Dachau:Viele Versprechen

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Die alte, gescheiterte Garde des TSV Dachau 1865: der ehemalige Vorsitzende Richard Reisböck und der Ex-Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU). (Foto: Toni Heigl)

Die Geschichte des TSV Dachau 1865 oder 15 Jahre vergebliche Grundstücksverhandlungen

Von Benjamin Emonts, Dachau

Die Geschichte des TSV Dachau 1865 ist seit 15 Jahren ein Auf und Ab zwischen Euphorie und Ernüchterung. Immer wieder gab es Momente, in denen der Verein dachte, er könnte auf ein neues Sportgelände östlich der Theodor-Heuss-Straße umsiedeln. Doch die Verhandlungen zwischen Grundstückseigentümern und Vereinsvorstand kamen nicht voran. Der TSV wollte die Grundstücke selbst erwerben, auch weil das bisherige Gelände ihm gehört. Aus dem Erlös wollte er den Handel finanzieren. In Dachau üblich ist indes ein anderes Modell. Die Kommune erwirbt ein Gelände und überlässt es dem Sportverein auf Erbpacht. Mit öffentlichen Zuschüssen und Eigenmitteln wird dann gebaut. Die Erkenntnis, dass dieser Weg auch für den TSV 1865 der richtige ist, setzte sich erst langsam durch.

Im Jahr 2002 stellte der eben erst gewählte Dachauer Oberbürgermeister Peter Bürgel (CSU) - er ist selbst TSV-Mitglied - einen Umzug auf ein Areal östlich der Theodor-Heuss-Straße in Aussicht. Bürgels Freund und damaliger TSV-Vorsitzender Richard Reisböck, der seinerzeit noch im städtischen Bauamt tätig war, frohlockte. Im Mai 2006 verbreitete der Verein die Meldung, sich mit den Eignern im Zuge einer sozialgerechten Bodennutzung geeinigt zu haben. Reisböck kündigte den Baubeginn für 2007 an. Er versprach eine Dreifach- und eine Einfachhalle, ein Stadion, drei Trainingsplätze, einen Kunstrasenplatz, ein Multifunktionsfeld und eine Vereinsgaststätte mit Biergarten. OB Bürgel verdeutlichte die Dringlichkeit der Umsiedelung des Sportvereins. "Von Augustenfeld bis zur Moosschwaige werden hier bald 6000 Menschen leben", sagte er. "Das TSV-Gelände an der Jahnstraße ist schlichtweg nicht mehr tauglich." Aber tatsächlich passierte nichts.

Die Grundstücksverhandlungen kamen nicht voran. Der TSV hatte sich mit potenziellen Verkäufern auf komplizierte Optionsvereinbarungen eingelassen. Gleichzeitig vereinbarte er den Verkauf des bestehenden Geländes an einen Bauträger, der seinerseits als Sponsor des Vereins fungierte. Im September 2009 folgte der vierjährige Stillstand. Ende 2013 hieß es dann plötzlich, die Verhandlungen könnten bis 2014 endlich abgeschlossen werden.

Der Hauptausschuss des Stadtrats nahm die Beratungen über die Pläne des Sportvereins wieder auf. Denn gebaut werden kann nur, wenn die Stadt sich finanziell engagiert und auch die Baumaßnahmen genehmigt. OB Bürgel sagte damals, dass die nötigen Grundstücke im nächsten Jahr erworben sein dürften. Angeblich fehle nur noch die Einigung mit einer einzigen Erbengemeinschaft, hieß es wenige Monate vor den Kommunalwahlen im März 2014. Der Verkauf des Stammgeländes, das dem TSV gehört, sollte neu ausgeschrieben werden. Die neue Sportanlage sollte bereits 2017 fertig gestellt sein.

Jetzt ärgerten sich Stadträte, weil sie vom angeblich bevorstehenden Umzug aus der Zeitung erfahren hatten. Bürgels damaliger Kontrahent um den Posten eines Oberbürgermeisters und aktueller Amtsinhaber, Florian Hartmann (SPD), witterte eine unzulässige Wahlkampfhilfe. In Wahrheit waren die Grundstücksverhandlungen noch längst nicht beendet. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Ex-Vorsitzender Richard Reisböck warnt vor der mit dem Stadtrat getroffenen Vereinbarung auf einen teilweisen Umzug: "Wenn der Verein nicht ganz umsiedelt, ist er in fünf Jahren tot."

© SZ vom 09.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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