Dachau:Vorsicht vor giftiger Dekoration

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Allseits beliebt, aber für Kinder nicht gänzlich unbedenklich: der Weihnachtsstern. (Foto: dpa/Stars for Europe)

Bestimmte Pflanzen sollte man besonders von Kindern fernhalten

Von Nicole Lamers, Dachau

Weihnachtsschmuck sieht hübsch aus, glitzert festlich und erwärmt die Herzen. Aber bei manchem Gesteck ist Vorsicht geboten: Es gibt eine ganze Reihe von Giftpflanzen unter den Weihnachtsdekorationen. Die Gemeinschaftspraxis für Kinder- und Jugendmedizin von Barbara Parhofer und Rüdiger Wiß in Dachau empfiehlt daher allen Eltern unbedingt solche Pflanzen außerhalb der Reichweite von Kindern zu halten. Solange die Kinder noch unter drei Jahre alt sind sollte man sogar ganz auf giftige Zimmerpflanzen verzichten.

Hochgiftig sind die gern in Kränzen und anderer Dekoration verarbeiteten Zweige von Zypresse und Lebensbaum (Thuja). Sie sind nicht nur bei Aufnahme über den Magendarmtrakt giftig, sondern können schon beim Schneiden der Zweige Hautreizungen hervorrufen. Auch Efeu, Buchs und Stechpalme (Ilex) sind in allen Teilen giftig. Unter den blühenden Pflanzen, die an Weihnachten gerne im Topf oder der Vase als Schmuck dienen, ist vor Amaryllis, Rittersporn und Alpenveilchen zu warnen. Sie sind als giftig bis sehr giftig einzustufen.

Einige Giftpflanzen locken mit durchaus ansprechend aussehenden Beeren, so zum Beispiel die Stechpalme (Ilex). Ihre roten Beeren sind hochgiftig, ebenso wie die des Efeus oder die Früchte der Rosskastanie. Wacholderbeeren sind wie auch die Nadeln der Pflanze nur schwach giftig, doch gerade für Kinder kann der Verzehr problematisch werden.

Die Medizinerin Katrin Romanek vom Giftnotruf München berichtet, dass die häufigsten Anrufe zum Thema Giftpflanzen von Eltern kommen, deren Kinder Kontakt mit solchen Pflanzen hatten. Dies beschränke sich leider nicht nur auf die Weihnachtszeit. Zum Glück verlaufen die meisten Fälle glimpflich und es kommt nur selten zu schweren Vergiftungen mit Todesfolge. Dennoch sind gerade Kinder die meistgefährdetste Gruppe, wenn es um Vergiftungen geht.

Neben Eibe und Muskatnuss sei die Mistel eine der am häufigsten angefragten Pflanzen, berichtet Romanek. Denn dass der Mistelzweig traditionell über der Tür aufgehängt wird, macht insofern Sinn, als dass Teile der schwach giftigen Pflanze bei kleineren Kindern Magen- und Darmbeschwerden auslösen können. Also besser außerhalb der Reichweite der Kleinen anbringen und auf herunterfallende Blätter achten.

Der beliebte Weihnachtsstern stellt einen Grenzfall dar: Die Pflanze ist in der Wildform giftig, inzwischen werden im Handel jedoch Zuchtformen angeboten, die ungiftig sein sollen. Allerdings sind diese äußerlich nicht von den Wildformen zu unterscheiden und man sollte daher trotzdem Vorsicht walten lassen. Vergiftungen durch den Weihnachtsstern sind laut Katrin Romanek in der Praxis glücklicherweise eher selten. Sie warnt jedoch, dass der Milchsaft, der bei Verletzungen von Stängel oder Blättern austritt, zu Hautreizungen führen kann. Deshalb sollte der Weihnachtsstern als möglicherweise gefährliche Zimmerdekoration eingestuft werden.

Was ist zu tun, wenn es trotz aller Vorsicht zu einer Vergiftung kommt oder Eltern befürchten, dass ihre Kinder Kontakt mit einem Gift hatten? Die Giftnotrufzentrale hilft unter Telefon 089/19240 weiter. Die Beratung ist kostenlos und kommt von spezialisierten Abteilungen in Krankenhäusern. Im Falle einer akuten Vergiftung mit lebensbedrohlichen Symptomen sollte jedoch sofort der Notarzt (112) verständigt werden. Für die Eltern gilt es, Ruhe zu bewahren. Pflanzenteile sollten schnell aus dem Mund des Betroffenen entfernt werden. Aber bitte nicht wegschmeißen, sondern aufheben, damit die Pflanze noch bestimmt werden kann. Davon hängt nämlich die weitere Behandlung ab. Wichtig ist auch, wie in allen Vergiftungsfällen: Kein Erbrechen auslösen. Die beste Prävention ist immer noch ungiftige oder sogar essbare Dekomaterialien zu verwenden.

© SZ vom 24.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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