Dachau:Viel, aber nicht genug

Lesezeit: 2 min

Der Kulturetat der Stadt Dachau und die großen Optionen

Von Wolfgang Eitler, Dachau

3,5 Millionen Euro für die Kultur allein in der Stadt Dachau lesen sich ansprechend. Kulturamtsleiter Tobias Schneider gibt sich zufrieden, weil er den Richtwert von vier Prozent des Gesamtetats für 2016 erreicht hat. Weniger gäbe zu Bedenken. Mehr wäre ein Grund zu Jubeln. Aber der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) baut seit einigen Wochen schon vor. Dabei versieht er seine Warnrufe stets mit dem Zusatz, dass gerade die Kultur wichtig sei für eine "lebendige Stadt". Zusammengefasst lautet sein Appell: Liebe Künstler, liebe Kulturschaffende, seid mit dem zufrieden, was es gibt. Mehr geht nicht.

Mehr wäre aber schön, nicht weil ein weiteres Angebot nun Luxus wäre, sondern weil die Stadt kulturell keine neuen Impulse setzt. Die zahlreichen musikalischen Veranstaltungen ließen sich nach einer Geheimidee von Kulturamtsleiter Schneider durch ein Festival abrunden. Die Räumlichkeiten der Galerie der Künstlervereinigung Dachau waren und sind nur eine Übergangslösung. Die kommunale Neue Galerie ist in ihrem jetzigen baulichen Zustand regional und überregional nicht konkurrenzfähig. Der Standort ist heimelig lauschig, die Galerie selber öde.

Die Neue Galerie gehört zum kommunalen Zweckverband von Stadt und Landkreis, der auch das Bezirksmuseum und die Gemäldegalerie für Freilichtmalerei betreibt. Die Kosten liegen insgesamt bei etwa 1,2 Millionen Euro. 600 000 Euro muss Dachau übernehmen. Aber der wirkliche Ausstellungsetat liegt in einem Bereich, mit dem keine wirklich großen Projekte zu stemmen sind. Allerdings wären Kunst und Musik nachweislich geeignet, die regionale und überregionale Attraktivität zu steigern und ein kulturinteressiertes Publikum nach Dachau zu locken. Aber ein Konzept für den regionalen Kulturtourismus mit der Stadt als Magnet- und Brennpunkt existiert bis heute nicht.

Zwar hat sich Dachau Agil als Regionalentwicklungsverein in der Altstadt niedergelassen und versteht sich als Tourismusmotor. Aber die Projekte liegen geografisch und ideell an der Peripherie. Kloster- oder Oxnwegen im nordwestlichen Landkreis sind nette Ergänzungen. Die Musik spielt in Dachau, Altomünster, Indersdorf oder Haimhausen. Ein interkulturelles Projekt der Tourismusförderung müsste von Dachau aus gedacht werden. Und wer sich an die Modersohn-Becker-Ausstellung erinnert, die vor vielen Jahren zigtausende Besucher herlockte, weiß um das Potenzial.

In den 3,5 Millionen Euro sind der Musiksommer mit internationalen Bands, die Kulturschranne, die bildende Kunst und der Zweckverband enthalten. Dazu sämtliche Zuschüsse und Kosten für Kulturvereine, die Zeitgeschichte und den Tourismus. Und der städtische Anteil von maximal 70 000 Euro für die Baselitz-Ausstellung im Schloss, die zeigen wird, was möglich wäre.

© SZ vom 24.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: