Dachau:Vielfalt statt Einfalt

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Menschen aller Kulturen haben im Adolf-Hölzl-Haus zusammen gefeiert. Der Toleranz-Jam fand nun schon zum zweiten Mal statt und war gut besucht. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Projekte führen Menschen unterschiedlicher Kulturen zusammen und werben für Integration und Toleranz

Von Fam Marie Schaper, Dachau

Ein Theaterstück über die Gastarbeiterzeit, eine Lesenacht mit Geistergeschichten aus aller Welt, ein Menschenlogo aus Schülerinnen und Schülern oder ein Erzählcafé mit Flüchtlingen: Die Kampagne der Stadt Dachau für Vielfalt und Toleranz "Einer für alle, alle für bunt" hat einen Monat lang mit mehreren verschiedenen Projekten und Veranstaltungen für eine vielfältige Gesellschaft geworben. Ziel der Organisatoren war es, interkulturelle Begegnungen zu ermöglichen und die Teilnehmer für das Thema Integration zu sensibilisieren.

Die Idee für dieses Projekt entstand bei den Treffen des Runden Tisches für Jugend und Integration in Dachau. Dieser trifft sich vierteljährlich und setzt sich dafür ein, dass jugendliche Migranten in der Stadt besser integriert werden. Zur Umsetzung der Kampagne wurde ein Arbeitskreis gegründet, der sich hauptsächlich aus Teilnehmern des Runden Tisches zusammensetzt. Das Projekt lief schon 2014 an. Damals konzentrierten sich die Organisatoren vor allem auf Projekte, die es zum Thema Vielfalt in Dachau bereits gab. Heuer dagegen präsentierten die Vereine, die sich schon im vergangenen Jahr an der Kampagne beteiligten, viele neue Aktionen.

Mehrere Projekte brachte etwa Sabina Endter-Navratil, Quartiersmanagerin des Stadtteils Dachau-Ost, in die Kampagne ein. Die Quartiersmanagerin, die sich auch in einer Wohngruppe für Flüchtlinge engagiert, organisierte einige Aktionen im Bürgertreff. Auch Stadträtin Sophie Kyriakidov erfüllte die Kampagne mit Leben und realisierte mehrere Projekte mit den griechischen Vereinen. Tuncer Bayrak vertrat die türkisch-islamischen Vereine in Dachau. Der Toleranz Jam, bei dem Menschen verschiedener Kulturen zusammen feiern, wurde von Tanja Jørgensen arrangiert, die für das Kulturamt arbeitet. Insgesamt wirkten an der Kampagne mehr als 20 Personen, Vereine und Organisationen mit. Die Kampagne wurde zu einem Gemeinschaftsprojekt. Auch Schulen entwickelten eigene Projekte. Da auch Lehrer der Dachauer Berufsschule und die Jugendsozialarbeiterin der Ludwig-Thoma-Schule, Sabine Decker, regelmäßig am Runden Tisch teilnehmen, kamen schnell einige gemeinsame Aktionen zustande. Beteiligt waren zudem das Ignaz-Taschner- und das Josef-Effner-Gymnasium. Die Organisation nahmen vor allem die Schülerinnen und Schüler selbst in die Hand. Eine Tatsache, die alle Mitglieder des Runden Tisches gefreut hat. Denn die Kampagne soll vor allem Jugendliche erreichen.

Alle Projekte wurden von Sonja Würschnitzer koordiniert. Sie arbeitet in der Abteilung Jugend der Dachauer Stadtverwaltung. Dabei befasst sie sich vor allem mit der Integration ausländischer Jugendlicher. Da ihr Mann aus China stammt, kennt sie die Probleme, die entstehen, wenn man als Ausländer in einem fremden Kulturkreis lebt. Deshalb hat sie zu dem Thema auch eine persönliche Beziehung. Vor allem die Aktionen mit interkulturellen Begegnungen liegen ihr am Herzen. "Sie zeigen uns, dass wir doch mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben", sagt Würschnitzer. Eine Veranstaltung, die Nähe zwischen Flüchtlingen und Deutschen aufbauen sollte, war das Kochprojekt mit der Flüchtlingsklasse der Dachauer Berufsschule und einer Klasse des Ignaz-Taschner-Gymnasiums. Es ermöglichte den Jugendlichen, sich über gemeinsame Aktivitäten anzunähern. Und auch der Toleranz Jam führte Menschen aus verschiedenen Kulturen zusammen. Wenn Menschen miteinander tanzen, unterscheide keiner mehr zwischen Ausländern und Einheimischen, erklärt Würschnitzer. Beide Veranstaltungen waren gut besucht. Aber auch Themennachmittage wie der über interreligiöse Beziehungen seien wichtig. Dieser war zwar nicht so gut besucht. Doch die Teilnehmer tauschten sich rege aus und diskutierten über viele Themen und Fragen.

Insgesamt sind die Organisatoren mit der Kampagne zufrieden. Zwar seien manche Veranstaltungen nicht so gut besucht gewesen. Doch auf jede Aktion habe es eine positive Resonanz gegeben. "Wir haben keine Beschwerden erhalten", betont Würschnitzer. Im nächsten Jahr soll die Kampagne für Vielfalt und Toleranz fortgesetzt werden. Würschnitzer: "Das Projekt ist gut angelaufen, wir halten auf jeden Fall daran fest."

© SZ vom 30.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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