernachlässigen

Wer vom Ufer aus beobachten hat, wie jemand ins Eis einbricht, sollte schnell die 112 wählen, um Hilfe zu holen. Ist man in Begleitung kann man versuchen mit einer Sicherung vom Ufer aus, dem Verunglückten ein Rettungsmittel zu reichen, um ihn aus dem Wasser zu ziehen. "Die eigene Sicherheit darf dabei aber nicht außer Acht geraten", betont der Wasserwachtler und warnt vor einer Verschlimmerung der Situation.

Für alle, die ohne Risiko Eislaufen wollen, empfiehlt es sich, ins Dachauer Eisstadion zu gehen. Das rät jedenfalls Oliver Welter aus leidvoller Erfahrung, dafür aber mit einem Augenzwinkern.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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