Dachau:Verschärfte Kontrollen

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Immer mehr Schwarzfahrer landen vor Gericht

Von Benjamin Emonts, Dachau

Körperverletzung, Betrug oder Diebstahl zählen vor dem Dachauer Amtsgericht zu den gängigsten Delikten. Mit Abstand am häufigsten aber wird seit etwa zwei Jahren der Tatbestand "Erschleichen von Leistungen" verhandelt. Dass Schwarzfahrer - oder sogenannte Leistungserschleicher - immer öfter auf der Anklagebank landen, hat einen einfachen Grund: Die Deutsche Bahn hat seit Herbst 2014 ihre Fahrkartenkontrollen im Raum München deutlich verschärft und ausgeweitet.

Stefan Lorenz, Pressesprecher des Dachauer Amtsgerichts, und die vier dort tätigen Strafrichter bestätigen den Trend: "Die Verfahren haben zugenommen." Eine Anzeige erhält, wer mindestens drei Mal innerhalb von drei Kalendermonaten ohne gültigen Fahrschein angetroffen wird und einen gültigen Fahrschein auch nicht nachträglich vorzeigen kann. Bereits beim ersten Vergehen werden die Personen angezeigt, die einen Fahrausweis gefälscht oder falsche Personalien abgegeben haben, nachdem sie kontrolliert wurden.

Im Durchschnitt sind die wegen Leistungserschleichung am Amtsgericht Angeklagten drei bis fünf mal beim Schwarzfahren erwischt worden, sagt Pressesprecher Lorenz. Es gibt aber auch Extremtäter, die sich mehr als zehn Mal innerhalb weniger Monate ertappen ließen. Vor Gericht werden die Schwarzfahrten einzeln abgegolten und zu einer Gesamtstrafe geformt. Nicht selten kommen dabei Geldstrafen zwischen 45 und 60 Tagessätzen heraus, die im vierstelligen Bereich liegen.

Ein Sprecher der Deutschen Bahn bestätigt, dass sich die Zahl der belangten Schwarzfahrer in den vergangenen zwei Jahren deutlich erhöht habe. Im Bereich des Münchner Verkehrsverbundes (MVV) stellte man einen Anstieg der Schwarzfahrten fest. Im Herbst 2014 reagierte die Deutsche Bahn darauf, indem sie ihre Kontrollen verstärkte und neu organisierte. Wenn die Fahrgäste früher von zwei uniformierten Bahnangestellten kontrolliert wurden, sind es heute meist zivile Kontrolleure, die in größerer Zahl ausschwärmen. "Sie tragen verschlissene Kleidung, Tattoos und haben auch Migrationshintergrund", sagt der Bahnsprecher. "Unsere Kontrolleure entsprechen dem Querschnitt unserer Fahrgäste."

Von weitem sind die Kontrolleure dadurch nicht mehr als solche zu erkennen, "sich den Kontrollen zu entziehen ist nicht mehr möglich", sagt der Pressesprecher. Anstatt in Zweierteams seien die zivilen Kontrolleure oftmals in Achtergruppen unterwegs. "So können ganze Waggons auf einmal kontrolliert werden."

Vollkontrollen an den Zu- und Ausgängen zum Bahnsteig erschweren das Schwarzfahren zusätzlich. Wer aus der Bahn aussteigt oder ohne Ticket zusteigen will, sich womöglich bereits in Sicherheit wähnt, kann auch noch außerhalb der Bahn kontrolliert werden. Denn der Bereich des Bahnsteigs liegt zwischen den Gleisen und den Fahrkartenentwertern. Wer sich hier aufhält, muss ein gültiges Ticket oder eine Bahnsteigkarte vorweisen, die an entsprechenden Automaten für 60 Cent erhältlich sind.

© SZ vom 21.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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