Dachau:Anwohner leiden unter starkem Verkehrslärm

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Lärm, Schmutz, Abgase: Die Mittermayerstraße gehört zu den Durchgangsstraßen, deren Anwohner am stärksten belastet sind. (Foto: Toni Heigl)

Die Belastung ist auch nachts groß. Jetzt möchte die Stadt die Situation verbessern und denkt an Tempolimits, Flüsterasphalt und Durchfahrtsverbote

Von Petra Schafflik, Dachau

Dröhnende Schwerlaster und vorbei zischende Raser - kaum eine Bürgerversammlung, auf der sich die Dachauer nicht über die Belastung durch den ständig wachsenden Verkehr beklagen. Gerade an den Durchgangsstraßen leiden die Anwohner unter dem Krach passierender Fahrzeuge. Um Abhilfe zu schaffen, hat der Stadtrat schon 2014 beschlossen, einen Lärmaktionsplan für Dachau zu erstellen. Als Basis wurde eine schalltechnische Untersuchung in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse Experte Christian Fend vom Greifenberger Büro Accon jetzt im Umwelt- und Verkehrsausschuss präsentierte. Doch mit einer Karte, auf der die Lärm-Brennpunkte der Stadt verzeichnet sind, ist es nicht getan. Deshalb wird die Verwaltung nun einen Lärm-Aktionsplan erarbeiten. Geprüft werden etwa Tempolimits, Flüsterasphalt, Durchfahrtsverbote für Lastwagen und Motorräder, weitere Verbesserungen für den öffentlichen Nahverkehr und der Schutz ruhiger Gebiete in der Stadt.

Klagen über Lärm, vor allem von Rasern

Wie laut es in der Stadt ist, haben die Experten auf der Basis von Verkehrszahlen hochgerechnet. Und dabei herausgefunden, dass 958 Dachauer Tag und Nacht sehr hohen Belastungen von durchschnittlich 67 Dezibel ausgesetzt sind. 883 Bürger haben speziell auch nachts keine Ruhe, weil Verkehrslärm von 57 Dezibel und mehr an ihre Ohren dröhnt. Die Betroffenen wohnen allesamt an viel befahrenen Durchgangsstrecken wie der Kreuzung Münchner- /Bahnhofsstraße oder entlang der Mittermayer-, Ludwig-Thoma- und Erich-Ollenhauer-Straße. Die theoretisch kalkulierten Daten entsprechen dem, was die Bürger auch selbst spüren. In einer Befragung, an der sich im vorigen Jahr 523 Dachauer beteiligt haben, klagten 75 Prozent der Teilnehmer über Lärm, vor allem von Rasern. Besonders nervt der Verkehr laut dieser Umfrage in der Münchner-, Schiller-, Schleißheimer und Sudetenlandstraße. Aber im Stadtgebiet gibt es auch stille Plätzchen, vor allem die Wege an der Amper, den Schlossgarten und den Stadtwald schätzen die Dachauer als Ruhe-Oasen.

Um die Lärm-Geplagten besser zu schützen, kann ein Lärmaktionsplan eine ganze Palette von Maßnahmen umfassen, informierte Referent Christian Fend. Tempo 30 statt 50 bringe eine Lärmreduzierung bis drei Dezibel, Flüsterasphalt verringere den Krach um vier Dezibel, und weniger Lkw-Verkehr kann ein Minus von bis zu sechs Dezibel erzeugen. Hilfreich ist auch ein attraktiver öffentlicher Nahverkehr, der mehr Menschen weg vom Auto hin zu Bussen und Bahnen bringt. Als "letzte Maßnahme" gelten Lärmschutzfenster.

Tempo 30 kann sich nicht durchsetzen

Tatsächlich habe die Stadt gerade zur Verkehrsvermeidung schon viel getan, betonte Volker C. Koch (SPD). Der Verkehrsreferent nannte das gerade entstehende Radl-Parkhaus am Bahnhof oder die Ausweitung des Bus-Angebots am Abend. Dennoch sollte die Stadt einen speziellen Lärmaktionsplan anpacken. "Denn Lärm macht krank." Koch hält bei ohnehin geplanten Straßensanierungen den Einbau von Flüsterasphalt für sinnvoll. Als Maßnahme, die als einzige nichts kostet, befürwortet Sabine Geißler (Bündnis für Dachau) ein Tempolimit. CSU-Stadtrat Peter Strauch plädiert dafür, gezielt zu agieren. Also nicht an der äußeren Langwieder Straße, wo - ein Extrembeispiel der Studie - gerade einmal ein Dachauer unter dem Lärm der Bundesstraße 471 leidet. "Lieber dort handeln, wo viele Leute wohnen", vor allem an der Mittermayerstraße, findet Strauch. Auch die Ortsumfahrung sollte als Maßnahme ins Konzept aufgenommen werden, fordert der CSU-Fraktionsvorsitzende.

Um einen Lärmaktionsplan für Dachau zu erstellen, soll die Verwaltung die ganze Palette von Maßnahmen prüfen wie lärmarme Straßenbeläge bei anstehenden Sanierungen, Schallschutzwände und -fenster, ein Beschleunigungssystem für Busse, Elektrobusse, Parkraum-Management, mehr Car-Sharing und Umgehungsstraßen. Geprüft werden auch Geschwindigkeitslimits an allen Brennpunkten. Tempo 30 statt 50 finden die Räte von CSU, Bürgern für Dachau und Freien Wählern zwar nur an der Mittermayerstraße gut, konnten sich aber nicht durchsetzen. Deshalb wird eine Beschränkung für alle Brennpunkte geprüft. Außerdem wird untersucht, wo "ruhige Gebiete" im Flächennutzungsplan ausgewiesen werden können. Ziel ist, diese akustischen Erholungsinseln vor einer Zunahme von Lärm zu schützen. Insgesamt verpflichtet sich der Stadtrat, bei künftigen Entscheidungen immer den Lärm-Aspekt im Blick zu behalten.

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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