Dachau:Trost finden in der Kunst

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Therapeutin Sina Weber erinnert mit einem Workshop für Kinder an die Malerin Ingrid Wüsteney im Wasserturm.

Julia Richthammer

Schon seit ihrer Kindheit war die kürzlich verstorbene Ingrid Wüsteney künstlerisch aktiv. Sie besuchte eine Malschule, gewann Preise mit ihren Bildern, schrieb auch Gedichte. Ihr Traum war es, mit ihrer Kunst Geld zu verdienen, im künstlerischen Bereich tätig zu sein. Doch es sollte nicht sein. Ingrid Wüsteney malte und zeichnete Zeit ihres Lebens, doch erst nach ihrem Tod werden ihre Werke der Öffentlichkeit in einer Ausstellung im Dachauer Wasserturm präsentiert. Vater Jürgen Wüsteney hat diese Ausstellung organisiert, in großer Eile, denn er wollte, dass seine schwer kranke Tochter ihre eigene Ausstellung noch mit eigenen Augen sieht. Die Zeit reichte nicht. Ingrid Wüsteney verstarb vorher.

Mit Feuereifer gestalten Hanna und zehn weitere Kinder vor dem Dachauer Wasserturm die Hintergründe für ihre Traumbilder. (Foto: Toni Heigl)

Die Ausstellung findet dennoch statt, in Erinnerung an die Tochter. Ingrids Kinder, die Enkelkinder von Jürgen Wüsteney, sollen ein schönes Bild, eine schöne Erinnerung von ihrer Mutter behalten. Und sie können nun selbst erleben, wie ihre Mutter künstlerisch tätig war. In einem dreitägigen Workshop schaffen 14 Kinder zwischen fünf und elf Jahren jeweils drei Kunstwerke nach Techniken von Wüsteney: ein "Traumbild", auf dem jedes Kind seiner Phantasie freien Lauf lassen kann, ein gebasteltes Steintier und eine Zeichnung eines Tieres. Ihre Werke werden in der Ausstellung neben den Bildern von Ingrid Wüsteney zu sehen sein. Unter den Teilnehmern sind auch Tanja und Marco, die beiden Kinder der Künstlerin.

Den Workshop leitet Kunsttherapeutin Sina Weber, sie und Wüsteney waren gemeinsam in der Kunsttherapie tätig. "Schöpferisch tätig zu sein, die Fantasieübungen, die wir hier machen, das halte ich für eine wichtige Heilquelle", sagt Weber, die Wüsteneys "klassisches Frauenschicksal" bedauert: "Sie wollte gerne Künstlerin sein, konnte aber nicht." Die Kinder sind mit Feuereifer dabei.

Die Freundinnen Sarah und Marietta haben so viel Spaß am Malen und Zeichnen, dass sie sich sofort für den Workshop angemeldet haben, als sie durch Sarahs Vater davon erfahren haben. Die beiden Elfjährigen haben schon am ersten Tag des Kurses eine genaue Vorstellung von ihren Traumbildern. Doch nach einem Plan vorzugehen, ist nicht nötig, meint Sina Weber. Sich vorher zu überlegen, wie das Bild aussehen soll, ist genauso möglich, wie ein Schritt für Schritt über drei Tage entstehendes Bild.

Jürgen Wüsteney hat eine Stiftung gegründet, sodass der Workshop die Teilnehmer nicht viel Geld kostet. Die Einnahmen der Stiftung sollen an den Dachauer Wasserturm gehen. Das Projekt soll aber nicht einmalig bleiben. Jürgen Wüsteney und Sina Weber wollen eine jährliche Veranstaltung daraus machen, welche die Kinder der Kunst mit Spaß näherbringt. Eine Veranstaltung, die wie der Kinderkunstraum Nachwuchskünstlern einen guten Zugang zur Kunst verschafft. "Wenn Kinder einen guten Zugang zur Kunst finden, bleibt ihnen das ein Leben lang", sagt Weber. Basis für diesen Workshop sind die Bilder von Ingrid Wüsteney. Wie sich der Kurs danach entwickelt, müsse man sehen. "Aber Ingrid hat nach so vielen verschiedenen Techniken gearbeitet." Jürgen Wüsteney und Weber planen, die Kunstwerke der Kinder zu Gunsten des Wasserturms zu versteigern. So kommt Ingrid Wüsteney zu einer späten Ehrung und ihr Andenken dient einem guten Zweck.

Vernissage am Samstag, 4. August, um 15 Uhr mit dem Gospelchor "Kornelius-Voices"; Ausstellung Sonntag, 5. August, 11 bis 18 Uhr.

© SZ vom 03.08.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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